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Vom Exil aus bestärkte Perón die nachwachsende junge Generation, die sich in<br />

Anlehnung an die gegen die englischen Kolonialherren rebellierende Gauchos des 19. Jahrhunderts<br />

Montoneros nannten, in ihrem Engagement für einen nationalen Sozialismus und in ihrer<br />

Opposition gegen die jeweils herrschende Regierung. Perón feierte sie <strong>als</strong> "herrlichste Jugend", die<br />

mit der Waffe in der Hand gegen militärische Diktatur kämpft und bereit ist, ihr Leben fürs<br />

Vaterland und soziale Gerechtigkeit zu geben".<br />

Als Perón 1973 zurückkam, fand er so eine breite Masse enthusiastischer jugendlicher<br />

Peronisten vor, die ihn persönlich gar nicht kannten. Es waren Linke unterschiedlichster Couleur,<br />

Trotzkisten, Kommunisten. Als Perón dann wieder an der Macht war, wollte er nichts länger von<br />

ihnen wissen. Öffentlich höhnte er: "Mit den Linken kann man kämpfen, aber nicht regieren." -<br />

Regieren wollte Perón lieber - wie früher -mit der alten Gewerkschaftsclique. Immerhin, Perón<br />

hatte noch das Prestige, den totalen Bruch zwischen diesem linken Flügel und seiner Bewegung zu<br />

vermeiden.<br />

Als Perón allerdings am 1. Juli 1974 starb und seine dritte Frau, die völlig unbedarfte<br />

Isabel, eine ehemalige Nachtclub-Tänzerin, an die Macht kam (1974-1976), hielt diese Arrangement<br />

nicht mehr. Isabel regierte mit einer Gauner-Clique, allen voran der ehemalige Jahrmarkts-<br />

Astrologen und Zauberkünstler José Lopez Rega (1916+1989) , von Interpol weltweit wegen<br />

Unterschlagung gesucht. Ihre wichtigste Aufgabe bestand darin, Geldbetrag um Geldbetrag die<br />

Staatskasse Argentiniens zu plündern -Millionensummen. Was zum Beispiel aus Wohlfahrtsfonds<br />

hereinkam, buchten sie auf persönliche Konten ab. In zweieinhalb Jahren, in denen Rega an der<br />

Macht war, konnte er allein sich rund 120 Millionen Dollar zusammengaunern. Gegen diese<br />

korrupte Clique machte eine breite Schicht der eigenen Bewegung Front, am rabiatesten die linken<br />

Gruppierungen, die sich schnell und sehr effektiv <strong>als</strong> Guerilla organisierten. So kam es, dass<br />

Argentinien zum Zeitpunkt der Amtsausübung von Isabel eine pero- nistische Regierung hatte und<br />

eine personistische Guerilla, die sich beide bis aufs Messer bekämpften.<br />

Neben den Montoneros hatten sich seit 1970 noch eine andere Guerilla-Organisation<br />

gebildet, die ERP, der bewaffnete Flügel der trotzkistischen Revolutionären Arbeiterpartei. Das<br />

Operationsfeld der ERP war vor- nehmlich die Gegend um Córdoba. Zeitweise gelang es der ERP,<br />

ein Areal im Norden des Landes etwa von der Größe des Saarlandes unter Kontrolle zu bringen<br />

und <strong>als</strong> "befreite Zone" auszurufen.<br />

Als am 24. März 1976 General Videla an die Macht kam, hatte Argentinien die stärkste<br />

Guerilla auf dem lateinamerikanischen Kontinent. Ihr Sympathisantenkreis wird heute noch auf<br />

120.000 Personen geschätzt, trotz aller Verhaftungen und Morde noch eine riesige potenzielle<br />

Untergrundarmee. Die Kriegskasse der Guerilla-Kämpfer wird auf zwei Drittel des argentinischen<br />

Militärbudgets taxiert. Allein durch das Kidnappen der Gebrüder Born, Inhaber eines riesigen<br />

Getreide konzerns, kassierten die Untergrundkämpfer 60 Millionen Dollar.<br />

Bei einer Reihe Aktionen zeigte die Guerilla ihre Stärke. Am 19. Juni 1976 töteten die<br />

Untergrundkämpfer den Polizeichef von Argentinien, General Cardozo. Eine<br />

Widerstandskämpferin, die 18 Jahre alte Ana Maria Gonzales, hatte sich mit der Tochter des<br />

Gener<strong>als</strong> befreundet und dann eine Bombe unter das Bett von Cardozo platziert.<br />

Am 19. August 1976 wurde General Omar Carlos Actis, Vorsitzender des staatlichen<br />

Komitees für die Fußball- weltmeisterschaft 1978, ermordet. Am 2. Oktober 1976 explodierte im<br />

streng bewachten und abgeriegelten Militärareal Campo de Mayo eine gewaltige Bombe in einer<br />

Militärbaracke, in der sich noch wenige Minuten zuvor der argentinische Präsident General Videla<br />

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