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des "Kalten Krieges" eine "positive Klärung" der Westdeutschen zu ihren östlichen Nachbarn.<br />

Antikommunisten Hellwege vor der Synode: "Solche Parolen sind gefährlich, weil sie den<br />

Widerstandswillen des deutschen Volkes gegen die östliche Bedrohung schwächen, und weil sie<br />

damit der ernstlichen Bemühung der Bundesregierung und unser aller geistiges Bollwerk in den<br />

Rücken fallen." - Kirchenpolitik.<br />

Ihren Höhepunkt fand heftigst die Auseinandersetzung in der Diskussion um<br />

Wiederaufrüstung, Gründung der Bundeswehr im Jahre 1956. Wieder sollten Pastoren Panzer und<br />

Soldaten, diesmal in ihrer Habtachtstellung gegenüber dem Kommunismus, Pate stehen, Beistand<br />

leisten, Gottvertrauen zusprechen. Es war Kanzler Konrad Adenauer (*1876+1967), der die<br />

Pastoren - neun Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg - mit seinem Militärseelsorge-Vertrag wieder in<br />

die Kasernen rief. Es waren Martin Niemöller und Helmut Gollwitzer (*1908+1993), die eine<br />

abermalige Bindung ihrer Kirche an Panzern mit ihren Pastoren strikt ablehnten. Hanns Lilje<br />

hingegen engagierte sich mit seinem Kollegen Otto Dibelius (*1880+1967) fürs Engagement<br />

schwarzer Talare auf Kasernen-Höfen; nach dem Motto: Gotteswort überall.<br />

Bezeichnenderweise steht nichts über derlei gravierende Richtungskämpfe in offiziellen<br />

Kirchen-Verlautbarungen. Lediglich das "Jahrbuch für kritische Aufklärung" vermerkt: "Der<br />

Protest meldete sich auf der außerordentlichen Synode der EKD zu Wort, die auf Wunsch der<br />

Kirchen in der DDR wie von westdeutscher Seite wegen der Verbreitung der allgemeinen<br />

Wehrpflicht und des Militärseelsorgevertrages einberufen wurde. In einem am 29. Juli 1956<br />

angenommenen Ausschuss-Resolution heißt es: 'Der Rat der EKD hat beschlossen, endgültige<br />

Maßnahmen zur Ordnung der Militärseelsorge nicht zu treffen ...' Der Beschluss sollte 'beachtet'<br />

und 'keine Tatsachen geschaffen werden, die die EKD zu dieser Sache binden'. Sandkasten-<br />

Demokratie,<br />

Indes: Unter 'bewusster Missachtung' (Helmut Gollwitzer) dieses Synodalbeschlusses<br />

unterzeichnete der Ratsvorsitzende der DKD, Bischof Otto Dibelius sowie der Leiter der<br />

Kirchenkanzlei Heinz Brunotte (*1896+1984) den Militärseelsorgevertrag am 23. März 1957 in<br />

Bonn. Erster Militärbischof wurde Hermann Kunst (1957-1972; *1907+1999). Er war auch ohne<br />

Befragen der Synodalen kurzerhand ernannt worden. Hanns Lilje war jedenfalls ohne Wenn und<br />

Aber auf der Seite von Armee und Pastoren in Uniform zu finden. Er befand: "Es war schon<br />

immer Unsinn, wenn man meint, dass die Militärseelsorge die Waffen segnen soll."<br />

Der Konflikt zwischen beiden Flügeln in der evangelischen Kirche hatte zumindest Mitte<br />

der fünfziger Jahre ein solches Ausmaß erreicht, dass sich auch der damalige US-Außenminister<br />

John Forster Dulles (*1988+1959; US-Außenminister 1953-1959) für derlei Diadochen-Kämpfe in<br />

Sachen Jesus in Deutschland interessierte. Aus den Adenauer-Memoiren geht hervor: "Botschafter<br />

Krekeler habe John Forster Dullas sagen müssen, dass leider in der protestantischen Kirche neben<br />

den Persönlichkeiten von so klarer Haltung wie den Bischöfen Dibelius und Lilje sowie den Laien<br />

von Thadden-Trieglaff noch eine ganze Reihe von Geistlichen durchaus keine realistische<br />

Einstellung zum Problem des Kommunismus hätte."<br />

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