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JAHRESBERICHT 2000/2001 - Fritz Thyssen Stiftung

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Im Forschungsprojekt wird mit Hilfe einer spieltheoretischen Modellierung<br />

untersucht, unter welchen Umständen die Vorteile der Selbstanzeige<br />

überwiegen. Dabei zeigt sich, dass sich immer Selbstanzeigesysteme<br />

konstruieren lassen, die insgesamt zu einer höheren Wohlfahrt<br />

als Rechtssysteme führen, bei denen keine Straferleichterungen<br />

vorgesehen sind. Dies gilt sogar dann, wenn als Restriktion der rechtspolitisch<br />

wichtige Sachverhalt berücksichtigt wird, dass das Selbstanzeigesystem<br />

nicht zu einer Erhöhung der Straftaten führen darf.<br />

Derzeit wird untersucht, wie sich die Ergebnisse verändern, wenn statt<br />

einzelner Straftäter Situationen betrachtet werden, in denen Straftaten<br />

nur durch das Zusammenwirken mehrerer Beteiligter entstehen können.<br />

Dies ist beispielsweise typisch für den Anwendungsfall der Korruption.<br />

Erste Resultate legen nahe, dass die Vorteile von Straferleichterungen<br />

bei Selbstanzeige in diesen Fällen noch größer sind. Geplant<br />

ist, die theoretischen Ergebnisse experimentell zu testen, um die praktische<br />

Relevanz der Resultate überprüfen zu können.<br />

Politikwissenschaft<br />

POLITIKWISSENSCHAFT 164<br />

Unter den Fragen, denen sich die Politikwissenschaft im Übergang<br />

vom 20. in das 21. Jahrhundert gegenübersieht, hat die nach der Zukunft<br />

des demokratischen Verfassungsstaates besonderen Rang.<br />

Sein Anspruch, auf die Dauer das einzig legitime Modell politischer<br />

Ordnung in der modernen Welt zu sein, ist durch das zu Ende gehende<br />

Jahrhundert bekräftigt worden. Aber die Gegenfrage, ob er<br />

nicht doch das voraussetzungsreiche Produkt einer spezifischen Kultur<br />

sei, ist noch keineswegs definitiv beantwortet. Es könnte sein,<br />

dass der weltweite Prozess der Erosion der Bestandsbedingungen<br />

nicht-demokratisch organisierter Herrschaft und der Prozess des<br />

Aufbaus der Voraussetzungen für den demokratisch-verfassungsstaatlichen<br />

Modus der Politik zwei ganz verschiedene Dinge sind.<br />

Auch ist die Frage offen, wie sich der demokratische Verfassungsstaat<br />

gegenüber den neuartigen Herausforderungen bewähren wird,<br />

vor denen er schon steht oder demnächst stehen wird. Welche Möglichkeiten<br />

wenn nicht der Steuerung gesellschaftlicher Entwicklungen<br />

so doch der Einflussnahme auf gesellschaftliche Entwicklungen<br />

hat Politik der demokratisch-verfassungsstaatlichen Spielart in der<br />

Welt des 21. Jahrhunderts? Wie wird sie umgehen mit dem wachsenden<br />

Problemdruck beispielsweise der Umweltkrise? Wie wird sie fertig<br />

mit der außerordentlichen Beschleunigung, auch der Intensität,<br />

mit der Prozesse des sozialen Wandels ablaufen, von den dramatischen<br />

demographischen Entwicklungen bis zum „Wertewandel“?<br />

Und wie verändern diese Prozesse die Rahmenbedingungen, die<br />

Handlungsmöglichkeiten der Politik? Ebenso dringlich ist die Frage,<br />

wie die Politik, die gerade als demokratisch verfasste Politik an umgrenzte<br />

Räume gebunden bleibt, mit der zunehmenden Erosion der<br />

Bedeutung territorialer Grenzen zurecht kommt. Einfacher gefragt:<br />

Wie lässt sich in entgrenzten Räumen noch regieren?

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