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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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Porträt und<br />

Roman<br />

QUERSCHNITTBEREICH „BILD UND BILDLICHKEIT“ 146<br />

wissenschaft u. a. Der erweiterte Gebrauch der Bilder erfordert zugleich<br />

auch eine Kritik, die imstande ist, die Grenzen der Wirksamkeit,<br />

die damit verbundenen Verzerrungen und Verkennungen, zu<br />

durchschauen.<br />

Die <strong>Fritz</strong> <strong>Thyssen</strong> <strong>Stiftung</strong> ist bestrebt, Forschungen im Bereich des<br />

ikonischen Erkenntnismodells anzuregen und zu unterstützen. Im<br />

Zentrum stehen dabei Analysen von bildlichen Erkenntnisvorgängen<br />

und Repräsentationsformen, was aber Projekte zu ihrer neuen<br />

oder veränderten Nutzung keineswegs ausschließt. Eine besondere<br />

Chance besitzen dabei jene Disziplinen, die – wie die Kunst- und<br />

Kulturgeschichte oder auch die Philosophie – über einen differenzierten<br />

Bildbegriff verfügen, dann, wenn sie sich den erweiterten,<br />

transdisziplinären Aufgaben stellen. Willkommen sind insbesondere<br />

solche Projekte, welche die eingefahrenen Bahnen verlassen, zwischen<br />

den getrennten Wissensfeldern Verbindungen und Zusammenhänge<br />

herstellen, interfakultäre Problemstellungen als Anfang<br />

einer veränderten Wissenskultur nutzen. Gefördert werden u. a.<br />

auch solche Unternehmungen, die sich mit der Logik der Bilder, der<br />

Bildanthropologie, Problemen der Bildwissenschaft, der Bildkultur<br />

und Bildgeschichte, dem Verhältnis ästhetischer und kognitiver Leistungen<br />

oder der instrumentellen Rolle des Bildes im Repräsentationsprozess<br />

der Wissenschaften befassen.<br />

Prof. R. Galle (Fachbereich Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft,<br />

Universität Essen) erhält für das Forschungsvorhaben<br />

„Porträt und Roman. Personengestaltung und deren Interferenz mit<br />

der Darstellung bildhafter Porträts im Roman“ Fördermittel der <strong>Stiftung</strong>.<br />

Der seit der Antike tradierte Topos, wonach Malerei als stumme Poesie<br />

und die Poesie als redende Malerei bezeichnet wird, steht für eine<br />

wechselseitige Befruchtung von Sprach- und Bildkunst, die auch jenseits<br />

von Lessings kategorialer Scheidung beider – im Laokoon – ungebrochen<br />

fortbesteht. Das Projekt wird einem sehr spezifischen<br />

Phänomen dieser Kunst-Interferenz nachgehen: in Romanliteratur<br />

vom 17./18. bis zum 20. Jahrhundert werden Darstellungen bildhafter<br />

Porträts betrachtet und insbesondere in ihrer Wechselbeziehung<br />

zur fiktionalen Personendarstellung in dem jeweiligen Werk analysiert.<br />

Die Untersuchung wird unter der leitenden These stehen, dass sich<br />

die Funktion dieser sprachlichen Porträtdarstellungen mit dem heute<br />

in der Literaturwissenschaft gängigen Begriff der mise en abîme beschreiben<br />

lässt.<br />

Die Analyse soll erweisen, dass in Romanen der letzten drei Jahrhunderte<br />

eine Schilderung bildhafter Porträts als mise en abîme<br />

zunächst der Personendarstellung, dann aber auch zentraler Bedingungen<br />

der gesamten Romanform fungieren kann. Ein Begriffsinstrumentarium,<br />

das u. a. Kategorien wie ,harmonische Abgestimmtheit‘<br />

oder ,Entkonturierung‘ umfasst, soll dabei Literatur und Porträt-

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