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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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Fantasie mangelte es uns nicht. Trotzdem wurde das Ministerium vielerorts madig gemacht. Wir<br />

hatten gegen das unausgesprochene Vorurteil anzukämpfen, wir würden die deutschen Steuergelder<br />

im Busch verschwinden lassen. Aber meine Arbeit zeitigte gute Resonanz. Es klappte beinahe alles.<br />

Ich kriegte rechtzeitig Gelder für Entwicklungshilfe-Projekte, die ich an die Weltbank weiterleitete.<br />

Ich reiste zur UNO nach New York, um dort meine Vorstellungen über die Dritte und Vierte Welt<br />

zu erläutern. Gerade in der Entwicklungshilfe spielen ja Psychologie und der Zeitpunkt des Geld-<br />

Transfers eine äußerst wichtige Rolle. Der damalige Weltbank-Präsident Robert McNamara (1968-<br />

1981) bescheinigte mir, diese Politik mit Fingerspitzen-gefühl zu beherrschen. Ich hatte für die<br />

Bundesrepublik zum ersten Mal mit den Freiheitsbewegungen Afrikas Kontakt aufgenommen - mit<br />

den revolutio-nären Freiheitsbewegungen, die aller Voraussicht nach schon in einigen Jahren die<br />

Regierung ihres Landes bilden würden. Und so ist es ja dann auch in den meisten Fällen<br />

gekommen. Mein Ziel war es, unsere Entwicklungshilfe nicht <strong>als</strong> Mittel der Ost-West-Konflikte -<br />

quasi <strong>als</strong> Stellvertreter-Krieg - einzusetzen.<br />

Dann begann in den Medien der Abschuss auf Raten. Man stellte mich dort <strong>als</strong><br />

Dummchen hin, <strong>als</strong> totale Fehlbesetzung, <strong>als</strong> jemanden, der sich in die große Politik verlaufen<br />

habe. Dieselben Medien, die mich zuvor im Kanzleramt <strong>als</strong> "Mama mit der Schmalzstulle "in der<br />

Hand gefeiert haben. Was war denn eigentlich passiert? Ich begriff es nicht. Ich wusste aber, dass<br />

man mich so nicht kleinkriegen konnte. Ich plante meine Offensive, und die sollte in Afrika,<br />

genauer in Botswana, Sambia und Kenia, stattfinden.<br />

Ich lud sie ein - die Herren Berichterstatter. Ich wollte beweisen, dass ich keine blutige<br />

Anfängerin war - ein Bonner "Schießbuden-Mädchen", das nur deshalb überlebt. weil sie<br />

"Witzchen reißt". Auf die Frage, warum ausgerechnet ich Entwicklungshilfeministerin geworden<br />

sei, soll SPD-Chef Willy Brandt seinerzeit geantwortet haben: "Weil der Bundespräsident ihre<br />

Ernennungsurkunde unterschrieben hat."<br />

Ich hatte mich sehr gut vorbereitet auf diese Afrika-Reise im März 1977. Doch diese Reise<br />

brach mir das Genick. - So was von ahnungslos! Dabei wurde ich sogar vorgewarnt. Bei der<br />

Abreise vom Pariser Flughafen Orly kündigte mir Dirk Koch vom Bonner Spiegel-Büro an: "Ich<br />

werde Sie fertig machen, Verlassen Sie sich drauf." Sollte das ein Scherz sein?<br />

Ich wusste zwar, dass die Spiegel-Chefetage einige Minister aus dem Kabinett Schmidt<br />

herausschießen wollte, aber dass ich hier aufs Korn genommen wurde -das kam mir nicht in den<br />

Sinn. So flog ich ab, im festen Glauben an das Gute im Menschen. Und dabei saß einer der<br />

Intriganten mit an Bord, mein Pressesprecher im Ministerium, Hans Lerchbacher, der sich wohl<br />

einiges vom Fall der Marie Schlei versprach. Es muss da wohl eine Beziehung zum Spiegel<br />

bestanden haben. Der Spiegel machte den Auftakt für eine bundesweite Pressekampagne gegen<br />

mich. Unter der bösartigen Überschrift "Die Frau überschätzt ihre Möglichkeiten -Mutter Marie in<br />

Afrika" versuchte das Magazin den Eindruck zu erwecken, ich hätte diese Staatsreise mit einem<br />

Neckermann-Urlaub verwechselt: Marie Schlei auf Safari-Tour sozusagen.<br />

Das klang dann so: "Spät abends im Holiday-Inn zu Gaborone saß die Bundesministerin<br />

im Garten mit ihrer Begleitung in lockerer Runde zusammen. Höhepunkt der lauen Nacht unter<br />

dem Kreuz des Südens: Von Frau Schlei begeistert angefeuert, sprang ihr Persönlicher Referent in<br />

voller Montur in den Swimmingpool. Unter dem schallenden Lachen seiner Vorgesetzten<br />

entledigte er sich im Wasser des Anzugs. Andere Hotelgäste, schwarze und weiße, sahen erstaunt<br />

zu, wie sich die (Schlei und ihre Truppe) amüsierten. Noch anderntags schwärmte die Abgesandte<br />

der Bundesrepublik Deutschland. " Zum Schluss wurde noch der damalige Sprecher der<br />

CDU/CSU-Bundestagsfraktion Jürgen Gerhard Todenhöfer (CDU-MdB 1972-1980) <strong>als</strong><br />

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