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DER PROPAGANDA-MINISTER ODER DER HÄSSLICHE<br />

DEUTSCHE<br />

Die stählerne Karriere des Wolf Feller oder wie sich das CSU-Parteibuch beim<br />

Bayerischen Rundfunk (BR)auszahlt . Über dreißig Jahre hat Wolf Feller dort verbracht. Er<br />

gab sich immer so, <strong>als</strong> sei er dort aufgewachsen. "Das Fernsehen ist zum Teil kaputt<br />

gemacht worden durch die Fellers und Lojewskis", urteilte der damalige ZDF-<br />

Chefredakteur Klaus Bresser.<br />

Männer Vogue, München 1. Dezember 1989<br />

Wäre Hörigkeit ein Begriff für gesellschaftliche Anerkennung, hätte ihn Wolf Feller,<br />

Programmdirektor des Bayerischen Rundfunks, längst für sich reklamiert. Ohnehin lässt der CSU-<br />

Sheriff, der sich auf dem Bildschirm gelegentlich wie Jerry Lewis ausnimmt, keine Milchkanne am<br />

Wegrand stehen, um sich <strong>als</strong> allwissender Fernsehmacher zu verkaufen - Feller <strong>als</strong> "Vitalo", Feller<br />

<strong>als</strong> "kampferprobter Durchblicker" oder Feller, <strong>als</strong> einer, der weiß, wo "der Braten liegt".<br />

Verständlich, dass für den 59jährigen Parteisoldaten der BR "der liber<strong>als</strong>te Sender der<br />

Bundesrepublik" ist. Um Lippenbekenntnisse war er nie verlegen: "Ich bin stolz darauf, im<br />

Gegensatz zu so vielen anderen in meiner Branche keine opportunistischen Metamorphosen<br />

durchgemacht zu haben." Dabei reicht <strong>als</strong> Strafandrohung der CSU-Zensoren schon wohldosierter<br />

Liebesentzug, um ihren Wolf auf Parteilinie samt Sprachregelung einzuschwören. Manchmal, so<br />

wissen Kenner der "bayerischen Verhältnisse" zu berichten, werde von der CSU-Parteizentrale<br />

direkt bei Feller angeklingelt und ein gesondertes Fernsehteam zur Entgegennahme eines<br />

"parteiamtlichen Statements mit Kommentar" bestellt. Dann mault Feller zwar zuweilen - "mich<br />

laust der Affe"-, aber auf "Direktiven der Partei- und Staatsspitze reagiert er, so der "Spiegel", "wie<br />

ein Pferd auf die Sporen".<br />

Über dreißig Jahre hat Feller bislang beim BR verbracht. Er gibt sich in seinem Büro so,<br />

<strong>als</strong> sei er dort aufgewachsen. "Ich habe in diesem Klangkörper angefangen <strong>als</strong> Tutti-Geiger, war<br />

dann Solist und schließlich Dirigent. Vom Fahrer bis zum Hauptabteilungsleiter kenne ich alle."<br />

Der journalistische Werdegang dieses Mannes gerinnt zum klassischen Beleg scheinbarer Potenz,<br />

die in immer neuen Hörigkeiten, in auswegloser Selbstverleugnung mündet. Beharrlich managt er<br />

ein Vierecksverhältnis - seinen Lebensinhalt: Propaganda, Taktik, Strategie, Macht. Ein typisches<br />

Beispiel lieferte die Bundestagswahl 1987, <strong>als</strong> es "dem übereifrigen Wolf" (CSU-Parteijargon)<br />

vorbehalten blieb, den angetrunkenen Franz Josef Strauß vor die Kamera zu locken. Feller: "Herr<br />

Ministerpräsident, die Frage, ob Sie nach Bonn gehen, weiß ich ohnehin, dass Sie bejahen werde.<br />

Sie werden nämlich nach Bonn fliegen und die Koalitionsverhandlungen führen. Die andere Frage<br />

erspar' ich mir, denn zuerst werden Sachprobleme gelöst und dann erst Personalprobleme." Strauß:<br />

"Richtig, Richtig !" Feller: "Vielen Dank, Herr Ministerpräsident!"<br />

Fellers Haut verschorfte rapide, "um schmerzfrei Salzsäure" aushalten zu können. "Non<br />

mi frega niente" - das juckt mich nicht - gehört zu seinen Standardfloskeln im Sender. Rom hat auf<br />

ihn spürbar Eindruck gemacht, zumal er seine italienischen Sprachkenntnisse derart zu verfeinern<br />

verstand, dass er nun eine Pizza selber bestellen kann. Bekanntlich übte sich Feller Anfang der<br />

achtziger Jahre <strong>als</strong> Italien-Korrespondent der ARD. Dam<strong>als</strong> residierte er im Palazzo Torlonia und<br />

scharte römische Prominenz um seinen mit Delikatessen beladenen Tisch.<br />

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