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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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QUERSCHNITTBEREICH „BILD UND BILDLICHKEIT“<br />

kunst in eine gemeinsame, vergleichende Perspektive einbinden.<br />

Mittels dieses Instrumentariums soll gezeigt werden, dass der mediale<br />

Wandel, welcher die bildenden Künste in besonders auffallendem<br />

Maße prägt und bei der Darstellung bildhafter Porträts jeweils<br />

mittel- oder unmittelbar reflektiert wird, seinerseits ein maßgeblicher<br />

Indikator für die Geschichte und Ausprägung der Problemkonstellationen<br />

und die Form des Romans sein kann. Die Ermittlung, welcher<br />

Stellenwert den Porträtschilderungen – v. a. in Bezug auf die Darstellung<br />

realer Personen in denselben Romanen – jeweils zukommt, erbringt<br />

dadurch auf abstrakter Ebene zugleich einen Beitrag zur<br />

Funktionsbestimmung des neuzeitlichen Romans tout court.<br />

Da die Porträtdarstellungen erstens in erheblichem Maß durch den<br />

Diskurs ihrer Zeit über die bildenden Künste bestimmt sind und<br />

zweitens ihre Widerspiegelungsfunktion in Bezug auf Personenbeschreibung<br />

und Romanstruktur selbst einem historischen Funktionswandel<br />

unterworfen ist, muss die Einsatzweise der mise en abîme<br />

anhand bildhafter Porträts jeweils historisch gebunden analysiert<br />

werden. Als drei Schwerpunkte der Untersuchung sind geplant:<br />

– Der Roman des frühen 19. Jahrhunderts, der – nicht nur bezüglich<br />

der Personendarstellung – als Reaktion um die Physiognomik-<br />

Debatte und im Kontext der kunsttheoretischen Porträtdiskussion<br />

des späten 18. Jahrhunderts zu lesen ist.<br />

– Der Roman des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts,<br />

in dem die massive Krise des überkommenen Porträts in<br />

der bildenden Kunst zahlreiche Entsprechungen und Gegenreaktionen<br />

in der Literatur hervorruft.<br />

– Der Roman der Nachkriegszeit, der unter der doppelten Voraussetzung<br />

von Identitätsdiffusion und medialer Beschleunigung<br />

steht und hierauf mit spezifischen Veränderungen in der Personendarstellung<br />

reagiert.<br />

Für eine Tagung zu Fragen der Bildtheologie wurden Prof. R. Hoeps<br />

(Katholisch-Theologische Fakultät, Arbeitsstelle für christliche<br />

Bildtheorie, theologische Ästhetik und Bilddidaktik, Universität<br />

Münster) Fördermittel bewilligt. Diese Tagung soll Grundlage für<br />

weitere Forschungen zur Bildtheologie sein.<br />

Die europäische Kunst- und Kulturgeschichte ist in wesentlichen<br />

Teilen durch die christliche Bildtradition geprägt worden. Da die<br />

abendländische Bildgeschichte bislang vor allem von der Kunstwissenschaft<br />

auf ihre christlichen Bekenntnisaussagen hin befragt<br />

wurde, wäre nunmehr dafür Sorge zu tragen, dass die Theologie als<br />

ebenso zuständige Fachdisziplin einen eigenen Ansatz zum Thema<br />

formuliert. Die Tagung soll Ausgangspunkt für die Konzeption eines<br />

Projekts sein, in dessen Rahmen ein Handbuch der Bildtheologie<br />

entstehen soll, welches das gesamte Spektrum der Bildlichkeit, das<br />

von theologischer Seite bislang nur am Rande berührt bzw. erforscht<br />

wurde, in Bezug auf seine glaubensrelevanten Facetten und unter<br />

Bildtheologie

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