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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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213<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Entstehung von �A4-Amyloid benötigt, die �-Sekretase verhindert<br />

die Entstehung des Peptids und wirkt somit in gewisser Weise neuroprotektiv.<br />

Das Peptid wird auch in normalen Zellen gefunden, über<br />

seine Funktion herrscht jedoch noch weitgehende Unklarheit.<br />

Welche Bedeutung die Plaques für die Krankheitsentstehung im einzelnen<br />

haben, wird noch diskutiert. Man geht gegenwärtig von der<br />

Hypothese einer „Amyloid-Kaskade“ aus, derzufolge zu große Mengen<br />

an �A4-Amyloid – die sowohl durch Überproduktion als auch<br />

durch Störungen beim Abbau dieser Verbindung zustande kommen<br />

könnten – für die weitere Symptomatik verantwortlich sind. Die entstehenden<br />

intraneuronalen Amyloidablagerungen sind wahrscheinlich<br />

auch an der Ausbildung des zweiten zu beobachtenden zellulären<br />

Krankheitsmerkmals beteiligt, der Bildung sogenannter neurofibrillärer<br />

Tangles, einer pathologischen Zytoskelettveränderung<br />

innerhalb der Nervenzellen, durch die diese in ihrer Funktion gestört<br />

werden und schließlich absterben. Das an der Entstehung der<br />

Tangles ursächlich beteiligte Protein Tau ist bei Alzheimer-Patienten<br />

offenbar hyperphosphoryliert. Welche Mechanismen im einzelnen<br />

hierzu führen, ist bislang ungeklärt, es gibt jedoch verschiedene Hinweise<br />

auf eine mangelnde Koordination im Ablauf der zellulären Signaltransduktion,<br />

welche sich unter anderem in gestörter Phosphorylierung<br />

und vermehrter Produktion von zellschädigenden<br />

freien Radikalen äußert. Ebenfalls zur Diskussion steht die Frage, ob<br />

die Tau-Dysfunktion direkt zur Bildung neurofibrillärer Tangles und<br />

zum Zelltod führt, oder ob die Zytoskelettveränderungen ein Zwischenschritt<br />

sind.<br />

Die aufschlussreichste Möglichkeit, die Hypothese von der �A4-Amyloid<br />

Kaskade zu überprüfen, besteht in der Analyse von transgenen<br />

Tiermodellen, in denen sich die Komponenten beliebig regulieren<br />

lassen. Solche Modelle stehen Dr. Bayer zur Verfügung. Die transgenen<br />

Mäuse exprimieren verschiedene Varianten des humanen APP-<br />

Gens. Dr. Bayer konnte bereits den pathologischen Verlauf der Entstehung<br />

von Plaques analysieren. Dabei stellte sich heraus, dass sich<br />

zunächst intraneuronales �A4-Peptid bildet und erst zu einem späteren<br />

Zeitpunkt extrazelluläre Plaques entstehen. Dies bedeutet, dass<br />

die intraneuronale �A4-Akkumulation ein frühes pathologisch relevantes<br />

Ereignis ist. Ein weiterer wichtiger Befund ergab sich bei der<br />

quantitativen Analyse dieser Mäuse. Im Gehirn von weiblichen Mäusen<br />

finden sich signifikant mehr Plaques, als im Vergleich zu gleichaltrigen<br />

männlichen Mäusen. Zur Zeit ist es nicht klar, ob der weibliche<br />

Genotyp einen Risikofaktor, oder ob der männliche Genotyp<br />

einen Schutzfaktor darstellt.<br />

In weiterführenden neuropathologischen, biochemischen und molekularbiologischen<br />

Experimenten an den transgenen Tieren soll untersucht<br />

werden, inwieweit die beim Menschen beobachteten pathologischen,<br />

zytologischen und enzymatischen Veränderungen nachzuweisen<br />

sind. Ein wichtiger Bestandteil der Untersuchungen besteht<br />

in der Isolierung von differenziell exprimierten Genen mit Hilfe

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