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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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Beziehung zwischen Mann und Frau heute viel stärker <strong>als</strong> früher von Gefühlen wie Ähnlichkeit,<br />

Zärtlichkeit und Freundschaft geprägt. Die Mann-Frau-Beziehung ist heute generell komplex. Wir<br />

suchen die Transparenz der Beziehung, das vollkommene Einverständnis, wir sorgen für- einander.<br />

Daneben existiert die erotische Beziehung, die auf Spannung und Polarität aufbaut. Ich denke, dass<br />

man in der Partnerschaft in erster Linie Komplizenschaft und Zärtlichkeit sucht und dann erst<br />

Gegensätzlichkeit und Leidenschaft. Man möchte jemanden haben, mit dem man Gefühle oder<br />

Ideale teilt. In dem Moment, in dem man die Schlafzimmertür hinter sich schließt, ändern sich das<br />

natürlich...".<br />

Gewiss haben es die Frauen weltweit in den vergangenen drei Jahrzehnten weitreichend<br />

verstanden, traditionelles Geschlechterverhalten aufzubrechen. So stellen heute Frauen insgesamt<br />

40 Prozent aller Jura und Medizinstudierenden auf dem Erdball. Vor dreißig Jahren brachten sie es<br />

mal gerade eben vier Prozent. -Bewusstseinswandel.<br />

Vielerorts ängstigen sich heute die Frauen aus gutem Grund, dass sie zuallererst Opfer der<br />

Neustrukturierung der Arbeitswelt werden. Elisabeth Badinter hingegen schaut überraschend<br />

zuversichtlich in die Zukunft. "Die Gefahr", bemerkt sie, "wird total überschätzt. Sicher, in Krisen<br />

leben immer wieder archaische Reaktionen auf. Aber die Frauen sind heute in so vielen Bereichen<br />

in so qualifizierten Positionen und schlicht nicht mehr weg-zudenken, dass man diese jetzige Krise<br />

nicht mit den vorausgegangenen vergleichen kann." Ein Frauenbollwerk in Frankreichs<br />

Arbeitswelt, in der Armee, in den Atomkraftwerken, an den Universitäten und anderswo.<br />

Sehr unterschiedlich hingegen sind Art und Weise, Methoden und Mittel, mit denen<br />

Frauen ihre Ziele voranbrachten - zum Teil ja auch erreichten. In Frankreich jedenfalls begegnen<br />

sich die Geschlechter freundlicher, aufmerksamer <strong>als</strong> anderenorts, hat ein Krieg zwischen Männern<br />

und Frauen, wie etwa in den USA oder auch in Deutschland, nicht stattgefunden.<br />

Für Elisabeth Badinter driftet der amerikanische Feminismus in die f<strong>als</strong>che Richtung, die<br />

männliche Sexualität insgesamt radikal abzustrafen, grundsätzlich in Frage zu stellen.<br />

Feindberührungen. Letztlich stilisiert diese US-kulturalistische Variante des Feminismus den Penis<br />

<strong>als</strong> todbringende Waffe. Vergewaltigung wird zum Paradigma der Heterosexualität erhoben. Und<br />

sie bemerkt: Diese Art des feministischen Denkens in der weiblichen Sexualität verlangt "eine Art<br />

von Gleichheit, die sich nach meinem Kulturverständnis nicht geben sollte". Sie kritisiert zudem<br />

diese Art der Frauen-Wahrnehmung, sich zusehends nur <strong>als</strong> Leidtragende zu sehen, die des<br />

besonderen gesellschaftlichen Schutzes bedürfe. Madame Badinter warnt eindringlich davor, den<br />

zentralen Unterschied zwischen Männer und Weiblichkeit auf das Biologische zu reduzieren, weil<br />

die Frauen ihre in den letzten 30 Jahren mühsam erkämpften Rechte unversehens wieder verlieren<br />

könnten. Besonders wehrt sich Elisabeth Badinter gegen die "Unsitte", alle Frauen pauschal wie<br />

grobschlächtig über einen Kamm zu scheren. Sie meint, dass die Unterschiede zwischen Frauen in<br />

verschiedenen Lebenssituationen und sozialen Schichten deutlich gravierender sind, <strong>als</strong> etwa<br />

zwischen Männern und Frauen mit einem ähnlichen Lebensstil. Durch solch einen wichtigen<br />

"feministischen Irrtum", so befürchtet Badinter, wird sich das Verhältnis zwischen Frauen und<br />

Männern weiter verschlechtern. - Grabenkämpfe über Kontinente hinweg.<br />

Wenn ein Amerikaner jedenfalls einer Lady auf Busen und Beine schaue, erzählt Madame<br />

Badinter zum Frauen-Verständnis , werfe man ihm vor, ein Schwein zu sein. Wenn ein Franzose<br />

das tue, finde eine Frau das charmant, selbst dann, wenn sie sich <strong>als</strong> Feministin begreife. "Und" -<br />

fragt die Philosophieprofessorin - "ist nicht ein Mann, der mir den Hof macht, viel ungefährlicher<br />

<strong>als</strong> einer, der es nicht tut?" Mit einer Feststellung fährt sie fort: "Bei uns haben Männer und Frauen<br />

weniger Angst voreinander. Die Statistiken zeigen übrigens, dass es auf der anderen Seite des<br />

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