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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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Schloss<br />

Landsberg<br />

KUNSTWISSENSCHAFTEN 118<br />

Zunächst soll die Bedeutung der französischen Kunst für die nationale<br />

Kunstentwicklung in Deutschland nach 1945 herausgestellt<br />

werden. Dabei soll beispielsweise gefragt werden, ob sich mit der<br />

Orientierung an Frankreich die Möglichkeit bot, nationalistische<br />

Züge aus der eigenen Kunst zu tilgen und damit die Zugehörigkeit<br />

zur westlichen Wertegemeinschaft zu demonstrieren, oder ob man<br />

den Anschluss an die Moderne wiederzugewinnen glaubte, indem<br />

man an die Zeit vor 1933 anknüpfte. Auf der anderen Seite wäre u. a.<br />

die kulturpolitische Absicht der französischen Militärregierung zu<br />

hinterfragen, die durch zahlreiche Ausstellungen in der Besatzungszone<br />

erstmals wieder französische Avantgardekunst zugänglich<br />

machte. Ob es sich dabei tatsächlich um einen unpolitischen Kulturaustausch<br />

handelte, wie damals behauptet wurde, oder ob nicht vielmehr<br />

der kulturelle Überlegenheitsanspruch der französischen Kunst<br />

wiederbelebt werden sollte, wird nur über die zu leistende Rekonstruktion<br />

der Ausstellungen und deren Rezeptionsgeschichte zu<br />

klären sein. Darüber hinaus wäre auch die herausragende Stellung<br />

von Sammlern und Galeristen zu beleuchten, die neben der politisch<br />

lancierten Kooperationsarbeit – so die These – maßgeblichen Anteil<br />

an der Vermittlung der jeweils fremden Kunstentwicklung hatten<br />

und dabei starken Einfluss auf die beiderseits geführte Diskussion<br />

um die künstlerische Abstraktion genommen haben.<br />

1999/<strong>2000</strong> bewilligte die <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für ein interdisziplinäres<br />

Forschungsprojekt „August <strong>Thyssen</strong> und Schloss Landsberg. Ein<br />

Unternehmer und sein Haus“ unter der Leitung von Prof. N. Nußbaum,<br />

Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts<br />

der Universität zu Köln, für das bau- und kunsthistorische Teilprojekt,<br />

und Prof. W. Plumpe, Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte<br />

der Universität Frankfurt am Main, für das sozialhistorische<br />

Teilprojekt. Weiterhin beteiligt sind Prof. U. Hassler, Lehrstuhl<br />

für Denkmalpflege und Bauforschung der Universität Dortmund, und<br />

das Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung der Ruhruniversität<br />

Bochum.<br />

In einer Verknüpfung der verschiedenen historischen Disziplinen<br />

werden August <strong>Thyssen</strong> (1846–1926) als führender Ruhrindustrieller<br />

und Wirtschaftsbürger und sein Alterssitz Schloss Landsberg bei Essen-Kettwig<br />

erforscht. Dabei verbinden sich die interdisziplinären<br />

Forschungsstränge schwerpunktmäßig für die Jahre von 1903 bis<br />

1926, in denen August <strong>Thyssen</strong> auf Schloss Landsberg gewohnt hat,<br />

greifen jeder für sich jedoch darüber hinaus und werden durch vergleichende<br />

Betrachtungen ergänzt. Eine ausführliche Vorstellung<br />

der Projektziele, Methodik und Herangehensweise erfolgte im Jahresbericht<br />

der <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> 1999/<strong>2000</strong>, S. 109–112.<br />

Ausgangspunkt der Untersuchungen zu Landsberg bildet der Umbau,<br />

den August <strong>Thyssen</strong> 1903 durch den Hannoveraner Architekten<br />

Otto Lüer (1865–1947) und den Hannoveraner Stadtgartendirektor<br />

Julius Trip (1857–1907) durchführen ließ. Hinweise zur Verbindung<br />

zwischen Bauherr und Planer geben dabei die Planungen von Trip

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