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DEUTSCHE MÄNNER IN AFRIKA – ENTWICKLUNGSHILFE<br />

UND SEX-TRIEBE. DIE TEUREN HOBBY DES HERRN<br />

DOKTOR. ALLTAG IN GABUN<br />

stern 6. September 1973<br />

Regierungsdirektor Hans Kirchhof vom Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

(BMZ) war zufrieden: „Diese Art von Entwicklungshilfe in armen Ländern ist wichtiger <strong>als</strong><br />

Fabriken zu bauen.“ Sein Lob galt einem Plan der sozialliberalen Bundesregierung (1969-1982), der<br />

die zahnmedizinische Versorgung im zental-afrikanischen Staat Gabun sicherstellen sollte.<br />

Der Staat Gabun liegt an der westlichen Atlanikküste Zentralafrikas, hat 1.424.906<br />

Millionen Einwohner. In einem Land, in dem immerhin 86 Prozent aller Geburten medizinisch<br />

betreut werden können, galt es nunmehr der brachliegenden Zahnmedizin zum Durchbruch zu<br />

verhelfen – den „Gabunesen in ihre Mäuler zu schauen“ (Kirchhof).<br />

Dabei liess sich Hans Kirchhof mit seinen Mannen am Reißbrett im Ministerium und<br />

Vorort im Busch von keinem anderen Vorbild leiten <strong>als</strong> von dem evangelischen Theologen,<br />

Philosphen und Arzt Albert Schweitzer (*1875+1965). Er hatte bereits im Jahre 1913 an einem<br />

Fluss der afrikanischen Westküste beispielgebend das Urwaldhospital Lambaréne gegründet.<br />

Diesen Ruf, heute neu-deutsch Image genannt, aus den früheren Jahren galt es aufzufrischen,<br />

nachzueifern, für sich politisch einzuspannen – mit dem „Marketing-Produkt“ Albert Schweitzer<br />

(Friedensnobelpreisträger 1952) im Hintergrund.<br />

Dessen ungeachtet ist das ehrgeizige Prestige-Projekt zur bisher größten Pleite der<br />

Entwicklungshilfe von SPD-Minister Erhard Eppler (1968-1974) geworden. In vier Jahren so<br />

genannter „Aufbauarbeit“ sind eine Millionen Mark Spendengelder irgendwo in Gabun versickert,<br />

nicht mehr nachvollziehbar verpulvert worden. Statt der vorgesehenen 20 modernen<br />

Behandlungsstationen gibt es lediglich drei Zahnkliniken, die mit primitiven Mitteln arbeiten<br />

müssen. Die Schuld an dieser Misere trägt der Arzt und Afrika-Exporte Dr. Hans-Günter<br />

Hilgers,dem das Ministerium zu lange vertraut hatte. Jahrelang gaben sich Epplers Beamte mit<br />

frisierten „Erfolgsgeschichten“ aus Gabun zufrieden statt Hilgers Tätigkeit vor Ort zu überprüfen.<br />

Erst <strong>als</strong> Hilgers Kollegen in Gabun, Michael Heinze und Dr. Joachim Gantzer, auspackten, flog<br />

„der Schwindel“ (Heinze) auf. Der Arzt wurde gefeuert.<br />

Projektleiter Hans-Günter Hilgers hatte sich nur wenig um Gabuns Bevölkerung<br />

gekümmert, wo auf 30.000 Menschen nur ein Zahnarzt kommt. In den drei Kliniken wurden<br />

durchschnittlich nur drei bis sieben Patienten am Tag verarztet. Und das nur notdürftig, weil es<br />

schon an den einfachsten zahnmedizinischen Handwerkszeugen fehlte. Entwicklungshelfer Michael<br />

Heintze: „Die Zähne mussten wir bei Taschenlampenlicht ziehen.“ In vier Jahren wurden auf den<br />

drei Stationen lediglich acht Wurzelfüllungen vorgenommen, jedoch 1.236 Zähne gezogen.<br />

Dr. Hans-Günter Hilgers zog seinen ärztlichen Pflichten das süße, exotische Leben unter<br />

Palmen mit vielen schwarzen Frauen vor. Für derlei Lebenswandel schwatzte der passionierte<br />

Sportflieger den Bonner Bürokraten das Geld für den Kauf einer zweimotorigen Sportmaschine<br />

vom Typ „Piper Aztec“ ab. Joachim Gantzer: „Hilgers verschwendet die Steuer- und<br />

Spendengelder, um seine Begierden zu befriedigen, seine Sucht nach Sex. Das Flugzeug ist Luxus,<br />

denn unsere drei Stationen in Libreville (578.000 Einwohner), Lambarène und Mouila sind mit<br />

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