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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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DETENIDO - TORTURADO - DESAPARECIDO -<br />

VERHAFTET, GEFOLTERT, VERSCHWUNDEN IN<br />

ARGENTINIEN - BEERDIGT AUF DEM FRIEDHOF<br />

LUSTNAU IN TÜBINGEN<br />

Friedhöfe - Endstationen - Innehalten ... ... "Der Mensch ist erst dann wirklich tot, wenn<br />

niemand an ihn denkt" - Bertolt Brecht<br />

„Denken heißt Überschreiten Prinzip Hoffnung"<br />

"Die Sehnsucht des Menschen ein wirklicher Mensch zu werden"<br />

auf dem Bergfriedhof zu Tübingen Ernst Bloch *8. Juli 1885 in Ludwigshafen am<br />

Rhein + am 4. August 1977 in Tübingen Carola Bloch * am 22. Januar 1905 in Lodz; + am<br />

31. Juli 1994 in Tübingen<br />

Elisabeth Käsemann * am 11. Mai 1947 in Gelsenkirchen + am 24. Mai 1977 in Buenos<br />

Aires<br />

Mir ging an diesem denkwürdigen Tag des 8. März 1977 im fernen Buenos Aires der<br />

Name der deutschen Soziologiestudentin und Entwicklungshelferin Elisabeth Käsemann aus<br />

Tübingen nicht mehr aus dem Sinn. Aus der Redaktion in Hamburg kam die Nachricht: Autos<br />

ohne Kennzeichen hatten vor ihrer Wohnung in Buenos Aires gestoppt. Kreischende Bremsen.<br />

Türen wurden aufgerissen. Männer sprangen heraus. Sie drangen in ein Haus ein und fielen über<br />

Elisabeth her. Handschellen, Kapuze über'n Kopf, Spray in die Augen. Elisabeth Käsemann wurde<br />

von Soldaten abgeführt, in eines der Auto gezerrt. Türen schlugen zu. Motoren heulten auf. Die<br />

Autos rasten davon. Die junge Frau, die Argentiniens Schergen abholen, wird in der Öffentlichkeit<br />

nicht mehr lebend gesehen. Es ist, <strong>als</strong> hätte die Erde sie verschluckt. Anschuldigungen, Gerüchte<br />

lauteten seinerzeit, sie hätte mal zu jemandem aus dem linken Montonero-Umfeld - der<br />

Stadtguerilla -Kontakte gehabt, gefälschte Papiere zur Ausreise besorgt. Nur Belege gab es nicht:<br />

Fehlanzeige. Vermutungen, Verdächtigungen -mehr nicht.<br />

So oder ähnlich muss es in der Nacht vom 8. auf den 9. März 1977 geschehen sein, <strong>als</strong> die<br />

deutsche Staatsbürgerin Elisabeth Käsemann in Buenos Aires von ihren Folterern abgeholt,<br />

geraubt, gekidnappt worden ist. Ausgerechnet an diesem Tag trafen wir aus Sao Paulo (Brasilien)<br />

kommend in Buenos Aires ein - auf der Suche mach dem Verbleib weiterer hundert Deutscher<br />

oder auch Deutschstämmiger , die während 1976 bis 1983 spurlos in Argentinien wie vom<br />

Erdboden verschluckt worden sind. -<br />

"Detenido - torturado - desaparediso - verhaftet, gefoltert, verschwunden"; über 30. 000<br />

Menschen in dieser verdüsterten Epoche.<br />

In Elisabeths Alter und Leben, ihrem Werdegang, ihrer Wahrnehmungen <strong>als</strong> auch<br />

gesellschaftspolitischen Ansichten konnte ich Ähnlichkeiten zu meiner Biografie entdecken.<br />

Parallelen, die mich aufwühlten. Nur mit dem folgenschweren Unterschied, dass mich mein<br />

Veränderungswille in den Journalismus - <strong>als</strong> Instrument der Aufklärung - trieb. Elisabeth hingegen<br />

setzte sich auf die andere Seite des Tisches - zu den Armen, Farbigen, Entrechteten,<br />

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