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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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49<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Tendenzen in den Zielen des deutschen Außenministers oder das<br />

Problem, inwieweit wirtschaftliche Interessen auf seine Politik Einfluss<br />

nehmen konnten, ganz neu. Aus der Perspektive einer Zeit der<br />

Entfesselung höchst unverantwortlicher wirtschaftlicher Macht über<br />

Ländergrenzen hinweg und angesichts einer anhaltenden Wirtschaftskrise<br />

scheint das Ziel Stresemanns, die Macht „der“ Wirtschaft<br />

zu stärken, zugleich aber auch zu kanalisieren und ihren nationalen<br />

und internationalen Einfluss für seine innen- und außenpolitischen<br />

Ziele zu instrumentalisieren, weitgehender erreicht worden<br />

zu sein als man noch vor wenigen Jahrzehnten gedacht hat.<br />

Folgende Publikation liegt vor:<br />

Pohl, Karl Heinrich: Gustav Stresemann (1878–1929) – Überlegungen<br />

zu seiner Biographie. – In: Jahrbuch zur Liberalismus-<br />

Forschung. 12. <strong>2000</strong>. S. 203–213.<br />

Prof. S. Rohrbacher, Fachbereich I – Jüdische Studien, Universität<br />

Duisburg, erhält von der <strong>Stiftung</strong> für das Forschungsprojekt „Pragmatik<br />

oder Programm? Akkulturationsprozesse in der jüdischen<br />

Oberschicht im 18. Jahrhundert“ Fördermittel.<br />

In diesem Projekt soll der kulturelle Wandel innerhalb der jüdischen<br />

Oberschicht im Übergang von der traditionellen zur modernen Bürgergesellschaft<br />

unter Rekurs auf den Kulturbegriff von Gadi Algazi<br />

als Akkulturationsprozess untersucht werden.<br />

Emanzipation, Akkulturation bzw. Assimilation und Integration der<br />

Juden zählen zu den wichtigen Wandlungsprozessen in der Entstehungsphase<br />

der modernen Gesellschaft. Der Beginn dieses Wandels<br />

wird in der Regel auf die Zeit um 1780 datiert. Als Ausgangspunkte<br />

gelten das Erscheinen der Emanzipationsschrift Wilhelm von Dohms<br />

und die nahezu gleichzeitigen Josephinischen Toleranzedikte. Politik-<br />

und sozialgeschichtlich fassbare Veränderungen werden dann<br />

seit der napoleonischen oder der preußischen Emanzipationspolitik<br />

(1808/12) konstatiert. Die wichtige und in ihrer Qualität umstrittene<br />

„Inkubationsphase“ des Transformationsprozesses der jüdischen<br />

Gesellschaft reicht jedoch in die Frühe Neuzeit zurück. Sie fand in<br />

ihrer sozial- und kulturgeschichtlichen Ausprägung überwiegend in<br />

der jüdischen Oberschicht statt. Diese stand als gebildete ökonomische<br />

Elite an der Spitze einer auf Wohlstand und Ansehen gegründeten<br />

Hierarchie innerhalb der jüdischen Gesellschaft.<br />

Eine besondere Stellung innerhalb dieser Schicht nahm die Gruppe<br />

der „Hofjuden“ ein. „Hofjuden waren jüdische Kaufleute, deren Geschick,<br />

Durchsetzungsvermögen, Diensteifer und Risikobereitschaft,<br />

Herkunft und Beziehungen es ihnen ermöglichte, in ein auf Kontinuität<br />

angelegtes Dienstleistungsverhältnis zu einem höfisch strukturierten<br />

Herrschaftszentrum zu treten“ (Ries, Hofjuden als Vorreiter<br />

auf dem Weg in die Moderne?, <strong>2001</strong>). Ihr Wirken konzentrierte sich<br />

auf den mitteleuropäischen Raum zwischen etwa 1650 und 1820. Ihr<br />

Tätigkeitsspektrum reichte von einfachen Hoflieferungen und<br />

Jüdische<br />

Oberschicht<br />

18. Jh.

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