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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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MEDIZIN UND NATURWISSENSCHAFTEN<br />

Bei der Fanconi-Anämie handelt es sich um eine ererbte Form von<br />

aplastischer Anämie, einer Krankheit, bei der das Knochenmark<br />

nicht mehr in der Lage ist, die verschiedenen Blutstammzellen<br />

(weisse und rote Blutkörperchen, Blutplättchen) zu produzieren. Der<br />

Verlauf ist durchweg schwer, neben den Blutbildanomalien kommt<br />

es zu Skelettfehlbildungen, Nierenschäden, Pigmentstörungen, Minderwuchs<br />

und geistiger Retardierung, sowie einem stark erhöhten<br />

Krebsrisiko. Die Fanconi-Anämie wird autosomal rezessiv vererbt,<br />

man weiss von sieben potentiell verantwortlichen Genen. Fast alle<br />

Gene sind kloniert, aber über die Funktion der Proteine ist bisher<br />

nichts bekannt.<br />

Hauptmerkmal der Fanconi-Anämie auf zellulärer Ebene ist eine<br />

drastisch erhöhte Chromosomeninstabilität, man hat diese Tatsache<br />

in der Vergangenheit mit gestörten DNA-Reparaturmechanismen zu<br />

erklären versucht. In früheren Arbeiten konnte Prof. Schweiger zeigen,<br />

dass Zellen von Fanconi-Patienten überdies eine extrem erhöhte<br />

Empfindlichkeit gegenüber Sauerstoff und hoch reaktiven Sauerstoffzwischenverbindungen<br />

aufweisen, durch die sich die Chromosomeninstabilität<br />

zusätzlich erhöht. Freier Sauerstoff ist für die Zelle<br />

eine potentielle Gefahrenquelle und muss daher im Rahmen von Oxidationsreaktionen<br />

gebunden werden. Eines der zellulären Enzymsysteme,<br />

die dies bewerkstelligen, ist das Cytochrom-P450-System.<br />

Es konnte gezeigt werden, dass oxidative DNA-Schäden durch antioxidative<br />

Substanzen vermindert werden können. So liess sich die<br />

Zahl der Chromosomenbrüche durch eine Hemmung des Cyt-P450-<br />

Systems herabsetzen. Dabei war festzustellen, dass in Fanconizellen<br />

auffällig grosse Mengen an 8-Oxoguanin zu finden sind, – der oxidierten<br />

Form einer der vier DNA-Basen. Verantwortlich für die Reparatur<br />

solcher Schäden sind mehrere Enzyme, unter anderem die<br />

Oxoguanin-Glycosilase (OGG), die interessanterweise in der Chromosomenregion<br />

eines der Fanconi-Gene liegt. Dies sehr komplexe<br />

Enzym wurde intensiv analysiert, und in der Tat konnte zumindest in<br />

der entsprechenden Fanconi-Komplementationsgruppe eine Aktivitätsverminderung<br />

nachgewiesen werden.<br />

Projektziel ist, die Ursachen für das Versagen der Blutzell-Bildung zu<br />

verstehen und entsprechende Gegenmassnahmen zu entwickeln.<br />

Die Chromosomeninstabilität lässt sich durch Erhöhung des Redoxpotentials<br />

im Medium erniedrigen. Dithiothreitol oder Mercaptoäthanol<br />

verhindern die spontane Chromosomenbrüchigkeit und unterdrücken<br />

die durch Clastogene wie Mitomycin oder Diepoxybutan induzierten<br />

Chromosomenbrüche. Der bedeutendste Redoxträger in<br />

menschlichen Zellen ist das Thioredoxin. Transfektion von Thioredoxin-cDNA<br />

in Fanconi-Zellen unterdrückt Clastogen-induzierte Chromosomenbrüche<br />

– nicht aber spontane. Es besteht die Vermutung,<br />

dass Thioredoxin sein Redoxpotential nicht ohne weiteres in den Kern<br />

transportieren kann, um dort die spontane Chromosomen-Instabilität<br />

zu unterdrücken. Diese Annahme wird bestätigt durch Experimente<br />

zur Transfektion von Thioredoxin-cDNA, die mit einem artifiziellen

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