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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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QUERSCHNITTBEREICH „INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN“ 196<br />

stattfindet. Die Konsequenzen solcher Asymmetrien der demographischen<br />

Entwicklung bilden den Gegenstand der Untersuchung.<br />

Drei Bereiche stehen dabei im Vordergrund: die Veränderung der<br />

Altersstruktur, die Verschiebung internationaler Gewichte sowie die<br />

Migrationsproblematik.<br />

Die zunehmende Alterung der europäischen Bevölkerung hat nicht<br />

nur Konsequenzen für die Finanzierung der sozialen Systeme, sondern<br />

sie tangiert möglicherweise auch die politische sowie wirtschaftliche<br />

Position Europas im internationalen Umfeld: Die „Generationenlast“<br />

wird größer; ein wachsender Anteil des Bruttoinlandsprodukts<br />

wird produktiveren Verwendungen entzogen; nicht nur die<br />

Gesamtbevölkerung, sondern auch die Erwerbstätigen werden<br />

durchschnittlich immer älter, und deren Zahl geht sowohl relativ als<br />

auch absolut zurück; dies kann durchaus gravierende Konsequenzen<br />

für die Qualität des Humankapitals und die internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

haben; zudem schrumpft die Zahl der Steuerzahler,<br />

wovon staatliche Leistungen – u. a. auch im Hinblick auf militärische<br />

Sicherheit – betroffen sind; möglicherweise führt die fortschreitende<br />

Alterung ebenfalls zu einem Verlust an gesellschaftlicher Vitalität<br />

und Zukunftsorientierung. Diese Aspekte sind nicht nur „für sich“,<br />

sondern vor allem im regionalen Vergleich problematisch.<br />

Die mögliche Verschiebung internationaler Gewichte resultiert aus<br />

der Korrelation (nicht Kausalität) zwischen Bevölkerungsgröße und<br />

staatlicher Macht. Tendenziell haben bevölkerungsreiche Staaten<br />

mehr Macht als bevölkerungsarme Staaten, insbesondere wenn es<br />

ersteren gelingt, ihr großes Potential durch Ressourcenkonzentration<br />

gezielt zu entfalten und dadurch die technologische, wirtschaftliche<br />

wie militärische Entwicklung zu beschleunigen. So können auch<br />

durchschnittlich wenig entwickelte, aber bevölkerungsreiche Staaten<br />

ein erhebliches Gewicht im internationalen System bekommen.<br />

Vor diesem Hintergrund soll untersucht werden, ob die wachsenden<br />

demographischen Asymmetrien zwischen Europa und seinem Umfeld<br />

zu einer Veränderung bisheriger außen- und sicherheitspolitischer<br />

Balancen führen können.<br />

Zur Migrations- und Minderheitenproblematik lassen sich drei Thesen<br />

formulieren: 1. Der maßgebliche Migrationsdruck auf Europa<br />

wird auch in Zukunft von der europäischen Peripherie ausgehen. 2.<br />

Das aufgrund wachsender demographischer Asymmetrien und zunehmenden<br />

Wohlstandsgefälles vergrößerte Migrationspotential<br />

kann die Integrationsfähigkeit und -willigkeit Europas längerfristig<br />

auf eine harte Probe stellen. 3. Europa braucht zwar Zuwanderung,<br />

um seine demographischen Defizite wenn nicht zu kompensieren, so<br />

doch abzufedern, aber die bislang ungesteuerte und unkoordinierte<br />

Zuwanderung produziert mehr Probleme, als sie löst. Europa benötigt<br />

ein zukunftsfähiges Zuwanderungs- und Integrationskonzept.<br />

Das Forschungsvorhaben ist interdisziplinär angelegt, wobei soziologische/politologische<br />

und bevölkerungswissenschaftliche Ansätze

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