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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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PATRICIA KAAS - MADEMOISELLE CHANTE LE BLUES<br />

Lothringen, Lolita uns Lili Marleen lassen grüßen. Patricia Kaas kam <strong>als</strong><br />

„Aschenputtel“ aus ärmlichen Verhältnissen ins Pariser Glitzer-Milieu. Erinnerungen an<br />

legendäre Chanson-Epochen um Edith Piaf, Juliette Gréco wurden wach. Mit ihrem<br />

Debüt-Album "Mademoiselle chante le blues" schaffte das Arbeiterkind von der<br />

französisch-deutschen Grenze im Jahre 1988 den Durchbruch. Seither ist sie mit ihrer<br />

vitalen Bühnenpräsenz Frankreichs erfolgreichste Sängerin - ein Mythos in jungen Jahren.<br />

Dabei gehört das klassische Chanson kaum zum Repertoire, dafür Popmusik und Jazz.<br />

Zum Aufstieg, Erfolg, Reichtum gesellten sich für Patricia Kaas Einsamkeit.<br />

Zerbrechlichkeit. Selbstzweifel. Identitätskrisen.<br />

Leipziger Volkszeitung vom 21. Februar 1994<br />

Da steht sie nun auf einer Bühne in der Provinz, im gleißenden Scheinwerferlicht <strong>als</strong><br />

Femme fatale, die den Blues hinhaucht, <strong>als</strong> sei's ein Liebesschwur. Zerbrechlich sieht Patricia Kaas<br />

aus, knabenhaft wirkt sie im hautengen schwarzen Mini, scheu schaut sie aus ihrem spitzen,<br />

aschfahlen Porzellan-Puppen-Gesicht, wenn da nur nicht ihre verruchte Stimme von gewaltigem<br />

Format wäre. Zurück von einer Welttournee in Moskau, Tokio, Kanada und in den USA - die<br />

französische Heimat hat sie wieder. Und Frankreichs Provinz, schon seit Jahren auf der Suche nach<br />

einer Bühnenattraktion, weiß das gebührend zu würdigen.<br />

Verständlich, dass vor derlei Auftritten Dezenz verpönt, zaghafter Zweifel an Kaas und<br />

Karriere schnippisch belächelt wird. Spätestens seit dem Auftritt der Patricia Kaas in den heiligen<br />

Hallen des Pariser "Olympia" Ende der achtziger Jahre gilt sie <strong>als</strong> "chanteuse extraordinaire" - eben<br />

<strong>als</strong> gefeierter Superstar.<br />

Dabei ist die die Geschichte der Kaas die anheimelnde Lebensskizze eines französischen<br />

Aschenputtels dieser Jahre. Sie ist aus dem Stoff, aus dem amerikanische Filmregisseure ihre<br />

Tellerwäscherstreifen auf dem Weg nach ganz oben basteln. Patricia - ein verarmtes Arbeiterkind<br />

aus einer kinderreichen Bergmannsfamilie, groß geworden im Kohlenstaub, Auftritte in Bierzelten<br />

und zweitklassigen Schuppen, in denen sie über Jahre gegen feuchtfröhliche Lärmwogen<br />

anzusingen hatte. Und Mutters Teddybär von dam<strong>als</strong> ist auch heute allabendlich mit dabei.<br />

Einstweilen "begnügt" sich Patricia Kaas damit, sich <strong>als</strong> Erneuerin des französischen<br />

Chansons feiern, liebkosen, umjubeln zu lassen. In kürzester Zeit schaffte sie den Durchbruch.<br />

Weltweit verkaufte sie von ihrem Debütalbum, "Mademoiselle chant le blues", mehr <strong>als</strong> 15<br />

Millionen Tonträger. Ihren größten Erfolg in Deutschland und der Schweiz verbuchte die Kaas im<br />

Jahre 1993 mit ihrem Lied Je te dis vous. Es wurde 550.00 Mal verkauft. Sie ist damit die erste<br />

französische Sängerin, der im deutsch-sprachigen Raum solch ein bemerkenswerter Erfolg gelang.<br />

Intuitiv kennt das Phänomen Kais drei Zielgruppen. Für den einen weckt sie die Mutterinstinkte,<br />

bei den anderen die Beschützerseele und beim Dritten Lolita-Fantasien.<br />

Überall sind Musikhallen wie Pavillons überfüllt. Überall gilt es, Sehnsüchte nach dem<br />

scheinbar schon vergessenen französischen Chanson einzufordern, wieder wach zu küssen. Und<br />

alle kommen sie kunterbunt - die Papas, Omis, Mütter, Töchter, aber auch die Rocker von nebenan<br />

und die Träumer aus den Vorstädten. Kein Zweifel: Diese knabenhaft wirkende junge Frau zählt zu<br />

der Riege französischer Künstler, die auf der Basis des französischen Chansons eine eigene<br />

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