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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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• eine mindestens sechsmonatige Grundausbildung für alle Lehrlinge;<br />

• wöchentlich nicht weniger <strong>als</strong> zwölf Stunden Berufsschul-Unterricht;<br />

• individuelle Förderung für über- und unterdurchschnittlich begabte Jugendliche; eine<br />

verstärkte Überprüfung der Einhaltung gesetzlicher Ausbildungsvorschriften.<br />

Sicher ist außerdem: Das Schwergewicht der Berufsausbildung soll von den Betrieben auf<br />

die Schulen übergehen. Zanders Motto: "Mehr Kopfarbeit und weniger Handwerk." Die<br />

angestrebte Verbindung von allgemeiner und beruflicher Bildung in den Gesamtschulen kostet<br />

allerdings 30 Milliarden Mark und verlangt rund 280.000 Fachlehrer. Doch die Staatskassen sind<br />

leer. Und bisher gibt es nur 39.000 Berufsschul-Pädagogen im gesamten Bundesgebiet.<br />

Einen Ausweg aus der Sackgasse hat der Deutsche Bildungsrat schon 1969 gewiesen. Er<br />

will die Betriebe zur Kasse bitten. Sie sollen "Ausbildungsabgaben" in einen gemeinsamen Fonds<br />

einzahlen, aus dem dann Firmen, "die Lehrlinge in entsprechender Qualität ausbilden", Zuschüsse<br />

erhalten würden. Die Wirtschaftsverbände lehnen diesen Plan ab. Sie wollen nur Geld locker<br />

machen, wenn sie auch den Ausbildungsablauf bestimmen können. Hermann F. Sack, Lehrlings-<br />

Experte beim Deutschen Industrie- und Handelstag (DIHT): "Die meisten haben sonst keine Lust<br />

mehr, Lehrlinge auszubilden. Denn dann würden die Ho-Chi-Minh-Schreier (*1890+1969;<br />

Präsident der Demokratischen Republik Vietnam 1955-1969) Oberwasser bekommen."<br />

Trotz des massiven Widerstandes aus dem Untenehmerlager will Fred Zander den Kampf<br />

um eine bessere Lehrlingsausbildung nicht aufgeben. Der Staatssekretär: "Erst wenn ich gar keine<br />

Chance zur Reform mehr sehe, würde ich mein Amt niederlegen." - Keine 14 Monate später wurde<br />

Zander von seinen Aufgaben entbunden.<br />

Kinder dieser Zeit zu sein bedeutet: die Jugendlichen leben in einer scheinbar perfekt<br />

organisierten Gesellschaft, die durch technokratische Wirtschafts- und Verwaltungsabläufe den<br />

Menschen total in Griff nimmt. Kinder dieser Zeit zu sein heißt aber auch: Die einst <strong>als</strong><br />

unumstößlich angesehenen Fundamente der bundesdeutschen Nachkriegs-Gesellschaft sind<br />

brüchig geworden. Brüchig deshalb, weil die Normen und Werte nicht mehr stimmen. Die<br />

Jahrzehnte lang vorherrschende Formel: Leistung bringt Wachstum und garantiert Wohlstand, wird<br />

von immer mehr Menschen radikal in Frage gestellt. Die Norm Leistungsbereitschaft, durch<br />

Elternhaus und Schule den Jugendlichen vermittelt, ist schon seit lange instabil geworden. Ein<br />

großer Teil der jungen Generation übernimmt die traditionellen Werte nicht mehr. Das<br />

Leistungsprinzip, mit dem jeder bisher künftige Erfolge und künftige Gratifikationen verknüpfte,<br />

stellt sich zunehmend stärker <strong>als</strong> Sackgasse heraus. Die vor allem in Mittelschichten vertretene<br />

Ansicht, Wohlverhalten, Disziplin und Verzicht werden sich später auszahlen, hat sich <strong>als</strong> nicht<br />

mehr stichhaltig erwiesen.<br />

Das Institut für Demoskopie Allensbach ermittelte im Jahre 1979, wovor sich die<br />

Jugendlichen am meisten fürchten.<br />

• Dass sie nicht den Beruf ergreifen können, den sie möchten (73 Prozent).<br />

• Dass viele von ihnen arbeitslos sein werden (70 Prozent).<br />

• Dass man oft keinen Sinn im Leben findet (40 Prozent).<br />

• Dass man nicht so leben kann, wie man gerne möchte (40 Prozent).<br />

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