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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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Ein makabres, einprägsames Beispiel war der neue Friedhof auf den weitflächigen neun<br />

Hügeln im Süden dieser Stadt. Er war vor Jahrzehnten, im Jahr 1971, ein bedrückendes, nie enden<br />

wollendes Wahlkampfthema. KP-Bürgermeister Jacques Porret, 51, Pfeifenraucher und Mercdesfahrer<br />

(auch er führt seine etwa 1.000 Euro Diäten) monatlich an die Partei ab), sagte dam<strong>als</strong>: "Für<br />

die Armen ist das Sterben zu teuer. Wir Kommunisten werden einen Friedhof bauen, auf dem jeder<br />

seinen Platz findet und keine 400 Euro Bestattungsgebühr zahlen muss. Auch das gehört zur<br />

Gerechtigkeit und zur Qualität des Lebens."<br />

Die Oberaufsicht über das Projekt bekam der Architekt Laurence Manolakakakis, Widerstandskämpfer<br />

und KP-Stadtrat. Der schob das Auftragspaket weiter an die Sud-Est-Equipement.<br />

Die vergab den Auftrag an die Baufirma Chavagnas, obwohl sie teurer <strong>als</strong> die Konkurrenten war.<br />

Der Grund: Ihr Chef kannte den Trick der indirekten KPF-Finanzierung und zahlte von vornherein<br />

8.000 Euro (fünf Prozent des Endpreises ) <strong>als</strong> Provision an die Genossen-Organisation Sud-Est-<br />

Equipement. Indes: Von keiner Behörde mehr belästigt, konnte Chavagnas nun auf dem Friedhof<br />

bauen: Massengräber, eines wie das andere, austauschbar, bis zur Unkenntlichkeit verlaufen sich<br />

suchende Blicke , wo in 50 Meter langen Gräbern Sarg neben Sarg kommt und die Toten auf schlichten<br />

Holzkreuzen nur noch eine Nummer erhalten.<br />

Auch <strong>als</strong> die Kommune eine Kläranlage in der Rhône, ene Saline in Giraud, einen Großraumparkplatz<br />

im Stadtzentrum baute - immer kassierte die Genossenfirma Sud-Est-Equipement.<br />

Allein im Jahre 1976 nahmen die roten Kapitalisten 200.000 Euro für die Vermittlung von Aufträgen<br />

ein. In der Praxis bedeutete dies, dass jeder Bürger von Arles ungewollt einen Parteibeitrag zahlt:<br />

etwa 4 Euro pro Kopf. Sud-Est-Equipement-Manager Roger Teboul deponiert über seine Dach-<br />

Organisation GIFCO in der Pariser Rue de Dessous des Berges, die Gelder auf ein Konto bei der<br />

sowjetischen Banque Commerçiale pour l'Europe du Nord. Konto-Inhaber: KPF-Schatzmeister<br />

Georges Grosnat. - Satte Jahre mit Millionen-Summen französischer Kommunisten.<br />

Die Duplizität der Ereignisse. Als der Kommunismus in den Ostblock-Staaten zu Beginn<br />

der Neunziger zusammenbrach, Jahre zuvor bereits Auflösungserscheinungen zeitigte - in jener Ära<br />

traten in Frankreich zwei Vater-Figuren ab, die die französische Nachkriegeschichte geprägt haben.<br />

Mit dem Tod des roten Multi-Millionärs Jean-Baptiste Doumeng ,67, im April 1987 aus dem<br />

südfranzösischen Noe trat ein Mann von der Bühne ab, der die "Prinzipien des Bauerntums und des<br />

Marxismus" unter einen Hut brachte und die "Ausbeutung des Kapitalismus" zu seinem Prinzip<br />

erkor. Wenn und wann auch immer die EU-Kommission aus ihrer Überschussproduktion Lebensmittel,<br />

Butter-Berge oder Milchseen verkaufte, KPF-Mitglied Doumeng machte mit dem Ostblock<br />

die Geschäfte. So zahlten etwa die Moskauer Käufer für eine Rindfleischlieferung von 175.000<br />

Tonnen im Jahre 1985 genau 175 Millionen Dollar an Doumeng. Obwohl Doumeng zweifelsfreie<br />

Transaktionen zugunsten der KPF nicht nachgewiesen werden konnten, galt er <strong>als</strong> der "heimliche<br />

Finanzier" der Partei. Auffällig war zudem, dass mit seinem Abgang sich Frankreichs Kommunisten<br />

Schuldenberge anhäuften, ein finanzielles Desaster seinen Ausgangspunkt nahm. Die Ära der Vaterfigur<br />

Jean-Baptiste Doumeng <strong>als</strong> Geldbeschaffer aus dem Ostblock war damit jäh zu Ende.<br />

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