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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

und an dessen Stelle ein Bibliotheksneubau mit einer Kapazität von<br />

bis zu 500.000 Bänden errichtet werden. Aufgrund eines 1995 durchgeführten<br />

Ideenwettbewerbs unter namhaften europäischen Architekten<br />

wurde ein Entwurf von Juan Navarro Baldeweg zur Realisierung<br />

ausgewählt.<br />

Sprach- und Literaturwissenschaften<br />

Die Sprach- und Literaturwissenschaften haben – wie die meisten<br />

anderen Geisteswissenschaften – seit den 60er Jahren erhebliche<br />

Veränderungen erfahren. Dieser Wandel betrifft ebenso die Methodik<br />

dieser Fächer wie die Neubestimmung ihrer Gegenstände. Zu<br />

den Konsequenzen dieser Veränderung zählt nicht zuletzt die<br />

zunehmende Autonomie von Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft,<br />

die sich inzwischen zu weitgehend selbständigen und<br />

sehr ausdifferenzierten Fächern entwickelt haben. Maßgeblich für<br />

den skizzierten Veränderungsprozess war eine deutliche Theoretisierung,<br />

die für die Linguistik ein vorrangiges Interesse an synchronen<br />

Fragestellungen bewirkt hat. Für die Literaturwissenschaft ist<br />

spätestens seit den 70er Jahren eine intensive Debatte über die<br />

Möglichkeiten und Varianten einer Wissenschaft von der Literatur<br />

entstanden. Diese Bemühungen um eine fortschreitende Disziplinierung<br />

des Fachs haben eine Reihe von Paradigmen neben der traditionell<br />

dominanten Literaturgeschichte wie „Rezeptionsästhetik“,<br />

„Literatursoziologie“, „Literatursemiotik“ oder „Dekonstruktion“<br />

hervorgebracht. Mit der theoretischen Revision der Sprach- und<br />

Literaturwissenschaften ging die Veränderung ihres Gegenstandsbereichs<br />

einher. Nicht nur die vor allem schriftlich fixierten Hochsprachen<br />

oder ein überkommener Kanon von Texten bilden heute<br />

die Objekte der Forschung, zunehmend ist die Pluralität von sprachlichen<br />

wie literarischen Ausdrucksformen in den Blick dieser Disziplinen<br />

getreten. Zumal für die Literaturwissenschaft hat die in jüngerer<br />

Zeit geführte Diskussion um Eigenheiten und Funktionen der<br />

Medien noch einmal eine erhebliche Revision ihres Objektbereichs<br />

mit sich gebracht. Zunehmend treten die Beziehungen zwischen<br />

Literatur, Film, neuen Medien etc. in das Zentrum des Interesses.<br />

Zum Profil dieser Disziplinen gehört auch die aktuelle Debatte um<br />

ihren Status als Kulturwissenschaften.<br />

In Anbetracht der skizzierten Ausdifferenzierung der Sprach- und Literaturwissenschaften<br />

fördert die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> vorrangig<br />

Projekte, die grundlegende Fragen der Sprach- und Literaturwissenschaften<br />

zum Gegenstand haben. Vor allem ist sie an Forschungsvorhaben<br />

interessiert, bei denen die Untersuchung von Sprache und<br />

Text selbst im Zentrum steht. Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt ebenso Projekte,<br />

denen historische Fragestellungen zugrunde liegen, wie solche,<br />

die den theoretischen Grundlagen dieser Disziplinen gewidmet<br />

sind. Ein besonderes Augenmerk gilt Projekten, die Beziehungen zu<br />

anderen Fächern herstellen. Dabei ist vor allem an Disziplinen ge-

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