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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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211<br />

MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Gewebe wandern (Migration), ein Vorgang, der wie die gesamte<br />

Embryonalentwicklung von Genen gesteuert wird. Störungen der<br />

Nervenzellmigration führen zu anormalen Anordnungen von Nervenzellen<br />

im Gehirn, die sich – soweit sie nicht schon vor der Geburt<br />

tödlich wirken – in Form schwerer Krankheitsbilder äußern, u. a. als<br />

Epilepsie.<br />

Die Entstehung eines Typs solcher anormaler Anordnungen, der sog.<br />

Bandheterotopien, wurde kürzlich mit Mutationen in einem Gen namens<br />

doublecortin in Verbindung gebracht. Das Produkt dieses<br />

Gens, ein Protein namens DCX, ist ersten Befunden zufolge in den<br />

Zellen mit den Mikrotubuli assoziiert, diese Strukturen sind an Bewegungen<br />

der Zellen beteiligt. Wie DCX die Nervenzellmigration im<br />

einzelnen beeinfluSSt, ist jedoch nicht bekannt.<br />

Ziel des Projekts ist deshalb, die Rolle von DCX bei der Migration der<br />

Nervenzellvorläufer genauer zu untersuchen. Der Regensburger Arbeitsgruppe<br />

stehen zu diesem Zweck sowohl gentechnisch hergestellte,<br />

unveränderte als auch mutierte, beliebig manipulierbare Formen<br />

von doublecortin sowie mehrere Zellkultursysteme zur Verfügung.<br />

Die verschiedenen genetischen Konstrukte sollen zunächst in<br />

Nerven-Vorläuferzellen eingeschleust und zur Bildung ihrer jeweiligen<br />

normalen bzw. veränderten Produkte veranlasst werden; durch<br />

Beobachtung des Verhaltens der so veränderten Zellen in Zellkulturen<br />

und in Ratten, denen Sie implantiert werden, sollen dann folgende<br />

Fragen beantwortet werden:<br />

– Führt die völlige Ausschaltung von doublecortin zu Migrationsstörungen?<br />

– Führen die Mutationen von doublecortin, die man bei Patienten<br />

mit den fraglichen Krankheiten gefunden hat, zu Migrationsstörungen?<br />

– Beeinflussen die pathogenen Mutationen die Assoziation von<br />

DCX mit den Mikrotubuli?<br />

Für das Projekt „Elucidation of Molecular Pathways Involved in Abnormal<br />

and Normal Human Brain Development“ wurde Dr. O. Reiner,<br />

Department of Molecular Genetics, The Weizmann Institute of<br />

Science, Israel (Rehovot), eine Sachbeihilfe bewilligt.<br />

Wenn während der Embryonalentwicklung des Menschen das Gehirn<br />

entsteht, müssen die Nervenzellen sich vermehren und im Embryo<br />

über weite Strecken an ihren späteren Platz wandern. Läuft dieser<br />

Vorgang nicht ordnungsgemäß ab, entstehen Fehlbildungen, im<br />

schlimmsten Fall die sog. Lissenzephalie, eine schwere Erkrankung<br />

des Gehirns. Die komplizierten Entwicklungsabläufe, die bisher<br />

noch kaum aufgeklärt sind, werden durch eine ganze Reihe von Genen<br />

gesteuert. In den letzten Jahren wurden mehrere Gene gefunden,<br />

die bei der Lissenzephalie mutiert sind und demnach für die<br />

Steuerung der Gehirnentwicklung von Bedeutung sein dürften. Zwei<br />

dieser Gene namens LIS1 und Doublecortin sind Gegenstand der Un-<br />

Gehirnentwicklung

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