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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT<br />

bestattungen und Grabgruppen ideale Voraussetzungen, Archäologie<br />

und Naturwissenschaft zum Zweck einer Verwandtschaftsanalyse<br />

zu verbinden.<br />

Diese fachübergreifende Verfahrensweise wird dem Prozess der sogenannten<br />

Neustammbildung der genannten Bevölkerungsgruppen<br />

im Spannungsfeld von Furcht, Anteilnahme, Konvention und individuellem<br />

Ausdruck systematisch nachgehen und dabei den westlichen<br />

Einfluss auf slawische Traditionen in den Blick nehmen: In<br />

welcher Form ist die allmähliche Konversion zum Christentum am<br />

Beispiel der Grabsitten erkennbar, und wie erklärt sich das gleichzeitige<br />

Fortleben heidnischer Bestattungsriten? Wie drückt sich der<br />

Einfluss herrschender Ideologien darin aus, und wie lässt sich ihr<br />

Wandel bestimmen?<br />

Prof. G. Bosinski, Forschungsinstitut für Ur- und Frühgeschichte,<br />

Universität Köln, und Leiter des Forschungsbereiches Altsteinzeit<br />

des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Schloss Monrepos,<br />

Neuwied, erhält von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt „Der<br />

altpaläolithische Fundplatz Dmanisi im Kontext der frühen Menschheitsentwicklung“.<br />

Der Fundplatz von Dmanisi (Georgien) wird seit 1991 zusammen mit<br />

dem archäologischen Zentrum der georgischen Akademie der Wissenschaften<br />

untersucht. Zum einen bildet der Platz neben einem weiteren<br />

Fundplatz in Israel einen der wenigen Orte, an denen sich<br />

außerhalb Afrikas Belege zur frühesten Phase der Menschheitsgeschichte<br />

finden. Sie lassen sich etwa in dem gleichen Zeitraum der<br />

dortigen Funde (1,8 Mio. Jahre) datieren. Damit wird die Theorie eines<br />

Beginns der Anfänge zur Genese der Menschheit, die bisher<br />

weitgehend in Afrika angenommen wurde, relativiert.<br />

Zum zweiten erlaubt die komplexe Fundsituation des Grabungsortes<br />

Antworten darauf zu finden, wie zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte<br />

Steingeräte zur Verteidigung gegen fleischfressende<br />

Großsäuger entwickelt und eingesetzt wurden, ob und wie deren<br />

Fleisch verwertet wurde und wie sich dabei neue soziale Verhaltensmuster<br />

unter den frühen Menschengruppen bildeten. Denn am<br />

Fundplatz sind zusammen mit den Hominidenschädeln auch Tierknochen<br />

und Steinartefakte vergesellschaftet. Vor allem das Steinmaterial<br />

verspricht weitgehende Aufschlüsse, ebenso die Oberflächenbeschaffenheit<br />

der Knochen.<br />

Die Auswertung soll sich deshalb auf diese beiden Materialgruppen<br />

konzentrieren, wobei ähnliches Fundmaterial aus anderen georgischen<br />

Grabungsplätzen mit einbezogen wird.<br />

Prof. M. Fischer (The Lester and Sally Entin Faculty of Humanities,<br />

Department of Classics, Tel Aviv University) erhält Fördergelder<br />

der <strong>Stiftung</strong> für das Projekt „Horvat Mazad: Archaeology and history<br />

of a Jewish site before and after the First War against the Romans“.<br />

Dmanisi<br />

Georgien<br />

Horvat<br />

Mazad

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