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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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Kurmainz<br />

Juden<br />

GESCHICHTSWISSENSCHAFTEN 36<br />

Das Forschungsprojekt soll eine umfassende Dokumentation der Judenbücher<br />

sowie eine kleinere Anzahl aufeinander abgestimmter<br />

Fallstudien, die sich auf lokale bzw. regionale Kontexte beziehen, erbringen.<br />

Das Projekt konzentriert sich auf den süddeutschen Raum<br />

zwischen dem Rhein im Westen bis hin zu den Ländern der Böhmischen<br />

Krone. Dadurch wird ein Blick auf die Übergänge und Migrationsvorgänge<br />

von Juden vom Kerngebiet der „Germania“ in die<br />

Länder Ostmitteleuropas am Ausgang des Mittelalters eröffnet.<br />

Inzwischen wurde an einem Überblicksartikel gearbeitet und die<br />

Transkriptionsarbeit fortgeführt. Desweiteren wurde mit der Auswertung<br />

der Znaimer Judenbücher begonnen sowie eine Semesterstudie<br />

zum Thema „Judenurkunden und Judenbücher vom Archiv<br />

ins Internet“ durchgeführt, wobei das „Judenbuch I“ der Stadt Rothenburg<br />

ob der Tauber im Mittelpunkt stand.<br />

Prof. M. Matheus (Historisches Seminar III, Universität Mainz) erhält<br />

von der <strong>Stiftung</strong> Fördermittel für das Projekt Juden in Kurmainz –<br />

Frühe Neuzeit: 1484–1673.<br />

Das Forschungsvorhaben hat zum Ziel, die Geschichte der Juden im<br />

größten geistlichen Territorium des Reiches für die Frühe Neuzeit zu<br />

untersuchen. Die Untersuchung beginnt mit dem Mainzer Kurfürsten<br />

Berthold von Henneberg (1484–1504) und endet mit der Regierungszeit<br />

Philipps von Schönborn (1647–1673). Arbeitsschwerpunkte bilden<br />

das Unterstift unter Einschluss von Oberlahnstein und die zum<br />

Domkapitel gehörenden Orte, das Oberstift und die hessischen Exklaven.<br />

Das Kurfürstentum Mainz stellte sich zu Beginn der Neuzeit als ein<br />

vielgestaltiges Gebilde weit voneinander entfernt liegender Landesteile<br />

mit unterschiedlichen rechtlichen, administrativen, sozialen,<br />

wirtschaftlichen und kulturellen Voraussetzungen dar. Es bestand<br />

aus dem Unterstift um Mainz und Bingen, dem Oberstift am unteren<br />

Main um Aschaffenburg und Tauberbischofsheim, an der Bergstraße<br />

und im Odenwald. Dazu kamen verstreute Besitztümer in Hessen<br />

und Thüringen. Die Mainzer Landesherren gehörten als Erzbischöfe<br />

und Reichserzkanzler zu den einflussreichsten Persönlichkeiten im<br />

Reich und in der Kirche, hatten jedoch im Inneren stets auch die konkurrierenden<br />

Herrschaftsansprüche (z. B. des regionalen Adels und<br />

des Mainzer Domkapitels) und die sich aus der geographischen Lage<br />

ergebenden interterritorialen Interdependenzen zu berücksichtigen.<br />

So waren die territorialen Nachbarn von Kurmainz, die Landgrafschaft<br />

Hessen und die Kurpfalz, protestantisch bzw. calvinistisch.<br />

Im Mittelalter war das kurmainzische Territorium eine bevorzugte<br />

Siedlungslandschaft der Juden. In Kurmainz lebten im Spätmittelalter<br />

und zu Beginn der Neuzeit in 66 Orten einzelne Judenfamilien oder<br />

es bestanden jüdische Gemeinden. Ihre Geschichte war wie die Geschichte<br />

ihrer christlichen Umwelt geprägt von den zahlreichen kriegerischen<br />

Ereignissen zwischen Bauernkrieg und Westfälischem Frieden,<br />

wechselnden Katastrophen (Hungerjahre, Seuchen, Hexenpro-

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