12.12.2012 Aufrufe

JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Spinozerebelläre<br />

Ataxien<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN 220<br />

Im Berichtszeitraum wurde publiziert:<br />

Klein, Christine, et al.: A major locus for myoclonus dystonia maps<br />

to chromosome 7q in eight families. – In: Am. J. Hum. Genet. 67.<br />

<strong>2000</strong>. S. 1314-1319.<br />

Für die „Charakterisierung induzierbarer transgener Mäuse für die<br />

spinozerebelläre Ataxie Typ 3“ erhielt Prof. O. Rieß, Abteilung für<br />

Medizinische Genetik der Universität Rostock, Fördermittel.<br />

Eine ständig wachsende Anzahl erblicher neurodegenerativer Erkrankungen<br />

wird durch die Expansion eines CAG-Trinukleotidrepeats<br />

in der kodierenden Region von bestimmten Genen hervorgerufen.<br />

Diese CAG-Einheiten werden im Protein in eine Polyglutaminkette<br />

überschrieben, so dass man diese Erkrankungsgruppe auch Polyglutaminerkrankungen<br />

nennt. Die normale Funktion der meisten<br />

betroffenen Gene, sowie der pathogene Prozess, der dem selektiven<br />

Nervenzelltod zugrunde liegt, sind bisher nicht bekannt. Fest steht<br />

jedoch, dass es bei den Patienten zu einer Aggregation der normalerweise<br />

zytoplasmatisch vorliegenden betroffenen Proteine in den<br />

Zellkernen neuronaler Zellen kommt (nukleäre Einschlusskörperchen).<br />

Zu den Polyglutaminerkrankungen gehört die spinozerebelläre Ataxie<br />

Typ 3 (SCA3). Die Erkrankung wird autosomal dominant vererbt,<br />

d. h. 50 Prozent der Nachkommen von Patienten werden wiederum<br />

erkranken. Klinisch ist die SCA3 durch eine fortschreitende Gangunsicherheit,<br />

Sprach- und Schluckstörungen, Augenbewegungensstörungen<br />

und zahlreiche weitere neurologische Symptome gekennzeichnet.<br />

Die Erkrankung manifestiert sich meist zwischen dem 30.<br />

und 40. Lebensjahr, verläuft progredient und führt schließlich zum<br />

Tode der Patienten. Eine Heilung bzw. Medikamente zur Verlangsamung<br />

des Krankheitsprozesses gibt es bisher nicht. Um die Pathogenese<br />

der SCA3 besser analysieren zu können, und um potentielle<br />

Therapien in Zukunft anhand eines Tiermodells testen zu können<br />

(natürliche Tiermodelle für diese Erkrankung gibt es nicht), werden<br />

im Rahmen des Projektes transgene Tiere für SCA3 generiert und<br />

charakterisiert.<br />

Transgene Tiere werden generiert, indem man in das Gen (cDNA-<br />

Konstrukt) 15 CAGs (normal, Kontrolltiere) bzw. 77 CAG-Einheiten<br />

(stark expandiertes Allel eines betroffenen Patienten) einbaut und in<br />

die befruchtete Eizelle von Mäusen injiziert. Die Arbeitsgruppe von<br />

Prof. Rieß will ein von Prof. Bujard (Heidelberg) entwickeltes System<br />

nutzen, das sogenannte Tetrazyklin-induzierbare Expressionssystem<br />

(Tet-Off), mit dessen Hilfe das Ablesen des transgenen Konstruktes<br />

(Expression) in den Tieren reguliert werden kann. Damit dieser<br />

Technik lässt sich die Genexpression des Transgens ein- bzw. abschalten,<br />

was bei konventionellen transgenen Tieren nicht möglich<br />

ist. Speziell soll das Verhältnis zwischen der Bildung neuronaler nukleärer<br />

Einschlusskörperchen und der Entwicklung des Phänotyps<br />

untersucht werden. Interessant ist dabei die Fragestellung, ob sich

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!