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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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9<br />

PHILOSOPHIE<br />

widerspiegele. Noch vor Galileo Galilei bekannte er sich zur kopernikanischen<br />

Theorie und setzte – vor René Descartes – dem Glauben<br />

den Zweifel und die Freiheit der Philosophie entgegen.<br />

Seine zentralen philosophischen Überzeugungen entfaltet Giordano<br />

Bruno in dem Hauptwerk „De la causa, principio et uno“ (1584,<br />

„Vom Grund, dem Anfang und dem Einen“). Die Schrift „De l’infinito,<br />

universo, et mondi“ (1584, „Zwiegespräche vom unendlichen<br />

All und den Welten“) gilt als ideengeschichtliche Schnittstelle zwischen<br />

der atomistischen Naturphilosophie der Antike, der Zurückweisung<br />

des Aristotelismus und dem Beginn der quantifizierenden<br />

Physik der Neuzeit. Zwei weitere Werke Giordano Brunos in italienischer<br />

Sprache sind die „Cabala del cavalo pegaseo“ und die kirchenpolitisch<br />

hochbrisante Abhandlung „Lo spaccio della bestia<br />

trionfante“ (Die Vertreibung der triumphierenden Bestie“), die vermutlich<br />

das Heilige Offizium in Rom dazu bewogen hat, letztendlich<br />

auf einer Hinrichtung Giordano Brunos als Ketzer zu beharren.<br />

Die Werke Giordano Brunos haben in Deutschland seit ihrer Wiederentdeckung<br />

im 18. Jahrhundert vor allem im Kontext der Diskussion<br />

um Theismus-Pantheismus (bzw. Panentheismus) oder der Substanz<br />

der Materie immer wieder Beachtung gefunden. Seit dem Ende des<br />

19. Jahrhunderts kam es verstärkt auch zu Übersetzungen ins Deutsche,<br />

die ihren – heute allerdings überholten – Gipfelpunkt in der<br />

beim Eugen Diederichs Verlag zwischen 1904 und 1909 erschienenen<br />

Bruno-Ausgabe gefunden haben.<br />

Im September 1998 wurde die „Deutsche Bruno-Forschungsgruppe“(DBF)<br />

mit der Zielsetzung gegründet, in Zusammenarbeit<br />

mit dem „Istituto per gli studi bruniani“ (Neapel) sowie dem „Italienzentrum<br />

der Freien Universität Berlin“ eine deutsche Gesamtausgabe<br />

der Schriften des Renaissancephilosophen zu besorgen. Die<br />

Neuausgabe basiert auf dem kritischen italienischen und lateinischen<br />

Text der zur Zeit maßgeblichen französischen Bruno-Ausgabe,<br />

die bei „Les belles lettres“ (Paris) erscheint. Sie wird mit den italienischen<br />

Schriften beginnen und jeweils aus einer Einleitung mit kritischer<br />

Bibliographie und Werkgeschichte, dem Originaltext, einer<br />

Übersetzung und einem Kommentar bestehen, der den philosophischen,<br />

systematischen und historischen Kontext für die Leser transparent<br />

macht. In einem späteren Schritt soll sich die Ausgabe der lateinischen<br />

Schriften anschließen.<br />

Prof. V. Gerhardt (Institut für Philosophie, Humboldt-Universität zu<br />

Berlin) arbeitet mit finanzieller Hilfe der <strong>Stiftung</strong> an der Edition und<br />

Kommentierung des philosophischen Nachlassmaterials von F.W.J.<br />

Schelling aus dem Berliner Archiv der Berlin-Brandenburgischen<br />

Akademie der Wissenschaften.<br />

Der deutsche Philosoph Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling<br />

(1775–1854) gilt als einer der führenden Vertreter des Deutschen<br />

Idealismus, dessen späteres Denken von der Romantik geprägt war.<br />

Schelling wurde 1775 im württembergischen Leonberg geboren und<br />

F. W. J.<br />

Schelling

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