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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN<br />

In Königsberg war seit der Säkularisierung eine Bibliothekslandschaft<br />

gewachsen, die aufgrund ihrer exponierten Lage – im engen<br />

Kontakt mit dem polnischen, baltischen und russischen Kulturraum –<br />

über Jahrhunderte hinweg ein spezifisches Profil ausgebildet hatte.<br />

Deshalb kam den Königsberger Bibliotheken der Rang einer herausragenden<br />

Memorialstätte zu. Sie bargen weit über eine Million<br />

Bände, darunter tausende von Handschriften, rund 1.000 Inkunabeln<br />

und weit mehr als 100.000 Altdrucke. Im letzten Jahr des Zweiten<br />

Weltkrieges ist diese Bibliothekslandschaft samt ihren Katalogen<br />

zerstört worden. Um so bemerkenswerter war der Fund des Kaliningrader<br />

Mathematikers und Universitätshistorikers Prof. Kazimir Lavrinovitch,<br />

der im russischen Staatsarchiv auf die handschriftlichen<br />

Kataloge verschiedener Königsberger Bibliotheken von ca. 1758<br />

stieß.<br />

Mit diesen Katalogen, die auf mehr als 3.000 Seiten über 26.000 Titel<br />

aus fünf großen Königsberger Bibliotheken verzeichnen (und die für<br />

die Bibliothek des Osnabrücker Interdisziplinären Instituts für Kulturgeschichte<br />

verfilmt wurden), ist es erstmals möglich, einen nahezu<br />

vollständigen Überblick über den wertvollsten Buchbestand in Königsberg<br />

bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zu gewinnen und damit<br />

– in einem bislang einzigartigen Versuch – unter Einsatz moderner<br />

Medien eine untergegangene Bibliothekslandschaft zu rekonstruieren.<br />

Ziel des Projektes ist es, einen über www.gateway allgemein zugänglichen<br />

virtuellen Gesamtkatalog der Altdruckbestände der Königsberger<br />

Bibliotheken zu erstellen, der die Werke mit knappen<br />

bibliographischen Hinweisen identifizierbar macht und auf andere<br />

noch in osteuropäischen Bibliotheken verfügbare Exemplare verweist.<br />

Zudem soll ein Handbuch der Königsberger Bibliotheken im<br />

18. Jahrhundert erarbeitet werden. Der erste Teil des Handbuches<br />

soll in die Kulturgeschichte Königsbergs – insbesondere in deren<br />

‘Grosses (18.) Jahrhundert’ – einführen, der zweite Teil soll die Geschichte<br />

der Bibliotheken und ihrer Bestände (systematisch seit 1750)<br />

darstellen.<br />

Für das von Prof. H. O. Horch (Germanistisches Institut, RWTH Aachen)<br />

initiierte Projekt „Von der Kritik zur Kulturzeitschrift: Die<br />

Kunstkritik deutsch-jüdischer Periodika 1837–1922“ wurden Fördermittel<br />

der <strong>Stiftung</strong> bewilligt.<br />

Für die Erforschung der neueren deutsch-jüdischen Geschichte ist<br />

die jüdische Presse eine ergiebige, aber bislang vernachlässigte<br />

Quelle. Insbesondere die Kunstkritik dieser Periodika wurde bisher<br />

nicht wahrgenommen und in ihrer Bedeutung als jüdische Identität<br />

stiftendes Medium erkannt. In der Forschung wurde bislang insbesondere<br />

der begeisterte Kunstkonsum der Juden, die jüdische Kunstproduktion<br />

selbst oder das Mäzenatentum begüterter Juden untersucht.<br />

Deutsch-<br />

jüdische<br />

Periodika

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