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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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So intensiv schien jedenfalls der Drang der Kapitalisten zu Kommunisten, dass es sich die<br />

Partei inzwischen leisten konnte, unbotmäßige Firmen von der Werbe wirksamen Teilnahme am<br />

Polit-Jahrmarkt auszuschließen. Seinerzeit führte der Direktor des Fête du l'humanité und Herausgeber<br />

gleichnamiger Zeitung (1974-1994) , Politbüromitglied Roland Leroy schwarze Listen jener<br />

Firmen, die das Jahr über nicht in "L'Humanité Dimanche" inserierten. Die Brauerei Kronenburg<br />

durfte zu besagter Zeit genausowenig aufs Fest wie der Getränkekonzern Schweppes, das Mineralwasser<br />

Evian oder der Champagner-Produzent Taittinger. Gleichwohl kamen so im Jahr 1976 - <strong>als</strong><br />

Beispiel - 18,5 Millionen Euro auf die Einnahmeseite des offiziellen Etats. - Lang ist's her.<br />

Ausgegeben wurden diese beträchtlichen Summen laut Rechenschaftsbericht des Parteischatzmeisters<br />

Georges Gossnat fürs Zentralkomitee (1,53 Millionen Euro), für nachgeordnete<br />

Funktionäre (6,15 Millionen Euro), für Verwaltungskosten (5,4 Millionen Euro) und für Propaganda<br />

(5,4 Millionen Euro). Dass diese Bilanz frisiert war, bewies der französische Investigations-Journalist<br />

Jean Montaldo in seinem 1977 im Verlag Albin Michel veröffentlichten Buch "Les Finanes du PCF,<br />

le parti plus capitaliste de France" eindrucksvoll wie unwidersprochen.<br />

Nach dieser Aufschlüsselung der Mitgliedsbeiträge (ein Prozent des Gehaltes) müssten<br />

über die Hälfte der französischen Genossen weniger <strong>als</strong> 220 Euro monatlich verdienen und damit<br />

weit unter dem gesetzlich garantierten Mindestlohn von dam<strong>als</strong> 270 Euro liegen. Dass die Genossen<br />

beitragsehrlich waren und sind, dafür sorgen schon KPF-Betriebsgruppen und die kommunistisch<br />

stark beeinflusste Gewerkschaft CGT mit ihren 700.000 Mitgliedern . Tatsächlich fehlt schon immer<br />

in dem offiziellen Etat der im Statut erwähnte Einnahmeposten "Unternehmen der Partei". Darüber<br />

mochte Georges Grosnat in seinem Rechenschaftsbericht nur sagen: "Sicherlich, unsere Partei<br />

musste Wirtschaftsunternehmen gründen. Aber die sollen ihr nur helfen, das Erscheinen der<br />

'L'Humanité', den Betrieb von Druckereien und Verlagen zu sichern. Deshalb ist es unnütz, darüber<br />

öffentlich zu spekulieren, wieviel Geld im einzelnen diese Wirtschaftspolitik erbringt."<br />

Kenner schätzen, dass dabei noch einmal die gleiche Summe zusammenkommt, wie sie die<br />

offizielle Bilanz ausweist. Denn die KPF hat sich im Laufe der Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ein<br />

riesiges Imperium von Wirtschaftsunternehmen aufgebaut. Mitte der siebziger Jahre gehörten dem<br />

Konzern der Partei der Antimonopolisten etwa 300 Firmen an. Neben dem Zentralorgan<br />

"L'Humanité" (Auflage dam<strong>als</strong> 198.000, im Jahre 2006: 50.000 ) und dessen Sonntagsausgabe (einst<br />

500.000, nunmehr 80.000 Exemplare) erschienen zwischen Marseille und Dünkirchen weiter 160<br />

kommunistische Publikationen . Von der Kinderzeitschrift "Pif" - die der Hamburger Verlag Gruner<br />

+ Jahr unter dem Titel "Yps" in der Bundesrepublik übernommen hat - über die in Toulouse erscheinende<br />

Provinz-Zeitung "Nouvelle de Toulouse" bis zum arabischen Gastarbeiter-Blatt "L'Immigrés<br />

d'Afrique du Nord".<br />

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