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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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43<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Modifikationen bei Akzise und Zöllen), welche den Boden für die Reformpolitik<br />

der Jahre nach 1806 bildeten; andererseits auf die von<br />

den Beamten und Wirtschaftsbürgern vorgelegten Veränderungskonzepte<br />

sowie die wechselseitige Beeinflussung und soziale Zusammensetzung<br />

beider Gruppen.<br />

Im Mittelpunkt der Studie steht zunächst die in der höheren Beamtenschaft<br />

der preußischen Monarchie seit der Jahrhundertmitte geführte<br />

Debatte über gezielte Veränderungen der tradierten Wirtschaftsordnung,<br />

in die auch der König eingriff. Diskutiert wurde dabei<br />

u. a. über die Ambivalenz von Handelsfreiheit und Schutzzollsystem,<br />

die vorrangige Förderung von Manufaktur- oder Handwerksbetrieben,<br />

die aus den Produktionsmonopolen und Zunftordnungen<br />

resultierenden Hemmnisse für die wirtschaftliche Entwicklung.<br />

Die Darlegung der Entscheidungsprozesse kann zugleich auch<br />

die Funktionsweise der absoluten Monarchie aufhellen, indem zu<br />

der Erörterung der einzelnen Sachthemen die daran beteiligten Personen<br />

und Gruppen mit ihren Interessen und Zielen herausgestellt<br />

und damit ihr jeweiliges Gewicht eingeschätzt werden. Andererseits<br />

sind die Grenzen der Reformdebatte zu markieren und die Faktoren<br />

zu benennen, die eine Umsetzung des Reformprogramms vor dem<br />

Zusammenbruch des preußischen Staates (1806) verhindert haben.<br />

Die Untersuchung wird sich in einem zweiten Komplex den ökonomischen<br />

Forderungen von Bankiers, Großkaufleuten und Manufakturunternehmern<br />

sowie den Versuchen dieser sozialen Gruppe zuwenden,<br />

ihre Reformvorschläge mit Hilfe der Beamten durchzusetzen.<br />

Ungeachtet unterschiedlicher Interessen und interner Differenzen<br />

gab es gemeinsame Zielsetzungen der Vertreter des Wirtschaftsbürgertums.<br />

Sie verlangten u. a. freien Handel innerhalb wie außerhalb<br />

der Monarchie, die Verringerung staatlichen Engagements in<br />

wirtschaftlichen Bereichen, die Aufhebung von Produktions- und<br />

Absatzmonopolen, eine moderate Steuer- und Zollpolitik und staatliche<br />

Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur. Die Studie soll<br />

die tendenziell auf Handels- und Gewerbefreiheit zielenden Forderungen<br />

auflisten, ihre sozialen Träger und deren Intentionen charakterisieren.<br />

Darüber hinaus wird das Vorhaben den wechselseitigen<br />

Verbindungen zwischen Vertretern des Staates und der Wirtschaft<br />

nachgehen, indem es sowohl die auf familiärer und finanziell-geschäftlicher<br />

Ebene bestehenden Beziehungen beleuchtet als auch<br />

die Absprachen und Verhandlungen über wirtschaftspolitische Fragen<br />

nachzuzeichnen versucht.<br />

Der Briefwechsel zwischen Leo Frobenius und Wilhelm II. ist Gegenstand<br />

einer Untersuchung, die mit Unterstützung der <strong>Stiftung</strong> von<br />

Prof. M.-L. Recker (Fachbereich Philosophie und Geschichtswissenschaften,<br />

Universität Frankfurt a. M.) durchgeführt wird.<br />

Die Kontakte Wilhelms II. mit dem Ethnologen und Kulturforscher<br />

Leo Frobenius begannen schon vor 1914. Während des Ersten Weltkrieges<br />

stieg Frobenius zum kaiserlich-deutschen Geheimen Regie-<br />

L. Frobenius<br />

und Wilhelm II

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