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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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Extrurien<br />

Stadtgenese<br />

ARCHÄOLOGIE; ALTERTUMSWISSENSCHAFT 80<br />

lage liegt in ihrer Monumentalität und prachtvollen Ausstattung. In<br />

ihr manifestierte sich nämlich ein neues Herrschaftskonzept, das in<br />

den Bauten des Palatin ihr Pendent besaß.<br />

Die Kryptoportikus bildete darin eine Art Rückgrat. Bei einer Länge<br />

von 300 m, 7,50 m Breite und 10 m Höhe stellt diese die größte, bisher<br />

fassbare unterirdische Hallenanlage der Antike dar. Die Interpretation<br />

dieses Kernstücks dieser Baulichkeit schwankt zwischen<br />

einem Verständnis als vestibülartigem Zugang, in dem Besucher auf<br />

die Salutatio oder Audienz warteten und als Locus Amoenus für den<br />

Villenbesucher.<br />

Trotz der seit der Renaissance stattfindenden vereinzelten Grabungen<br />

fehlen systematische Untersuchungen modernen Standards. Aus<br />

diesem Grunde sollen nun sorgfältige Grabungen, Vermessungen,<br />

fotogrammetrische Aufnahmen durchgeführt werden mit dem Ziel,<br />

den Befund zu dokumentieren, die Bauphasen zu rekonstruieren und<br />

die Anlage selbst und im Kontext der Villa darzustellen.<br />

Stadtgenese und urbanistische Entwicklung in Etrurien (mit Schwerpunkt<br />

auf dem Zeitraum vom 8. bis zur 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts<br />

v.Chr.) ist Thema einer von der <strong>Stiftung</strong> geförderten Untersuchung<br />

von Prof. S. Steingräber (University Museum, University of Tokyo).<br />

In diesem Forschungsvorhaben soll die entscheidende Phase des<br />

Stadtwerdungsprozesses und der urbanistischen Entwicklung in Etrurien<br />

(Toskana) über drei Jahrhunderte nachgezeichnet und in einer<br />

Publikation dargestellt werden. Kontakte zu italienischen Fachkollegen<br />

sowie die Anbindung an das DAI in Rom sollen die Voraussetzung<br />

dafür bieten, bereits laufende Grabungen sowie naturwissenschaftliche<br />

Erkenntnisse der jüngeren Forschung in die Recherchen<br />

einzubeziehen und im Kontext des eigenen Ansatzes zu analysieren.<br />

Dabei soll es vor allem um die Entstehung von öffentlich-politischen<br />

sowie sakralen und privaten Stadträumen gehen, die im<br />

Verhältnis zu Rom und zur griechischen Welt (Ionien, Unteritalien<br />

und Sizilien) zu bewerten sind.<br />

Dem historischen Einführungsteil, in dem es um Zielsetzung und<br />

Methoden des Forschungsvorhabens und um Forschungsgeschichte<br />

geht, soll sich ein Katalog anschließen, in dem sämtliche relevanten<br />

Siedlungsreste erfasst werden. Die dort gemachten Einzelbetrachtungen<br />

werden im folgenden kritischen Teil der Arbeit u. a. unter der<br />

Fragestellung zu bewerten sein, wann und wo sich unterschiedliche<br />

Zonen gemeinschaftlichen Zusammenlebens (öffentliche, sakrale<br />

und private Räume) herauskristallisiert haben und wie sie sich innerhalb<br />

der Siedlungsstruktur darstellen. Zu fragen wäre nach möglichen<br />

Gesetzmäßigkeiten in der Anordnung der funktionalen Bauten,<br />

zu denen auch Wirtschaftsgebäude zählen, und inwieweit sich aus<br />

diesen Gesetzmäßigkeiten eine einheitliche Stadtplanung ableiten<br />

lässt, die u. a. die Relevanz von Stadtmauern, Plätzen, Brunnen und<br />

Abwasserkanälen einzukalkulieren hatte. Darüber hinaus soll das<br />

Verhältnis von öffentlich-politischen Räumen in Abgrenzung zu pri-

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