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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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Weniger zimperlich geht der Geheimdienst mit den eigenen Landsleuten um. In den<br />

Gefängnissen Ghezel Ghalee (Rote Festung), Zendane Moraghat (provisorisches Gefängnis),<br />

Ghaser Prison (Palast-Gefängnis). Ghezel Akhtar Prison (Gefängnis Roter Stern), im Eshart-Abad-<br />

Gefängnis und im Folterhaus Ewin fügen die SAVAK- Schergen unschuldigen Menschen die<br />

schlimmsten Schmerzen zu. Schläge, Ausreißen von Fingernägeln, Hineinstoßen von Flaschen in<br />

den Mastdarm, Elektroschocks, die nackten Körper der Opfer werden auf eine glühende heiße<br />

Eisenplatte, den "Toaster" gelegt.<br />

Die iranische Studentin Ashraf Deghani, die in den Folterkammern des SAVAK-<br />

Hauptquartiers und im Gefängnis von Ewin litt, berichtet im Dezember 1975 im "Iran-Report",<br />

einer Publikation persischer Studenten in Deutschland: "Mein Folterer hieß Leutnant Nik-tab.<br />

Seine Unteroffiziere halfen ihm, mich zu quälen. Die Peitsche ging von Hand zu Hand, sie<br />

schlugen auf meine Fußsohlen. Anschließend misshandelten sie meinen Körper mit einer Zange,<br />

um mir die Fingernägel auszureißen. Doch sie zerquetschten sie nur. Eine Frau kam herein und<br />

verband mir die Hand. - Wieder verhörte mich Niktab: 'Sag uns die Adresse des Hauses. Wir<br />

wollen euch doch nur rehabilitieren. Je schneller deine Genossen gefasst werden, desto weniger<br />

Verbrechen können sie begehen ...'.<br />

Ich hatte Angst, weitere Schmerzen nicht mehr durchstehen zu können. Ich sagte einfach,<br />

der Stadtteil hieße Khanie Abad, obwohl ich mir darüber im Klaren war, dass es nicht stimmte. Auf<br />

einmal wurden diese Schurken freundlich. Sie schlugen mich nicht mehr und befahlen mir, auf und<br />

ab zu gehen. Ich hatte seltsame Empfindungen, ein Gefühl, <strong>als</strong> ob man mir tausend Nadeln in den<br />

Körper gejagt hätte. Sie brachten mich in eine Zelle, wo ich etwas zu essen bekam.<br />

... ... Nach zwei oder drei Stunden wurde ich wieder in den Folterraum geführt. Ich ahnte<br />

es, Niktab und seinen Gehilfen war mitgeteilt worden, dass meine Ortsangabe eine Lüge war. Sie<br />

rissen mir die Kleider vom Körper. Niktabs Gesichtsausdruck war gemein und niederträchtig. Er<br />

fesselte mich bäuchlings an eine Bank, zog seine Hose aus und warf sich vor den Augen seiner<br />

Untergebenen auf mich. Ich ließ mir nichts anmerken. Er sollte spüren, wie wenig ich mir aus<br />

ihnen allen machte. Was ist schon der Unterschied zwischen Vergewaltigung und Peitsche? Beides<br />

ist Folter.<br />

Es wurde Nacht. Niktab und die anderen Folterknechte zerrten mich in einen<br />

Gefangenentransporter. Ich sollte verlegt werden. Vom Hauptquartier des Sicherheitsdienstes ins<br />

Ewin-Gefängnis. Im Ewin warf man mich auf ein Bett. Ich fragte, wo ich sei und wer die Leute<br />

sind, die mich umzingelten. Einer antwortete: 'Das sind alles meine Diener. Dem habe ich ein Ohr,<br />

dem da die Zunge abgeschnitten.' Er setzte sich auf mein Bett, schüttelte mich und sagte lüstern:<br />

'Schau mir in die Augen, meine Liebe.' Ich wandte den Kopf ab. Er wurde wütend, schüttelte mich<br />

weiter und wiederholte: 'Schau mir in die Augen, schau mich an!'<br />

Was bezweckte er? Wie, glaubte er, würde ich reagieren? Wieder redete er auf mich ein:<br />

'Kennst du mich? Ich bin Hosseinzadeh. Wir sind in Ewin, und ich bin Dein Folterexperte.' Sie<br />

banden mich ans Bett und brachten einen langen Holzstock. Und Hosseinzadeh sagte: 'Der wird<br />

Dich in Form bringen. Du weißt noch nicht, welche Folter auf dich wartet.' Sie rissen mir die<br />

Schlafanzugjacke, die ich schon im SAVAK-Hauptquartier anziehen musste, herunter und stießen<br />

mir den Stock in den Leib. Nach kurzer Zeit hörten sie mit der Stocktortur auf, aberm<strong>als</strong> wurde ich<br />

ausgepeitscht. Der Schmerz schnürte mir die Kehle zu ... Nach einigen Minuten ließen sie von mir<br />

ab. Hosseinzadeh ging aus dem Raum. Als ich allein war, wunderte ich mich, das alles ertragen zu<br />

haben."<br />

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