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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Dies gilt auch für das Grenzgebiet zwischen Ostpreußen und Litauen.<br />

Juden lebten in diesem Landstrich, der den Kreis Memel des<br />

Regierungsbezirkes Königsberg und die Kreise Heydekrug, Tilsit,<br />

Ragnit und Pilkallen des Regierungsbezirkes Gumbinnen umfasste,<br />

seit dem 16. Jahrhundert, aber nur in geringer Zahl, vor allem an<br />

wichtigen Handelsorten, wie Ruß an der Memelmündung, einem<br />

zentralen Ort für den Holzhandel. Im Gegensatz zu den litauischen<br />

Gebieten hinter der Grenze, in denen die Juden sich meistens in kleinen<br />

Städten konzentrierten, siedelten sie sich in Ostpreußen verstreut<br />

an, auch auf Dörfern, Einzelgehöften und Abbauten. Mit dem<br />

Grad ihres wirtschaftlichen Erfolges wanderten sie weiter in größere<br />

Ortschaften und Städte.<br />

Eine große Anzahl von Juden, die im 19. Jahrhundert naturalisiert<br />

wurden, stammte aus der direkten Grenzregion und verband mit<br />

dem Wechsel nach Preußen bzw. ins Deutsche Reich häufig die Hoffnung<br />

auf eine bessere wirtschaftliche Zukunft. Dafür waren die Zuwanderer<br />

bereit, komplexe und komplizierte Anpassungsleistungen<br />

zu erbringen, um die Bedingungen einer zweiten Sozialisation zu erfüllen.<br />

Dazu gehörten beispielsweise die Akzeptanz anderer Autoritätsprinzipien<br />

oder Instanzen sozialer Kontrolle.<br />

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, anhand der Geschichte verschiedener<br />

Einwandererfamilien die Dimensionen der jüdischen<br />

Emigration nach Ostpreußen darzustellen sowie jüdisches Leben im<br />

ländlichen Ostpreußen zu rekonstruieren. Im Rahmen der sozialgeschichtlich<br />

orientierten Untersuchung sollen dabei zunächst ausgewählte<br />

Orte auf beiden Seiten der Grenze in ihren politischen, soziologischen<br />

und demographischen Komponenten für den gesamten<br />

Zeitraum beschrieben werden. Ferner ist vorgesehen, das Phänomen<br />

„Juden auf dem Lande“ auszuwerten, indem man die Kommunikationsstrukturen<br />

unter den Zuwanderern analysiert, die Lebenslaufperspektiven<br />

für die jüdische Landbevölkerung nachzeichnet und den<br />

Beitrag der Landjuden für den Ausbau der Infrastruktur dieser Region<br />

beurteilt. Das Interesse richtet sich darüber hinaus auf die verschiedenen<br />

Ausgrenzungsprozesse und deren Ausweitung in der nationalsozialistischen<br />

Zeit. Schließlich soll auch eruiert werden, wie<br />

jüdische Familien heute – sowohl aus der Erlebnisgeneration wie<br />

auch Nachkommen – die Migrationsentscheidungen ihrer Vorfahren<br />

tradieren und resümieren.<br />

Dr. G. Stoltenberg (Kuratoriumsvorsitzender der Otto-von-Bismarck-<br />

<strong>Stiftung</strong>, Friedrichsruh) wurden von der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> für die<br />

Edition der Schriften des Reichskanzlers Otto von Bismarck<br />

1871–1890 Fördermittel zur Verfügung gestellt.<br />

Gegenstand des Forschungsvorhabens ist die Erstellung des Manuskripts<br />

des zweiten, die Zeit von 1874–1877 umfassenden Bandes der<br />

auf sechs Bände angelegten „Neuen Friedrichsruher Ausgabe“ der<br />

Schriften des Reichskanzlers Otto von Bismarck.<br />

Otto von<br />

Bismarck

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