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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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Bundesgrenzschützer dam<strong>als</strong> die 28jährige Brigitte Mohnhaupt. Inzwischen, nach dem Polizisten-<br />

Mord von Utrecht, ist sie die meist-gesuchte Frau in Holland. (1982 verhaftet, wegen neunfachen<br />

Mordes zu fünfmal lebenslänglich und 15 Jahren verurteilt. Nach 24 Jahren auf Bewährung im<br />

Jahre 2007 vorzeitig aus der Haft entlassen).<br />

Sorgsam notierte des BKA auch die Verbindung steckbrieflich gesuchter Terroristen zur<br />

Croissant-Kanzlei. So betätigte sich Willy Peter Stoll, der <strong>als</strong> Helfer des mutmaßlichen Buback-<br />

Attentäters Günter Sonnenberg (1978 zu zwei Mal lebenslänglich verurteilt, 1992 vorzeitig auf<br />

Bewährung aus der Haft entlassen) auf der Fahndungsliste steht im Februar 1975 <strong>als</strong> Briefträger für<br />

Croissant. In der Haftanstalt Stammheim lieferte er einen Brief an Andreas Baader ab.<br />

Und auch die vier Frauen, die im Zusammenhang mit der Ermordung des Bankiers Jürgen<br />

Ponto (*1923+1977) in Oberursel /Taunus gesucht werden, waren vorher Helfer des Anwalts<br />

Croissant. - Angelika Speitel, Silke Maier-Witt, Sigrid Sternebeck und Susanne Albrecht tippten<br />

Briefe in der Stuttgarter Kanzlei, schnitten im Düsseldorfer "Stockholm-Prozess" die Verhandlung<br />

auf Tonband mit oder trugen dem Chef im Gericht die Robe nach.<br />

Als ein weiteres Indiz für die Verstrickungen Croissants mit der Terroristenszene werten<br />

die Ermittler die Tatsache, dass bei einer Durchsuchung der Kanzlei in der Langen Straße 3 im Juli<br />

1977 der Original-Bekennerbrief der Buback-Mörder gefunden worden war.<br />

Wenn Klaus Croissant von Frankreich nach Deutschland abgeschoben wird, erwartet ihn<br />

in Stuttgart eine 263 Seiten starke Anklageschrift wegen Unterstützung der RAF. So ganz neu ist<br />

diese Akte allerdings nicht. Ein Jahr lang hatte sie auf dem Tisch der 12. Großen Strafkammer des<br />

Stuttgarter Landgerichts geschmort, ohne dass die Hauptverhandlung begann. Erst die spektakuläre<br />

Flucht des Angeklagten und die bestürzte Reaktion der Öffentlichkeit trieben die Richter zur Eile<br />

an.<br />

Dass Revolutionäre in Deutschland auf wenig Sympathie stoßen, hatte Croissant schon<br />

1972 in einem Fernsehinterview beklagt: "Ich würde die Entscheidung desjenigen, der völlig mit<br />

dieser Gesellschaft gebrochen hat und sich zu einem bewaffneten Kampf entschlossen hat,<br />

anerkennen. Ich meine, dass auch derjenige, der sich <strong>als</strong> Revolutionär versteht, Anspruch auf<br />

Achtung hat. Und ich meine, dass es gerade daran in unserem Staat fehlt."<br />

Wenn die Stuttgarter Richter ihm die Achtung versagen, erwartet Croissant eine Strafe bis<br />

zu fünf Jahren Haft.<br />

Deutschland im Herbst des Jahres 1977.- Szenenwechsel, Ortswechsel, Milieusprünge,<br />

vom mondänen Paris ins streng calvinistisch geprägte Genf zum Schweizer Anwalt Denis Payot,<br />

dem Mittler zwischen Bonn und den RAF-Entführern des Arbeitgeber-Präsidenten Hanns-Martin<br />

Schleyer (*1915+1977).<br />

Mit der Hand streicht sich der 35jährige Denis Payot über die stacheligen Wangen:<br />

"Entschuldigen Sie bitte die Barstoppeln", sagt er eitel lächelnd, "aber ich bin sehr lange unterwegs<br />

gewesen." Die blonden Stoppeln des Denis Payot sind der sichtbare Nachweis seiner Aktivitäten<br />

und seines Einflusses im Entführungsfall Hanns-Martin Schleyer. Und mit dem Stoppeln wächst<br />

der Ruhm, den er sichtlich genießt.<br />

Über Nacht wurde der noch recht junge Anwalt, Präsident der Schweizer Liga für<br />

Menschenrechte, Sohn eines protestantischen Theologen aus der Genfer Oberschicht, zur<br />

Schlüsselfigur zwischen Bonner Krisenstab und den Schleyer-Entführern.<br />

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