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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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Krieg und<br />

Kommunikation<br />

16. Jh.<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 34<br />

steht ein Gesamtwerk, das die greifbaren Zeitläufe zu ordnen und<br />

ein kohärentes Weltbild zu konstruieren versucht, um die Welt im<br />

wahrsten Sinne des Wortes „lesbar“ zu machen. Auch wenn Kölderer<br />

seine eigene Lebenssituation kaum zum Thema seiner Schrift<br />

macht, so lassen sich doch aus seinen reflektierenden Berichten<br />

Rückschlüsse auf persönliche Einstellungen, Wertungsmuster und<br />

Prägungen ziehen.<br />

Die beschriebenen Charakteristika der Chronik Kölderers begründen<br />

einen interdisziplinären Quellenwert, so dass neben der Geschichtswissenschaft<br />

und der allgemeinen Kulturforschung auch die<br />

Kommunikationswissenschaft, die Volkskunde, die Kunstgeschichte,<br />

Rechtsgeschichte, Kirchengeschichte und die Philosophie von ihrer<br />

Edition profitieren dürften.<br />

Prof. A. Schindling (Historisches Seminar, Universität Tübingen) betreut<br />

das von der <strong>Stiftung</strong> geförderte Projekt „Geschwinde Welt“.<br />

Krieg und öffentliche Kommunikation – zur Erfahrung beschleunigten<br />

historischen Wandels im Heiligen Römischen Reich deutscher<br />

Nation in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts (1542–1554).<br />

Das Interesse des Forschungsvorhabens richtet sich auf die Phase der<br />

Reformation in Deutschland (1542–1554), die von einem Kontinuum<br />

militärisch ausgetragener Interessengegensätze bestimmt war.<br />

Am Anfang der Entwicklung stand die große militärische Aufrüstung<br />

der schmalkaldischen Bündner im Kontext der Frankfurter Religionsvergleichsgespräche<br />

im Frühjahr 1539, der sog. „Rumor“. Das steigende<br />

Militärpotential führte von 1542 bis 1545 zu mehreren Kriegen<br />

im niedersächsischen Raum um das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel.<br />

Den Auseinandersetzungen folgte 1546/47 der sog. Schmalkaldische<br />

Krieg, der als Achtexekutionskrieg Kaiser Karls V. gegen die<br />

Häupter des Schmalkaldischen Bundes – zuerst in Süddeutschland,<br />

dann in Sachsen – geführt wurde. Schließlich kam es zwischen 1550<br />

und 1552 zu einem Kampf um die Ergebnisse des Schmalkaldischen<br />

Krieges, wie sie insbesondere im „Geharnischten Reichstag“ durch den<br />

Kaiser festgeschrieben worden sind. Die katholischen und protestantischen<br />

Fürsten opponierten gemeinsam und im Bündnis mit Heinrich II.<br />

von Frankreich gegen die Ausweitung der kaiserlichen Herrschaft und<br />

zwangen Karl V. letztendlich zu einer „freiwilligen“ Abdankung. Wiewohl<br />

auch die kriegerischen Auseinandersetzungen im sog. Markgrafenkrieg<br />

von 1553/54 in engem Zusammenhang mit den militärischen<br />

Konflikten der Vorjahre standen, bedeutete dieser gewaltsam ausgetragene<br />

Interessengegensatz im Reich einen bedeutsamen Einschnitt,<br />

da die Motive dieser Auseinandersetzung jenseits des durch den Glaubenszwiespalt<br />

aufgeworfenen Reichsfriedensproblems lagen. Die Entwicklungen<br />

zwischen 1542 und 1554 zeigen, dass für den Gang der Reformationsgeschichte<br />

im Reich eine Konstellation gegeben war, die<br />

dann in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts in Westeuropa<br />

dazu führte, dass „Reformation, Revolt and Civil War“ einen unauflöslich<br />

verwobenen Geschehenszusammenhang darstellten.

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