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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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Reisen geht, steigt mit jedem Kilometer sein Preis. Der Endverbraucher legt letztendlich bis zu<br />

3.000 Euro für ein Kilo auf den Tisch.<br />

Es ist eine nicht mehr zu verleugnende Tatsache: Die Erlöse aus dem Drogenhandel<br />

werden hauptsächlich für den illegalen Waffenhandel dazu verwendet. Weltweit gilt es,<br />

paramilitärische Truppen aufzurüsten - Regionalkriege zu entfachen. So finanzierten die Franzosen<br />

bereits ihren Indochinakrieg (1946-1954) und Jahre danach die USA ihre Vietnaminvasion (1946-<br />

1975) zum Teil durch Rauschgift-Geschäfte. Dam<strong>als</strong> galt es, verbündete Armeen durch Heroin-<br />

Verkäufe auf dem Weltmarkt zu finanzieren. Tragend war die Mittler-Rolle des amerikanischen<br />

Geheimdienstes CIA - kein Geschäft ohne US-Agenten.<br />

Es war der amerikanische Enthüllungs-Journalist Gary Webb (*1955+2004), der in seiner<br />

Artikel-Serie "Dark Alliance" einen lückenlosen Nachweis über Kokain-Schmuggel durch die<br />

nicaraguanischen Contra-Rebellen in die USA führte. Seinerzeit im Jahre 1996 wurde mit diesen<br />

Erlösen ihr Krieg gegen die unliebsamen und USA-kritischen Sandinisten geführt. Laut Gary Webb<br />

soll die von ihm aufgedeckte Contra-Connection für die Hälfte des in dieser Zeit in die USA<br />

geschmuggelten Kokains verantwortlich gewesen sein. Gary Webb wurde am 10. Dezember 2004<br />

in seinem Haus in Sacramento erschossen aufgefunden. Der Pulitzer-Preisträger (1990) starb durch<br />

zwei Schüsse aus einer Waffe vom Kaliber 38 in den Kopf. Der örtliche Untersuchungsrichter<br />

deklarierte Webbs Tod <strong>als</strong> Selbsttötung. Spekulationen, dass Gary Webb ermordet worden sein<br />

könnte, nehmen seither kein Ende......<br />

Zurück nach Hannover an der Leine in den siebziger Jahren - dem Ausgangspunkt des<br />

deutschen "Drogen-Wunders". Viele Jugendliche freundeten sich einstweilig mit dem Kiff an, weil<br />

sie raus wollten aus einer Gesellschaft, die vom hohlen Profitstreben geprägt ist und an scheinbar<br />

überkommenen Normen stur festhält. Manche Pennäler dieser Jahre flüchteten in ihre eigene Welt,<br />

zumeist "heile" Welt. - Nur raus aus dieser erkalteten, unnahbaren, scheinbar sinnlos<br />

daherlebenden Gesellschaft war die Devise. Und jene vermeintliche Idole einer "neuen" Welt, die<br />

Pop- , Soul- und Beatgruppen um Jimi Hendrix (*1942 +1970) oder auch Frank<br />

Zappa(*1940+1993), verstanden es verlockend, diese neue Gesellschaft im Jenseits "schmackhaft"<br />

zu machen. Was so viel hieß: Nur wer "in", sei "high“. Das schien plötzlich ihr Leben oder besser<br />

gesagt ihre Welt, in der sie leben wollten. - Nur dort.<br />

Dam<strong>als</strong> träumten viele Avantgardisten des verführten Geschmacks von einer<br />

permanenten Revolution, vom romantisch angehauchten Ernesto Che Guevara (*1924 +1967) im<br />

fernen Südamerika - und sei es nur auf einem überlebensgroßen Poster. Ein Konterfei, das in vielen<br />

Trabanten-Vorstädten, auch ergrauten Beton-Bauten, ein Synonym für Hoffnung auf eine<br />

gerechtere Welt mit menschlichem Antlitz war. "Macht kaputt, was euch kaputt macht", tönte es<br />

durch Hannovers Straßen - gegen Kapitalismus, gegen Springers Massenblatt namens "Bild". Dabei<br />

haben Hippies, Kiffer, Studenten, Schüler und auch Lehrlinge recht schnell eines lernen müssen -<br />

Deutschland ist eben nicht drogen- aber dafür weitestgehend hoffnungsfrei.<br />

Jedes Milieu, jede Subkultur entwickelt im Laufe der Zeit seine eigene Sprache, eigene<br />

Begriffe, eigene Ausdrucksweisen; so auch die Drogenszene. Ihr Repertoire ist eine Mischung aus<br />

dem Jargon der Halb- und Unterwelt, verbunden mit einem englischen "Fachsprachencharakter"<br />

für Süchtige. So will es gelingen, dass sich Szene-Angehörige allein schon durch ihren emotionalen<br />

Sprachbezug abgrenzen - ausgrenzen - aussteigen. Wer in diesem In-Group-Gebaren heimisch<br />

werden will, der hat 211 neue Wörter zu lernen. Da heißt es eben Body Packing (Transportieren<br />

von Drogen in Körperöffnungen), Deutsche Hecke (Schlechtes Cannabis) oder auch Lady (für<br />

LSD).<br />

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