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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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Nur in Hannover-Linden mit seinen 32.000 Einwohnern ist in den vergangenen 20 Jahren<br />

für die Lebensqualität wenig getan worden. Armut wird zusehends größer. Alte Menschen<br />

vegetieren irgendwie vergessen, kaum beachtet in abseits gelegenen Hinterhöfen. Gastarbeiter<br />

hausen zusammengepfercht in brüchigen Altbau-Wohnungen, die Krankenhäuser sind überfüllt.<br />

Die 720 Ganztagsschüler der integrierten Gesamtschule müssen schichtweise unterrichtet werden,<br />

in Schichten essen und manchmal sogar auf der Straße Schularbeiten machen. 87 Prozent der<br />

Wohnungen haben kein Bad und keine eigene Toilette. Noch immer gibt es das Plumpsklo auf dem<br />

Hinterhof und die Wasserstelle im Keller. Modell Deutschland? Soziale Wirklichkeit in<br />

Niedersachsen.<br />

"Ich bin im Landtag der Buhmann, weil ich über den sozialen Wohnungsbau schimpfe",<br />

sagt Bruno Orzykowski. "In Hannover stehen immerhin 3.000 Komfort-Wohnungen leer, und<br />

warum werden für den Ausbau des Niedersachsen-Stadions 26 Millionen und für ein Sprengel-<br />

Museum 60 Millionen Mark verschleudert, wenn für die Altstadtsanierung nur fünf Millionen Mark<br />

übrigbleiben? Nur wenn hier in unserem Arbeiterviertel wirklich was besser wird, können wir die<br />

Wähler auf unsere Seite ziehen."<br />

Nicht mit Landespolitik, sondern mit einer totalen Mobilmachung aller Bundespolitiker<br />

wollen die Parteien auf dem Nebenkriegsschauplatz Niedersachsen die Vorentscheidung über das<br />

Schicksal der Bonner SPD/FDP-Koalition (1969-1982) erzwingen. Gewinnt die CDU die absolute<br />

Mehrheit, könnten die Unionsparteien noch mehr <strong>als</strong> bisher die sozialliberale Regierungspolitik im<br />

Bundesrat blockieren. Sie hätten dann in der Länderkammer eine 26:15 Mehrheit (bisher 21:20).<br />

Und im entscheidenden Vermittlungsausschuss aus Mitgliedern des Bundestages und des<br />

Bundesrates wäre der Vorsprung der Regierungskoalition weggeschmolzen.<br />

CDU-Chef Helmut Kohl (1973-1998) und sein Provinz-Fürst Wilfried Hasselmann (1968-<br />

1990) haben ihre Wahlkampfstrategie auch deshalb auf bundespolitische Themen abgestellt, weil es<br />

der Union schwerfällt, die Erfolge der sozialdemokratischen Regierung zu leugnen. So finster es in<br />

Hannover-Linden auch aussieht, in den vergangenen Jahren wurden in Niedersachsen immerhin:<br />

120.000 Arbeitsplätze geschaffen,<br />

30.000 Kindergartenplätze eingerichtet,<br />

53.000 Wohnungen gebaut,<br />

400 Industriebetriebe neu angesiedelt,<br />

500 Kilometer Straßen gebaut,<br />

zwei neue Universitäten gegründet (Osnabrück und Oldenburg); die Zahl der<br />

Studenten stieg von 38.900 auf 57.000,<br />

14.300 neue Lehrer eingestellt,<br />

für 10.000 Kinder Vorschulunterricht eingeführt.<br />

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