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AXEL SPRINGER: NUN ADE DU SCHÖNE WELT - DIE<br />

FETTEN JAHRE SIND VORBEI<br />

Axel Cäsar Springer (*2. Mai 1912 in Hamburg-Altona; + 22. September 1985 in<br />

Berlin) ist die umstrittenste, angefeindeste und auch verehrteste Verleger-Persönlichkeit in<br />

der deutschen Nachkriegsgeschichte.<br />

stern, Hamburg 14. August 1974 / 27. Februar 1975 / 11. März 2009<br />

Ende der sechziger Jahre forderten revoltierende Studenten der Außerparlamentarischen<br />

Opposition (APO): "Enteignet Springer". Auslöser war die Erschießung des Berliner Studenten<br />

Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967. Dieser Tod galt <strong>als</strong> Höhepunkt einer einseitigen, verhetzenden<br />

Berichterstattung der Springer-Presse, vornehmlich dem Boulevard-Blatt BILD, gegen eine<br />

vorwiegend linksgerichtete Studentenschaft. (BILD -Zeitung hat in Deutschland eine Reichweite<br />

von täglich 11,49 Millionen Leser am Tag, 2007). Der Verleger Axel Cäsar Springer verstand sich<br />

<strong>als</strong> Speerspitze gegen sozialistische Ideen aus dem Osten und <strong>als</strong> Bollwerk gegen die studentische<br />

APO unter Rudi Dutschke (*1940+1979). Feindbilder.<br />

Sechs Jahre später - nach den APO-Springer-Krawallen - will sich Deutschlands<br />

umstrittenster Großverleger Axel Cäsar Springer freiwillig enteignen - gegen bar. Einen Käufer<br />

freilich hat er bislang noch nicht gefunden. Deshalb macht sich Springer jetzt daran, sein<br />

Pressehaus zu renovieren: Die preisdrückenden Verlustobjekte, in erster Linie Springers<br />

ideologische, ultra-konservativ eingefärbte Parade-Zeitung Die Welt , sollen ausgeforstet werden.<br />

Auflagen-Verluste, Verluste-Geschäfte begleiteten das bürgerlich-nationale Weltbild dieses Blattes<br />

seit seiner Gründung im Jahre 1946.<br />

Seit Wochen bemüht sich der Hamburger Multi-Millionär, mindestens ein Viertel seines<br />

Imperiums an zahlungskräftige Banken zu verkaufen. Auch für den Springer Verlag (Bild-Zeitung,<br />

Die Welt, HörZu, Hamburger Abendblatt, Berliner Morgenpost etc. usf.) sind die einträglich fetten<br />

Jahre in der Zeitungsbranche vorbei. Der Gesamtwert des einstigen Milliarden-Unternehmens<br />

rutscht auf dem freien Markt zunehmend tiefer in den Keller. Schon erkannte die München<br />

erscheinende Süddeutsche Zeitung einen neuen heimatlosen Rechten : "Ein Teil der Beobachter<br />

meint, Axel Springer wolle wie vordem Helmut Horten schlicht Kasse machen und von einem<br />

ausländischen Domizil aus am Drücken bleiben." - Bekanntlich hatte Helmut Horten<br />

(*1909+1987) in den Jahren 1969 auf 1970 seinen Kaufhaus-Konzern in eine Aktiengesellschaft<br />

umgewandelt. So konnte er seinen Anteil verkaufen, sich aus dem Warenhaus-Geschäft mit seinem<br />

Bar-Vermögen ganz in die Schweiz zurückziehen.<br />

Aber bisher waren aber weder die Bayerische Landesbank noch die Bayerische<br />

Hypotheken- und Wechselbank bereit, für einen 25prozentigen Anteil am Hamburger Konzern 200<br />

Millionen Mark auf den Tisch zu legen. Sie boten lediglich 175 Millionen. Ein prominenter Bankier,<br />

der natürlich nicht genannt werden will, mutmaßte: "Wenn Herr Springer nicht schnell macht,<br />

sackt der Preis noch weiter ab." –Atemnot. Zugzwang.<br />

Deshalb will Axel Springer jetzt sein Objekt für Finanzmärkte wieder attraktiver machen.<br />

Beizeiten gab er die Devise aus: "Wenn er schon verkauft wird, muss der Laden von innen her in<br />

Ordnung sein. Denn wer kauft schon Verluste." Springer-Verluste auch aus geschlagenen<br />

Schlachten gegen die APO-Generation vergangener Jahre. Reputationsverluste. Und verlustreich ist<br />

vor allem Springers durch Krisen und reaktionären Durchhalteparolen der Ausgrenzung wie<br />

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