12.12.2012 Aufrufe

JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

221<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

die klinische Symptomatik bei den Tieren wieder zurück entwickeln<br />

kann, und ob sich die pathologisch nachweisbaren Einschlusskörperchen<br />

in den Zellkernen ebenfalls zurückbilden. Da das Transgen in<br />

verschiedenen Entwicklungsstadien und für unterschiedlich lange<br />

Zeiträume an- bzw. abgeschaltet werden kann, ist dieses Tiermodell<br />

potentiell richtungsweisend für die Entwicklung von Therapiestrategien.<br />

Speziell für die SCA3 können damit Hinweise auf den Beginn<br />

einer möglichen Therapie bei Risikopersonen bzw. Patienten (vor<br />

Ausbruch der Symptome, unmittelbar beim Auftreten erster Symptome<br />

oder auch im späteren Krankheitsverlauf) gewonnen werden,<br />

was relevant sein wird, sobald erste geeignete Therapeutika zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Die Identifizierung und Klonierung von Kandidaten-Genen für neurodegenerative<br />

Erkrankungen ist das Ziel eines mit Mitteln der <strong>Stiftung</strong><br />

unterstützten Forschungsvorhabens von PD Dr. C. Zühlke, Institut<br />

für Humangenetik, Medizinische Universität Lübeck.<br />

In den letzten Jahren ist für mehr als 200 monogen vererbte Erkrankungen<br />

mit Beteiligung des Nervensystems die Ursache geklärt worden.<br />

Zunächst wurden systematisch genetische Daten von Familien<br />

mit zahlreichen Betroffenen gesammelt. Mit Hilfe von DNA-Polymorphismen<br />

wurde das kleinste Chromosomenfragment bestimmt,<br />

das von dem betroffenen Vorfahren an alle erkrankten Nachkommen<br />

weitergegeben wurde, jedoch bei keinem der gesunden Sprösslinge<br />

nachweisbar ist. Anschließend wurde durch Sequenz- bzw. Mutationsanalysen<br />

der ursächliche genetische Defekt identifiziert. Pathogenetisch<br />

wirken sich die gefundenen Veränderungen zum einen in<br />

Störungen des Zellstoffwechsels aus. Diese können mit einer Akkumulation<br />

von Proteinen einhergehen, die zur Neurodegeneration<br />

und damit zu Krankheiten wie Morbus Alzheimer oder Parkinson<br />

führen. In dieses Spektrum gehören auch die Prion- und Polyglutamin-Erkrankungen.<br />

Veränderungen in der Zellkommunikation sind<br />

dagegen eher auf Funktionsstörungen in Ionenkanälen zurückzuführen.<br />

Beispiele hierfür sind die episodisch auftretenden Epilepsien,<br />

Migräne oder Dystonien.<br />

Die mit Polyglutmanin-Aggregaten in Verbindung gebrachten Mutationen<br />

betreffen Gene, die auf verschiedenen Chromosomen lokalisiert<br />

sind. Der Erbgang dieser Erkrankungen kann autosomal-dominant,<br />

rezessiv oder X-chromosomal verlaufen, gemeinsam ist ihnen<br />

allen die Art der Mutation: Es handelt sich um eine sogenannte<br />

Expansionsmutation, bei der normalerweise stabile repetitive DNA-<br />

Abschnitte – DNA-Segmente, die aus sich wiederholenden Basentripletts<br />

bestehen – nicht mehr in gleichbleibender Zahl von einer Generation<br />

auf die nächste vererbt, sondern um ein Vielfaches verlängert<br />

werden. Die solchermaßen verlängerten (‘expandierten’) Triplettsequenzen<br />

sind bei der Replikation der Zellen instabil, können<br />

jedoch in Geweben unter Umständen über relativ lange Zeiträume<br />

hinweg stabil vorliegen.<br />

Neurodegenerative<br />

Erkrankungen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!