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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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undesweit auf 2.500 steigern. Nach der Chanson-Melodie " ich bin für Mao, das ist meine neue<br />

Philosophie", leben die Weltverbesserer wie in einer Sekte zusammen - asketisch und diszipliniert.<br />

Gut verdienende Genossen, zum Beispiel Lehrer, müssen von ihrem Monatsgehalt (netto<br />

ca. 1.800 Mark) zwischen 30 und 50 Prozent für den "revolutionären Kampf der Arbeitermassen"<br />

an den KBW abführen. Fast ein Drittel der Mitglieder sind Lehrer, die allerdings ihre<br />

Parteizugehörigkeit in der Öffentlichkeit sorgsam verbergen.<br />

Oberster Grundsatz ist für jeden Genossen die strikte Einhaltung der Order, die das<br />

Zentralkomitee in Mannheim an die 50 Ortsgruppen und 60 Sympathisantenzirkel im Bundesgebiet<br />

ausgibt. So auch die Teilnahme an der Heidelberger Straßenschlacht., Kaderchef Martin Fochler:<br />

"Wir mussten schließlich mit einer brutalen Konfrontation rechnen." Die Ortsgruppen-Kader (die<br />

größten sind in Berlin, Bremen, Frankfurt, Hamburg, Heidelberg und Mannheim) achten wiederum<br />

darauf, dass der Agitations-Einsatzplan durchgeführt wird:<br />

• Frühmorgens zwischen fünf und sechs verteilen die Genossen ihr wöchentlich<br />

erscheinendes Zentralorgan, die "Kommunistische Volkszeitung" (Auflage: 55.000),<br />

vor Fabriktoren.<br />

• Tagsüber werden die Mitglieder-Anwärter in so genannten Sympathisanten-Gruppen<br />

(Kommunistischer Arbeiterjugendbund oder Kommunistische Schülergruppe;<br />

Anzahl 3.000) in Maos Werke und in die chinesische Verfassung eingewiesen. Erst<br />

wenn der Kandidat Marxens Wortschatz kennt und Maos Weisheiten begriffen hat,<br />

entscheidet das Zentralkomitee einzeln über die Neuaufnahmen.<br />

• Abends tagen die Ortskader. In geheimen Zirkeln legen sie den Zeitpunkt neuer<br />

Demonstrationen oder die Sprengung von Universitätsvorlesungen wie in Frankfurt,<br />

Heideberg und Berlin fest. Nach dem abgewandelten Lenin-Zitat: "Ein Revolutionär,<br />

der keine Gewalt anwendet, ist kein Revolutionär, sondern ein Schwätzer" (Original-<br />

Zitat: "Ein Revolutionär, der sich nicht anpassen kann, ist kein Revolutionär, sondern<br />

ein Schwätzer") schaukeln sich die extremen Splittergruppen unter der Flagge Chinas<br />

gegenseitig zu Aktionen hoch. Denn außer dem KBW beanspruchen noch fünf<br />

weitere Gruppen, die zwischen 100 und 800 Mitglieder im Bundesgebiet haben, die<br />

"eigentlichen Befreier von der kapitalistischen Knechtschaft" zu sein:<br />

• Die KPD, die in 65 Zellen arbeitet (Mitgliederzahl 700) begreift sich <strong>als</strong> Speerspitze<br />

für die "revolutionäre Gewalt der Volksmassen". Die KPD und ihr Kommunistischer<br />

Studentenverband (KSV, 1.1000 Mitglieder) organisierten 1973 beim Bonn-Besuch<br />

des damaligen südvietnamesischen Ministerpräsidenten Nguyen van Thiêu<br />

(*1923+2001) den Sturm auf das Bonner Rathaus<br />

• Die KPD/ML mit ihren 800 Mitgliedern will mit China <strong>als</strong> "Hauptbollwerk der<br />

Weltrevolution" in der Bundesrepublik den Kommunismus einführen. Sie arrangierte<br />

für ihre Mitglieder vor allem Reisen nach Albanien, wo sie den 30. Jahrestag "der<br />

Befreiung und des Sieges" der Albaner feierten.<br />

158<br />

• Der "Kommunistische Arbeiterbund Deutschlands" (KABD) will den "Sturz des<br />

kapitalistischen Ausbeuter- und Unterdrückungssystems" herbeiführen. Die 100<br />

Genossen sind hauptsächlich in Süddeutschland aktiv.

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