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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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Slawische<br />

Körpergräber<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 86<br />

Das römische Museum der Stadt Augsburg besitzt eine qualitätsvolle<br />

Sammlung von ca. 30 figürlichen, zumeist in Augsburg ergrabenen<br />

Kleinbronzen. An ihnen lässt sich die ganze Spannweite zwischen<br />

künstlerisch aufwendig gestalteten Exemplaren und einfacher Massenware<br />

demonstrieren. In dem an der Schnittstelle zwischen Klassischer<br />

und Provinzialrömischer Archäologie angesiedelten Projekt soll<br />

das bislang weitgehend unpublizierte Material erschlossen werden.<br />

Man erhofft sich dabei Erkenntnisse einerseits über die griechische<br />

Kunsttradition in der Bilderwelt der römischen Provinzen und über<br />

die Arbeitsweise der kaiserzeitlichen Toreuten bei der Konzeption ihrer<br />

Götterbilder und andererseits über den Stellenwert klassischen<br />

Bildungsgutes in einer kaiserzeitlichen Provinzhauptstadt wie dem<br />

römischen Augsburg. Zum Vergleich sollen gut publizierte Bestände<br />

– wie aus Augst, Bonn, Köln, Trier, Herculaneum und Pompeji – herangezogen<br />

werden, desweiteren auch die weniger gut publizierten<br />

aus Funden aus Bregenz, Kempten und Regensburg. Objekte und<br />

Forschungsergebnisse sollen in einem Katalog zugänglich gemacht<br />

werden.<br />

Mit der Analyse der slawischen Körpergräber Mecklenburgs, Pommerns<br />

und Brandenburgs für die Rekonstruktion des Wandels von<br />

Sozialstrukturen und Glaubensvorstellungen zwischen dem 10. und<br />

13. Jahrhundert beschäftigt sich ein von der <strong>Stiftung</strong> gefördertes Projekt,<br />

das von Prof. J. H. C. Callmer (Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte,<br />

Humboldt-Universität zu Berlin) und Dr. F. Lüth, (Direktor<br />

des Archäologischen Landesmuseums – Landesamt für Bodendenkmalpflege<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Lübstorf) betreut wird.<br />

Im Zentrum der Untersuchung stehen die bereits ergrabenen slawischen<br />

Körperfeldgräber in den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern<br />

und Brandenburg (ca. 275), deren weitere Erforschung Aufschluss<br />

über den bislang nur unzureichend geklärten soziokulturellen<br />

Wandel im südlichen Ostseeraum erwarten lässt. Mit archäologischen<br />

und naturwissenschaftlichen Methoden sollen die Nekropolen der<br />

Brandenburger, Mecklenburger und Pommern, in denen z. T. ganze<br />

Gemeinschaften mit Grabbeigaben und Münzen bestattet wurden,<br />

analysiert, kartographiert und datentechnisch erfasst werden. Neue<br />

vom Landesamt für Bodendenkmalpflege durchgeführte Grabungen<br />

könnten zudem die Kenntnisse über die Gräber vervollständigen.<br />

Die genuin ethnologische Fragestellung nach den Verwandtschaftsverhältnissen<br />

der Bestatteten, die über die gentechnische<br />

Analyse der Knochenfunde ermittelt werden sollen, kann den Kanon<br />

archäologischer Methoden entscheidend erweitern und dazu<br />

beitragen, u. a. Alter, Geschlecht, Abstammungslinien, Heiratsverhalten<br />

und die damit einhergehende Wanderbewegung innerhalb<br />

der Population zu rekonstruieren. Das Gräberfeld „Penkun 28“ an<br />

der Grenze zu Polen bietet aufgrund seines kurzen Belegungszeitraums<br />

(ca. 20–30 Jahre), einer exzeptionellen Datierungsdichte und<br />

Binnenchronologie (40 Prozent der Gräber sind Münzen beigegeben)<br />

sowie der den Familienverhältnissen Rechnung tragenden Doppel-

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