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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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Dagegen ist das Volkswagenwerk in Wolfsburg trotz mancherlei Absatzkrisen und<br />

Einbrüchen ein Lichtblick an der DDR-Grenze. Ohne das Wirtschaftswunder VW wäre die<br />

Industrialisierung des Agrarlandes noch langsamer vorangekommen. Dafür sind jetzt<br />

Hunderttausende Existenzen von dem größten europäischen Automobilproduzenten abhängig :<br />

6.500 Zuliefererbetriebe in der Bundesrepublik und jeder vierte Arbeitsplatz in Niedersachsen.<br />

Kriselt es bei VW, dann schlittert das ganze Land in die Flaute. Arbeitslosigkeit und Steuerausfall<br />

sind die Folgen. 470.000 unverkaufte Autos auf der Halde und geschätzte Jahresverluste von 250<br />

Millionen Mark lösten im hannoverschen Wirtschaftsministerium Unruhe, Panik aus. Doch<br />

Minister Helmut Greulich (*1923+1993) ist optimistisch : "Mit den drei neuen Kleinwagen, die<br />

VW im Herbst auf den Markt bringt, werden wir die T<strong>als</strong>ohle sicherlich überwinden."<br />

Ohne VW geht, läuft nichts in diesem Land. Und das wird auch in Zukunft so bleiben.<br />

Und das trotz Continental-Reifen und Bahlsen-Kekse aus Hannover, Stahl aus Peine-Salzgitter,<br />

Olympia-Schreibmaschinen aus Wilhelmshaven, Nino-Textilien aus Nordhorn und Doornkaat aus<br />

Norden. Immerhin hat Niedersachsen seine Industrie-Produktion seit 1950 auf rund 30 Milliarden<br />

Mark jährlich verzehnfachen können.<br />

Neuerdings wollen auch die Ostfriesen ins Milliardengeschäft einsteigen. Südlich des<br />

Fischerdorfes Greetsiel, wo noch Milchkühe hinter dem Deich grasen, der alte Krabbenfischer Jan<br />

Müller mit seinem Schlickrutscher durchs Watt zieht und Aale aus den Reusen holt und der<br />

Gesangsverein "Seeschwalbe" das Lied der österreichischen Schlagersängerin Lolita (Ditta<br />

Einzinger)"Seemann, deine Heimat ist das Meer" schmettert, soll im Dollart der größte<br />

Schiffsanlegeplatz der Nordsee gebaut werden. - Fantasien von einem besseren Leben. "Ohne<br />

diesen ostfriesischen Hammer", so SPD-Landtagsabgeordneter Johann Bruns (MdL 1970-1994)<br />

"haben wir keine Zukunft. Denn die Tage des Emder Hafens <strong>als</strong> Umschlagplatz für Massengüter<br />

sind gezählt," Im Lauf der nächsten zehn Jahre wollen die Ostfriesen sogar den Welthäfen<br />

Hamburg und Rotterdam Konkurrenz machen. « Größenwahn, oder was ? », weiß Komiker Otto<br />

Walkes seinen Landsleuten hinterher zu rufen.<br />

Emden und sein Hinterland, die Krummhörn, ist eine traditionelle Hochburg der<br />

Sozialdemokratie. Hier engagierte sich im 16. Jahrhundert der rechtsgelehrte Bürgermeister<br />

Johannes Althusius schon 150 Jahre vor Jean Jacques Rousseau (*1712+1778) für die<br />

Volksdemokratie, hier organisierten Deicharbeiter im 18. Jahrhundert die ersten Streiks in<br />

Deutschland.<br />

Beim konstruktiven Misstrauensvotum gegen Willy Brandt (1969-1974) im Sommer 1972<br />

demonstrierten 8.000 Arbeiter der Nordsee-Werke und der VW-Niederlassung in Emdens<br />

Innenstadt. "Wäre Brandt abgewählt worden", sagt der Betriebsratsvorsitzende Walter Gehlfuß,<br />

"hätten wir eine Revolution gemacht. Verständlich, dass in einer solchen auf die SPD<br />

eingestimmten Atmosphäre an der Nordsee-Küste, auch nur kleinste Verrenkungen ihrer SPD-<br />

Prominenz wohlwollend registriert werden.<br />

Aufgeregt und üppig eingeschenkt wusste jedenfalls die Emder Zeitung im Jahre 2005<br />

davon zu berichten, dass Bundeskanzler Gerhard Schröder (1998-2005) sich gern für die<br />

heimatliche Presse aufmerksam seiner fünf Schwiegermütter erinnert. Im speziellen Anliegen der<br />

Anneliese Taschenmacher, Frau Schröder die Zweite ( 1972-1984).<br />

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