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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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In Äquatorial-Guinea hat sich Präsident Francisco Macías Nguema (*1924+1979) zwar<br />

weder einen Dok-torhut noch eine Krone aufsetzen lassen, dafür gibt die einzige Bibliothek des<br />

Landes nur Bücher von und über Macías heraus. Die amtliche Anrede, "einziges Wunder von<br />

Äquatorial-Guinea", muss von jedem strikt eingehalten werden, der zum Präsidenten vorgelassen<br />

wird. In den Schulen und Kirchen hängen, leicht nach oben versetzt, Macías-Bilder neben<br />

Kruzifixen. Und das Glaubensbekenntnis der Nation lautet: "Gott schuf Äquatorial-Guinea nach<br />

dem Willen von Papa Macías."<br />

Ida Amin, Bokassa I. und Macías mögen für Europäer "Witzfiguren" sein. Doch ihre<br />

Namen sind Synonyme für die schrecklichsten Massenmorde auf diesem Erdteil in der zweiten<br />

Hälfte des 20. Jahrhunderts. In Uganda, "der Perle in Afrikas Krone" (Nationalhymne) , sind nach<br />

Schätzungen der Internationalen Juristen-Kommission und amnesty international seit 1971 - er<br />

putschte gegen Präsident Apollo Milton Obote ( *1924+2005) - zwischen 100.000 und 500.000<br />

Menschen ums Leben gekommen. Die internationalen Gremien sind in Amins Reich auf<br />

Mutmaßungen angewiesen, weil Hitler-Verehrer Amin im Gegensatz zu seinem Idol auf preußische<br />

Buchführungen keinen Wert legt und Statistiken verbot.<br />

Der Londoner Guardian hat <strong>als</strong> erste Zeitung einen Vergleich zwischen Adolf Hitler und<br />

Idi Amin gezogen. In einer Karikatur fragt Amin den Führer des Tausendjährigen Reiches: "Ich<br />

habe die Minderheiten verfolgt, die Juden verurteilt und eine Nacht der langen Messer veranstaltet.<br />

Haben Sie eine Idee, wo ich meinen Bunker bauen könnte?" Idi Amin, der in seinen "Träumen so<br />

oft mit Gott Zwiesprache hält", hatte selbst eine Idee. Über Radio Uganda ließ der Diktator die<br />

Nachricht verbreiten, er wolle Hitler ein Ehrendenkmal bauen lassen, das er persönlich einweihen<br />

werde. An österreichischen UN-Gener<strong>als</strong>ekretär Kurt Waldheim (*1918+2007, Mitglied des NS-<br />

Studentenbundes und des SA-Reiterkorps) telegrafierte er gar: "Hitler hat zu Recht sechs Millionen<br />

Juden bei lebendigen Leib mit Gas verheizt, denn die Juden handeln gegen die Interessen der<br />

Völker."<br />

Pogromstimmung im Sportstadion zu Kampala. Es ist der 16. Februar 1977. Ida Amins<br />

"State Research Burau" -Staatsuntersuchungsbüro - hat wieder einmal eine Verschwörung gegen<br />

den Staatspräsidenten aufgedeckt. Diesmal sind es der Erzbischof Janani Luwum sowie die<br />

Minister Oboth Ofumbi und Oryema, die einen Staatsstreich geplant haben sollen. Sie sind ins<br />

Stadion gebracht worden, um vor der Öffentlichkeit <strong>als</strong> Verschwörer abgestempelt zu werden. Auf<br />

der Ehrentribüne sitzt das diplomatische Korps der Ostblock-Staaten, die Botschafter Italiens,<br />

Frankreichs und der Bundesrepublik. In der Arena stehen dreitausend Soldaten Gewehr bei Fuß.<br />

General Mustapha Adriki, Vizepräsident Ugandas, heizt die Masse auf: "Diese Männer haben mit<br />

den Feinden Feldmarschall Dr. Amins konspiriert. Was sollen wir mit ihnen tun?"<br />

"Bringt sie um!" brüllen die Soldaten. Sie stoßen rhythmisch die Fäuste in die Luft und<br />

rufen immer wieder: "Bringt sie um, Tod den Verrätern!" Die Botschafter applaudieren dem<br />

Diktator, <strong>als</strong> Amin ans Mikrofon tritt: "Mein Volk, ihr seid im Recht. Wir können diese Verräter<br />

aber nicht sofort umlegen. Sie sollen einen fairen Prozess haben." Wieder dezentes Klatschen von<br />

der Diplomaten-Bank. Charles Harrison, vom britischen Fernsehen BBC, konnte <strong>als</strong> einziger<br />

ausländischer Journalist diese Szene beobachten. Er sagte später: "Amin wollte den Botschaftern<br />

dokumentieren, dass er einer der Harmlosesten in der Armee ist. Ohne seine Autorität hätten die<br />

Soldaten die Gefangenen an Ort und Stelle zerrissen."<br />

Doch was nutzte es. - Vier Stunden nach dem makabren Massenauftritt waren der Bischof<br />

und die beiden Minister tot. Die letzten Stunden des anglikanischen Erzbischofs sind inzwischen<br />

durch Augenzeugenberichte und Indiskretionen ugandischer Regierungsbeamter aufgeklärt.<br />

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