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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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Die Erstauswertung der Daten und Interviews zeigt, dass die französischen<br />

Verbände auf die zunehmende Bedeutung der EU mit einer<br />

Mehrebenenstrategie ihrer europäischen Interessenvertretung reagiert<br />

haben. Im Vergleich mit deutschen Wirtschaftsverbänden greifen<br />

die französischen Verbände sehr viel häufiger auf nationale<br />

Kanäle zurück: ihr wichtigster Ansprechpartner ist die französische<br />

Regierung. Diese Strategie steht im Einklang mit der nationalen Verbandstradition<br />

und fügt sich reibungslos in die zentralistische Struktur<br />

des politischen Systems Frankreichs ein. Dazu passt auch, dass<br />

französische Verbände ihr Verhältnis zu europäischen Verbänden<br />

eher arbeitsteilig im Sinne eindeutiger Zuständigkeiten für unterschiedliche<br />

Politikebenen definieren. Während die regionalen Niederlassungen<br />

der französischen Wirtschaftsverbände für die Basisarbeit<br />

zuständig zeichnen und den direkten Kontakt zu den Mitgliedern<br />

pflegen, konzentriert sich die Zentrale auf die Beziehungen zu<br />

nationalen staatlichen Stellen. Geht es darum, die eigenen Interessen<br />

in die EU Politik einzubringen, dann wird diese Aufgabe in erster<br />

Linie den europäischen transnationalen Verbänden zugeschrieben.<br />

Sie nehmen eine Schlüsselstellung bei der europäischen Interessenvermittlung<br />

französischer Wirtschaftsverbände ein.<br />

Ebenso deutlich zeigen die Interviews, dass die französischen Wirtschaftsverbände<br />

erhebliche Modernisierungsprozesse durchlaufen,<br />

die sich auch auf ihre europäischen Strategien auswirken. Die Kommunikation<br />

mit den Mitgliedern und die Öffentlichkeitsarbeit der<br />

Verbände hat deutlich davon profitiert, dass inzwischen immer häufiger<br />

ein Internetzugang besteht, Intranets aufgebaut und informative<br />

Homepages eingerichtet wurden.<br />

Die Modernisierung im Bereich Information und Kommunikation<br />

mag durch den technologischen Wandel induziert worden sein. Die<br />

Organisationsveränderungen in der französischen Verbandslandschaft<br />

stehen dagegen eindeutig im Zusammenhang mit der Vertiefung<br />

der europäischen (Wirtschafts-)Integration. Auf die zunehmende<br />

Ausweitung der Produktpalette von Firmen als Ergebnis des<br />

erhöhten Konkurrenzdrucks reagieren die sehr spezialisierten französischen<br />

Fachverbände mit dem Angebot unterschiedlicher und flexiblerer<br />

Formen von Mitgliedschaft (Vollmitgliedschaft, Teilmitgliedschaft,<br />

assoziative Mitgliedschaft, Zweitmitgliedschaft in Kooperation<br />

mit anderen subsektoralen Verbänden) und unter dem<br />

Stichwort „Marktorientierung statt Produktorientierung“ werden<br />

Verbandszusammenschlüsse diskutiert. Inwieweit die sich andeutende<br />

Verbandskonzentration eine Widerspiegelung von Tendenzen<br />

auf europäischer Ebene ist, wird noch zu untersuchen sein.<br />

Im Berichtszeitraum sind folgende Publikationen erschienen:<br />

SOZIOLOGIE 176<br />

Kohler-Koch, Beate: Unternehmensverbände im Spannungsfeld<br />

von Europäisierung und Globalisierung. – In: Unternehmensverbände<br />

und Staat in Deutschland. Hrsg.: Werner Bührer; Edgar<br />

Grande. Baden-Baden <strong>2000</strong>. S. 132–148.

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