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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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Atlantiks sehr viel mehr Vergewaltigungen gibt. Ist nicht der harte amerikanische Feminismus mit<br />

ein Grund dafür?"<br />

Elisabeth Badinter zieht Bilanz zwischen den Ländern -ein zwischenzeitliches Frauen-<br />

Remüsee. Sie verdeutlicht: "Mir scheint, dass in Frankreich größere Erfolge erzielt werden - durch<br />

die Tradition der Beziehung zwischen Mann und Frau. Die Feministinnen in Deutschland<br />

befanden sich oder sind immer noch im Krieg mit den Männern. In Frankreich wäre das nicht<br />

vorstellbar. Die meisten Frauen wollen einen Lebensgefährten, Kinder, ein erfülltes Privatleben,<br />

Sport treiben und kulturell aktiv sein, womöglich einen Geliebten haben - und arbeiten. Die<br />

französischen Frauen haben sich immer eine Art Komplizenschaft mit den Männern, die sie<br />

kritisieren, bewahrt. Das was sehr günstig für die Veränderung des männlichen Verhaltens. In den<br />

USA und in Deutschland herrscht hingegen ein weitaus aggressiverer Ton. Die Deutschen führen<br />

Krieg mit ihren Männern. Doch es braucht viel Feingefühl, Ausdauer, um den Mann, mit dem man<br />

lebt, zu verändern. Man braucht das Gesetz wie die Komplizenschaft. Die amerikanischen<br />

Feministinnen halten uns für zu nachsichtig. Aber ich finde, die Situation der französischen Frau ist<br />

wesentlich besser <strong>als</strong> die der Amerikanerinnen und der Deutschen. Denn wir haben mehr Rechte,<br />

mehr Gleichheit, auch in der Mentalität." -Die stille Revolution der Französinnen – auf lange Sicht<br />

der Frauen überhaupt.<br />

Nur selten steht Elisabeth Badinter wie jetzt in den frühen Abendstunden auf ihrem<br />

Balkon, dort, wo sich ihre Gedanken beruhigen, ihre Blicke das Panthéon umspielen, durchdringen<br />

können. Von fern leuchtet Sacré Coeur über Paris.<br />

"Das nächste Jahrhundert", sagt sie auf einmal, "wird definitiv die Verwirklichung des<br />

Androgynen bringen. Das bedeutet die Möglichkeit, beide Seiten seiner Persönlichkeit ausleben zu<br />

können. Wir Frauen haben hier in Frankreich schon mehr erreicht, <strong>als</strong> wir vor drei Jahrzehnten zu<br />

hoffen wagten. Nur müssen wir auf der Hut sein. Diese Bewegung nach rechts <strong>als</strong> Sinnbild des<br />

neuen Glücks scheint mir absurd. Feministinnen, die ihr Leben den Kindern widmen, sind keine<br />

Feministinnen mehr", sagt sie, schließt die Balkontür und fügt noch hinzu: "Das Erkennen der<br />

Einsamkeit ist eine Kraft und kein Ziel."<br />

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