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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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Jüdische<br />

Kinderliteratur<br />

SPRACH- UND LITERATURWISSENSCHAFTEN 134<br />

Die „Allgemeine Zeitung des Judentums“ ist modellhaft für alle späteren<br />

Zeitungsgründungen in und außerhalb Deutschlands; ihr Erscheinen<br />

deckt einen entscheidenden Zeitraum in der modernen Geschichte<br />

der deutschen Juden ab: nämlich zunächst den Kampf um<br />

die Emanzipation als Staatsbürger bis zur juristischen Gleichstellung<br />

1869/71 und dann das post-emanzipatorische Ringen um Integration<br />

angesichts eines zunehmenden Antisemitismus. 1837 brachte die<br />

„Allgemeine Zeitung des Judentums“ erste kritische Ausstellungshinweise;<br />

in deren Kielwasser entstanden in der Folgezeit zahlreiche<br />

Kunstkritiken in anderen Periodika und kurz vor der Jahrhundertwende<br />

erste jüdische Kunst- und Kulturzeitschriften. Das übergreifende<br />

Anliegen dieser Kunstkritik war, die damalige Gegenwartskunst<br />

mit der jüdischen Tradition zu verbinden und zu ermessen, inwiefern<br />

zeitgenössische und historische Kunst- und Bauwerke zur<br />

Emanzipation des Judentums, seiner Akzeptanz durch die Umwelt<br />

und der Etablierung einer modernen jüdischen Identität beitrugen.<br />

Das Projekt nähert sich diesem Material mit der Arbeitshypothese, es<br />

gebe eine spezifisch jüdische Kunstkritik, die versucht, in der (unter<br />

Berufung auf Kant und Hegel) im 19. Jahrhundert geführten Diskussion<br />

um ein „Judentum ohne Kunst“ Gewicht zu erlangen. Diese Diskussion<br />

selbst war für die Emanzipation wie die post-emanzipatorische<br />

Anerkennung der Juden von eminenter Bedeutung: wenn<br />

Kunst, wie die allgemeine Meinung war, auf den Zivilisationsgrad eines<br />

Volkes hinwies, dann galt, dass Angehörige eines Volkes ohne<br />

Kunst – weil zivilisationslos – nicht als gleichwertige Mitglieder der<br />

bürgerlichen Gesellschaft anerkannt werden konnten oder mussten.<br />

Das Projekt wird zum einen den Stellenwert der jüdischen innerhalb<br />

der gesamten deutschsprachigen Kunstkritik ermitteln und zum<br />

zweiten diese Kritik als entscheidendes kulturdiagnostisches Instrument<br />

innerhalb des Judentums selbst erweisen und analysieren. Speziell<br />

wird gefragt, wie die Kunstkritik auf die ihr zeitgenössischen<br />

ästhetischen Anschauungen, speziell auf die Diskussion über die angebliche<br />

Rationalität und Kunstfeindlichkeit der Juden, reagiert hat<br />

und welche Rolle ihr innerhalb des Judentums bei der Konstruktion<br />

der eigenen ethnischen Geschichte zukommt.<br />

Eine erneute Förderung der <strong>Stiftung</strong> gilt Prof. Z. Shavit, die sich an<br />

der School of Cultural Studies, Culture Research Unit (Tel Aviv University)<br />

dem Projekt „Im Angesicht der Katastrophe: Jüdische Kindheit<br />

und jüdische Kinderliteratur in Deutschland während des Dritten<br />

Reiches 1933-1941“ widmet.<br />

Dieses Forschungsprojekt widmete sich von 1992 bis 1997 – unterstützt<br />

von der Israel Science Foundation, der GIF Foundation und der<br />

<strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> – der Geschichte der Kinderbuchliteratur in<br />

der deutschsprachigen Welt (vgl. Jahresbericht 1995/96, S. 112-116).<br />

Die bisherigen Ergebnisse wurden in einem bibliographischen<br />

Handbuch publiziert:

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