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Geheimpolizei-Stationen der SAVAK heißen "Lubija" (Bohnen) und die Agenten<br />

"Tamispandsche" (Sauberfinger).<br />

Doch die ganze Geheimhaltung nutzte nichts. Denn am 1. Juni 1976 drangen dreizehn<br />

junge Schah-Gegner am helllichten Tag in das Genfer Konsulat ein und erbeuteten 2.800 zum Teil<br />

streng geheime Dokumente. Aufgrund der Veröffentlichung dieser Unterlagen verwies die<br />

Schweizer Regierung den persischen Diplomaten Malek Mahdavi des Landes. Er soll unter dem<br />

Decknamen "Mahmudi" Chef der Genfer SAVAK-Außenstelle gewesen sein. Die Teheraner<br />

Regierung revanchierte sich und schickte den schweizerischen Botschaftssekretär Walter Gyger<br />

nach Bern zurück. Und in einer Rundfunksendung empörte sich ein Sprecher über die Berner<br />

Politik. Die Schweizer Regierung sei von Anfang an davon unterrichtet gewesen, dass Mahdavi zur<br />

SAVAK gehöre. Was sich denn jetzt geändert habe, fragte Teheran verwundert.<br />

Die gestohlenen Dossiers entlarvten Brutalität und Gerissenheit der SAVAK-Operationen<br />

im Ausland. Ihre Geheimdienst-Qualität steht außer Frage. Selbst "die Chefspione des Westens",<br />

so das amerikanische Nachrichtenmagazin "Newsweek", "geben den SAVAK-Agenten<br />

außergewöhnlich hohe Zensuren".<br />

Im Orientteppich-Handel von Hamburg und München, auf den Marine- und<br />

Heereslehrgängen der Bundes-wehr, auf den Fachhochschulen und Universitäten, in<br />

Krankenhäusern und Wartezimmern, überall, wo Iraner in Deutschland arbeiten oder sich<br />

ausbilden lassen - der SAVAK-Geheimdienst ist gegenwärtig. Denn, so hat es der Schah befohlen<br />

(Dossier Nr. 130/33o vom 23. Januar 1973), alle Iraner im Ausland müssen "zur Erfüllung der<br />

Informationsbedürfnisse" für den Geheimdienst arbeiten.<br />

Der Kaiser auf dem Pfauenthron kennt nämlich nur einen Staatsfeind, seine Kritiker.<br />

Wenn er 1971 zur 2.500-Jahr-Feier seines Reiches 25.000 Flaschen Château-Lafitte Rothschild (pro<br />

Stück 100 Dollar) aus Paris einfliegen lässt, dazu 165 Köche und Kellner aus der französischen<br />

Hauptstadt, und dafür von seinen im Ausland meist sehr bescheiden lebenden Studenten getadelt<br />

wird, dann sind sie für ihn "verkommene Iraner". Wer es wagt, ein Wort über seine<br />

Allmachtsvorstellungen zu verlieren "mein Volk", "mein Öl", "meine Bodenschätze," "meine<br />

petrochemische Produktion" -, ist für ihn ein "Kommunist".<br />

In der Bundesrepublik führen die 1.200 iranischen Studenten der CISNU ein unsicheres<br />

Leben, obwohl der frühere Berliner Regierende Bürgermeister Heinrich Albertz (*1915+1993) und<br />

der Theologe Helmut Gollwitzer (*1908+1993) das Protektorat für sie übernommen haben. Denn<br />

die in unserem Lande arbeitende schlagkräftige SAVAK-Truppe erhielt aus Teheran Befehl<br />

(315/6826):<br />

"Bitte ordnen Sie an, ... dass sofortige Maßnahmen ergriffen werden: Feststellung der<br />

Adresse von Gleichgesinnten, Freunden, Verwandten, mit denen ein Briefwechsel besteht;<br />

Erkennung der Oppositionellen, ihre Familienmitglieder in politischer und nichtpolitischer<br />

Hinsicht; Bestimmung ihrer Wohnanschrift, jener ihrer Freunde und ihrer Ersatzadressen;<br />

Feststellung ihrer Charaktereigenschaften, ihrer Studienlage; Feststellung ihres Autokennzeichens,<br />

ihrer Telefonnummer, des Wohnsitzes und der Arbeitsstelle, Lageplan der Wohnung; Feststellung<br />

der Anschriften von nützlichen Informanten."<br />

Der iranische Schnüffelapparat schreckt auch nicht vor Wohnungseinbrüchen zurück. Am<br />

1. August 1973 erteilte die Teheraner SAVAK-Zentrale - Bristol 331 an Symin - ihren europäischen<br />

Agenten die Anweisung: "Dem geheimen Einbruch in die Häuser von Personen muss ein genauer<br />

Aktionsplan vorhergehen (genaue Informationen über den Betreffenden und seine Wohnstätte,<br />

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