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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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Polygynie<br />

tiierten Diskussionen eine Plattform boten, um die Forderungen des<br />

Herbstes 1989 fundiert zu formulieren.<br />

Geschichtswissenschaften<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 30<br />

Die Geschichtswissenschaft hat in den letzten Jahrzehnten national<br />

wie international eine außerordentliche Ausweitung erfahren,<br />

sachlich wie methodisch. An die Seite der politischen Geschichte,<br />

der Geistesgeschichte, der Wirtschafts- und Sozialgeschichte ist die<br />

Geschichte der materiellen Kultur des Alltags, der Mentalitäten und<br />

Medien getreten, an die Seite der Geschichte der Nationen, der<br />

Epochen, übergreifender Strukturen die der Regionen, der Städte,<br />

einzelner sozialer Gruppen, an die der Makro- die sogenannte<br />

Mikrogeschichte. Und dieser Ausweitungs- und Differenzierungsprozess<br />

bis hin zur disziplinären Verselbständigung – daher setzt<br />

man die Fachbezeichnung auch zunehmend in die Mehrzahl –<br />

wurde begleitet von einer Fülle methodischer Neuansätze und Perspektivenwechsel,<br />

die ihren ursprünglichen Gegenstand nicht selten<br />

überschritten, weiterreichende Geltungsansprüche erhoben.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> steht Förderungsanträgen aus allen Bereichen<br />

der Geschichtswissenschaften offen. Sie hat dabei in der Vergangenheit<br />

der Geschichte Mittel- und Osteuropas sowie der Wirtschafts-<br />

und Sozialgeschichte eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet<br />

und möchte dies auch weiterhin tun. Gleichzeitig ist die <strong>Stiftung</strong><br />

an einer neuen Schwerpunktbildung interessiert: Sie lädt zu<br />

Förderungsanträgen ein, deren Projekte sich mit dem Wandel der<br />

Lebensbedingungen im Übergang von der traditionalen zur modernen<br />

Gesellschaft, also vom 18. zum 20. Jahrhundert befassen und deren<br />

Auswirkungen auf unterschiedliche Lebensbereiche untersuchen,<br />

die von der Alltagswelt über die Gesellschaft und Politik bis<br />

hin zur Veränderung der Mentalitäten und der Weltbilder reichen.<br />

Aristokratische Polygynie im Hochmittelalter im europäischen Vergleich<br />

ist Thema eines Forschungsprojektes am Institut für Vergleichende<br />

Geschichte Europas im Mittelalter, Humboldt-Universität zu<br />

Berlin (Prof. M. Borgolte).<br />

Das Forschungsvorhaben bezieht sich auf Formen und Wahrnehmungen<br />

des Zusammenlebens außerhalb dessen, was als „(Voll-)<br />

Ehe“ glossiert werden kann.<br />

Das europäische Mittelalter kennt eine Vielzahl von mehr oder minder<br />

regularisierten Verbindungsformen zwischen Mann und Frau,<br />

die in unterschiedlichen Ausprägungen – regionen-, epochen-, situationsabhängig<br />

– praktiziert, beobachtet und berichtet worden sind.<br />

So wird z. B. in der „Heimskringla“ des Snorri Sturluson die Entstehung<br />

des norwegischen Einheitskönigreiches ursächlich auf das Verhältnis<br />

von Harald inn hárfagri zu einer „fridla“ zurückgeführt. Auch<br />

nordeuropäische Landschaftsrechte beinhalten bezüglich des Erbrechts<br />

Bestimmungen, die verschiedene Formen hetero-sexueller Be-

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