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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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33<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN<br />

Hirschbiegel, Jan: Dynastie – Hof – Residenz. Fürstliche Höfe und<br />

Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Allgemeine Auswahlbibliographie<br />

zu einem Projekt der Residenzen-Kommission der<br />

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. – Kiel <strong>2000</strong>. (Mitteilungen<br />

der Akademie der Wissenschaften; Sonderh. 4) Überarb.<br />

und aktualisierte Version: http://resikom.adw-goettingen.gwdg.<br />

de/biblnet.htm<br />

Die <strong>Stiftung</strong> unterstützt Prof. W. E. J. Weber (Institut für Europäische<br />

Kultur, Universität Augsburg) bei der Edition der Chronik des Georg<br />

Kölderer (Augsburg um 1600).<br />

Gegenstand des Forschungsvorhabens ist die historisch-kritische<br />

Ausgabe der Chronik des Augsburger Handelsangestellten Georg<br />

Kölderer (1550?–1607).<br />

Zu den wichtigsten Arbeitsgebieten der frühneuzeitlichen europäischen<br />

Kulturgeschichte zählt die Erforschung der Voraussetzungen,<br />

Entstehung, Erscheinungsformen und Wirkungen kollektiver historischer<br />

Erinnerungen. Eine wesentliche Quellensorte dabei ist die vor<br />

allem städtische Chronistik.<br />

Die 2.400 Seiten umfassende Chronik des Augsburgers Georg Kölderer<br />

entstand nicht nur an einer Nahtstelle europäischer, insbesondere<br />

süd- und mitteleuropäischer Kommunikation und verfügte über<br />

innovative Nachrichtenvermittlungsformen, sondern zeichnet sich<br />

auch durch eine überdurchschnittliche Breite der Wahrnehmung und<br />

Erfassung vielfältiger Themen aus. Ihr Autor arbeitete als Handelsdiener<br />

bzw. –schreiber bei dem großen Augsburger Handelshaus<br />

Weiß. Hier erfuhr er im Rahmen der Korrespondenz zahlreiche Neuigkeiten<br />

aus dem In- und Ausland. Er hatte Zugang zu den Fugger-<br />

Zeitungen, außerdem standen ihm Flugschriften, Flugblätter und<br />

Bücher zur Verfügung. Über zahlreiche, häufig nur unzulänglich<br />

identifizierbare Bekannte erhielt er Informationen zu vielen Entwicklungen<br />

im politischen wie kirchlichen Bereich seiner Heimatstadt.<br />

Darüber hinaus spiegeln sich in seiner Chronik die Vorgänge im<br />

Reich im Vorfeld des Dreißigjährigen Krieges wider (z. B. politische<br />

Veränderungen, dynastische Querelen, bewaffnete Auseinandersetzungen,<br />

Konfessionsstreitigkeiten). Ebenso kommt die europäische<br />

Staatenwelt in den Blick. Päpste und türkische Sultane, italienische<br />

Fürsten und spanische Könige finden genauso Eingang in Kölderers<br />

Chronik wie Thronstreitigkeiten in Polen und die Auseinandersetzung<br />

Maria Stuarts und Elisabeths I. Diese Notizen werden schließlich<br />

ergänzt durch kulturhistorisch interessante Kommentare zu Körper-,<br />

Krankheits- und Todeserfahrungen, dem Hexenglauben und<br />

der Wunderwahrnehmung.<br />

Kölderers Schrift ist nicht nur eine additive Aufstellung erfahrener<br />

oder erlebter Vergangenheiten, sondern eine durchdachte Quelle.<br />

Der Chronist versteht es, die ihm übermittelten Nachrichten jeweils<br />

zu kontextualisieren, zu analysieren und zu werten. Dadurch ent-<br />

G. Kölderer

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