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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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173<br />

SOZIOLOGIE<br />

wir dabei auf dem Weg zu einer Sozialunion sind, wird in Wissenschaft,<br />

Politik und Öffentlichkeit kontrovers diskutiert, zumal auf dem<br />

Weg dahin verschiedenste Hindernisse zu überwinden sind. Die Einstellungen<br />

der Bürger zum Wohlfahrtsstaat wurden dabei bisher kaum<br />

berücksichtigt. Angesichts der Vielfalt europäischer Wohlfahrtsstaaten<br />

kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die Bürger Europas<br />

auch unterschiedliche Erwartungen an die Sozialpolitik richten.<br />

Ziel des Forschungsprojektes ist es, durch eine systematische Untersuchung<br />

wohlfahrtsstaatlicher Einstellungen anhand der Sekundäranalyse<br />

repräsentativer Bevölkerungsumfragen des „International<br />

Social Survey Programme“ (ISSP) einen Beitrag zur Diskussion über<br />

eine europäische Sozialunion, d. h. einen europäischen Wohlfahrtsstaat<br />

zu leisten. Wohlfahrtsstaatliche Einstellungen werden in diesem<br />

Zusammenhang beschränkt auf den Aspekt der Ansprüche der<br />

Bürger an den Wohlfahrtsstaat (kurz: Wohlfahrtsansprüche) im Sinne<br />

ihrer Haltung zu einer Verantwortung des Staates für sozialpolitisches<br />

Handeln.<br />

Das Interesse gilt im einzelnen zum einen der Beschreibung der Unterschiede<br />

zwischen den wohlfahrtsstaatlichen Einstellungen der<br />

Bürger Europas sowie der Entwicklung der Einstellungsunterschiede<br />

in den 1980er und 1990er Jahren. Dazu werden nicht nur die Wohlfahrtsansprüche<br />

der Bürger gegenwärtiger Mitgliedsstaaten der Europäischen<br />

Union (EU) analysiert; vor dem Hintergrund der fortwährenden<br />

Diskussion über eine EU-Erweiterung werden vielmehr,<br />

im Sinne einer langfristigen Perspektive, auch Einstellungen der<br />

Bürger sogenannter „Beitrittskandidaten“ berücksichtigt. Besonders<br />

interessant sind in diesem Zusammenhang die mittel- und osteuropäischen<br />

Transformationsländer, deren Vergangenheit bekanntlich<br />

durch den sozialistischen Wohlfahrtsstaat geprägt war. Konkret<br />

werden die Wohlfahrtsansprüche der Bürger Deutschlands, Großbritanniens,<br />

Italiens, Norwegens, Bulgariens, Ungarns und – als Vergleichsgruppe<br />

– der Vereinigten Staaten untersucht.<br />

Neben der umfassenden Beschreibung der Wohlfahrtsansprüche der<br />

Bürger Europas wird zum anderen der Versuch einer Erklärung der<br />

Ansprüche wie ihrer zeitlichen Entwicklung unternommen. Dabei<br />

wird auch auf Alternativen zur bereits angesprochenen Einstellungsprägung<br />

durch ein bestimmtes wohlfahrtsstaatliches Arrangement<br />

zurückgegriffen. Die sozialwissenschaftliche Einstellungsforschung<br />

hat nämlich gezeigt, dass auch die gesamtwirtschaftliche Lage eines<br />

Landes bzw. Wohlfahrtsstaates sowie individuelle Sozialisationserfahrungen<br />

und sozioökonomische Interessen für die Ausprägung der<br />

Wohlfahrtsansprüche der Bürger von Bedeutung sind.<br />

Im Berichtszeitraum sind folgende Publikationen erschienen:<br />

Andreß, Hans-Jürgen, und Thorsten Heien: Zerfällt der wohlfahrtsstaatliche<br />

Konsens? Einstellungen zum Wohlfahrtsstaat im<br />

zeitlichen Wandel. Vortr. im Rahmen des Plenums VIII „Eigeninteresse,<br />

Solidarität und die Vorstellung von Gerechtigkeit“ auf

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