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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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Geboren wurde er am 24. Mai 1931 in der schwäbischen Provinz. Am Fuße der<br />

Schwäbischen Alb, in Kirchheim / Teck bei Esslingen, besaß sein Vater Hermann eine Drogerie.<br />

Als der Vater 1954 starb, führte die Mutter das Geschäft weiter. Der brave Sohn Klaus machte<br />

1951 sein Abitur an der "Oberschule für Jungen" in Kirchheim und studierte bis Ende 1955 Jura in<br />

Tübingen und Heidelberg.<br />

1961 - inzwischen 30 Jahre alt - ließ er sich in Stuttgart <strong>als</strong> Anwalt nieder; Croissant, der<br />

spätere Links-Anwalt", zählte dam<strong>als</strong> noch Industrielle zu seinen Klienten. Er galt <strong>als</strong> Sympathisant<br />

der Freien Demokraten. Und nach dem Schwaben-Motto "Schaffe, schaffe, Häusle baue" kaufte er<br />

sich zwei Eigentumswohnungen in Stuttgart.<br />

Zwei Kollegen brachten den eher theoretisierenden und zaudernden Schwaben vom Pfad<br />

der bürgerlichen Tugenden ab und auf die Seite jener, die den "revolutionären Kampf" auf ihre<br />

Fahnen geschrieben hatten. Das eine große Vorbild war der Berliner Rechtsanwalt Horst Mahler<br />

(1970 Gründungsmitglied der RAF, rechtskräftig verurteilter Rechtsextremist und Antisemit) - ein<br />

Mann, der <strong>als</strong> Staranwalt der APO zum Schrecken konservativer Richter wurde. Die zweite<br />

Leitfigur war sein Kollege Jörg Lang. Er überzeugte Croissant davon, dass in der Bundesrepublik<br />

der "blanke Faschismus" herrsche und der Kampf dagegen jedes Mittel rechtfertige. Später, <strong>als</strong><br />

Sozius in der Stuttgarter Anwaltskanzlei organisierte Lang bundesweit die "Komitees gegen Folter",<br />

ehe er schließlich selbst in den Untergrund ging.<br />

Klaus Croissant hatte inzwischen seine Kanzlei von der Nobeladresse in eine Seitenstraße<br />

verlegt. Dieses Büro unterm Dach des Hauses Lange Straße 3 wurde nach Ansicht der<br />

Staatsschützer zur Schaltstelle und Nachrichtenzentrale für Terroristen. Von hier aus kurbelte<br />

Croissant auf Anweisung von Andreas Baader und Ulrike Meinhof (*1934+1976) die Kampagnen<br />

gegen die "Isolationsfolter", "Gehirnwäsche" und "Mord an Holger Meins" an. Im April 1974,<br />

noch ehe der große BM-Prozess in Stuttgart-Stammheim überhaupt begonnen hatte, wurde<br />

Croissant wegen des Verdachts der "Unterstützung einer kriminellen Vereinigung" die Verteidigung<br />

für Andreas Baader entzogen.<br />

Der Anwalt nahm daraufhin zwei neue Kollegen in seine Kanzlei auf - Arndt Müller und<br />

Armin Newerla. Doch auch sie gerieten schnell ins Visier der Staatsschützer. Newerla wurde im<br />

August 1977 verhaftet, Arndt Müller folgte einen Monat später in die Untersuchungshaft. Auch<br />

ihnen wirft die Staatsanwaltschaft vor, eine kriminelle Vereinigung unterstützt zu haben.<br />

Arndt Müller, 1942 in Leipzig geboren und seit 1975 Sozius von Croissant, gilt bei der<br />

Justiz <strong>als</strong> "Reise-Anwalt". Als ein Mann, der die RAF-Gefangenen nicht anwaltlich berät, sondern<br />

ausgestattet mit zahlreichen Untervollmachten die Häftlinge von Hamburg bis Stammheim<br />

besucht, mit Informationen versorgt und Befehle übermittelt. Vom Oktober 1975 bis zum Juni<br />

1977 registrierten die Justizbehörden 517 Müller-Besuche bei RAF-Häftlingen. Seinen Rekord<br />

stellte er im Januar 1976 auf: 39 Besuche in 31 Tagen.<br />

Argwöhnisch vermerkten die Fahnder vom Bundeskriminalamt auch, dass Müller von<br />

Dezember 1976 bis April 1977 mindestens 15mal lange, unbewachte Gespräche in Stuttgart-<br />

Stammheim mit Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe führte. Zur gleichen Zeit<br />

besuchte er auch Siegfried Haag und Sabine Schmitz in ihren Gefängniszellen, die - so das BKA -<br />

die Ermordung von Generalbundesanwalt Siegfried Buback (*1920+1977) und andere<br />

Terroraktionen geplant und vorbereitet haben.<br />

Einer anderen Reise Arndt Müllers maßen die Ermittler erst später Bedeutung bei ; einer<br />

Fahrt via Saarbrücken nach Frankreich am 10. Januar 1977. Auf dem Beifahrersitz registrierten die<br />

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