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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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Luwum wurde vom Stadion erst in das internationale Konferenzgebäude von Kampala -<br />

gleichzeitig die Residenz der Sicherheitsdienste -gebracht. Gefesselt fuhren ihn Sicherheitsoffiziere<br />

dann in Amins Ausweichquartier, die Nakasero Lodge bei Kampala. Dort warteten auf ihn, Amin,<br />

sein Stellvertreter Mustapha Adriki und sieben weitere Offiziere. Die besorgte Tageszeitung<br />

"Uhuru" (Freiheit), die allerdings im Nachbarland Tansania erscheint, schilderte in grosser<br />

Aufmachung: "Bischof Luwum wurde ins Zimmer gestoßen. Amin verlangte von ihm eine<br />

Unterschrift unter ein vorbereitetes Dokument, dass er, Luwum, in die Vorbereitungen zum Sturz<br />

Amins verwickelt gewesen sei. Luwum bestritt die Anschuldigungen und verweigerte die<br />

Unterschrift. Amin forderte Luwum auf, niederzuknien und ihm um Verzeihung zu bitten. Als sich<br />

der Bischof beharrlich weigerte, befahl Amin sechs Soldaten ins Zimmer.<br />

Sie nahmen dem Seelsorger die Fesseln ab, warfen ihn zu Boden und rissen ihm die<br />

Kleidung vom Körper. Dann schlugen ihn zwei Soldaten auf Anordnung Amins mit<br />

Nilpferdpeitschen zusammen. Der Bischof begann zu beten, was Amin noch mehr in Wut brachte.<br />

Er trat ihn, schlug ihn. Schrie: 'Unterschreib!' Aber der Bischof unterschrieb nicht. Amin: 'Ich habe<br />

den Bischof und die Missionare schon einmal gewarnt. Jetzt wird Gott sie strafen, weil sie<br />

ungehorsam sind.' "<br />

Die Nachrichtensendung von Radio Uganda - es war halb acht abends - unterbrach die<br />

Sitzung. Der Sprecher verlas aberm<strong>als</strong> die Meldung, dass der Bischof und die Minister verhaftet<br />

worden seien. Amin befahl, das Radio abzustellen. Dann spielte er Gott. Die Journalisten vom<br />

"Uhuru" schilderten: "Er zog die Pistole und schoss zwei Mal auf den Bischof, in die linke Brust.<br />

Luwum war sofort tot. Seine Leiche wurde auf einen Polizei-Landrover gelegt. Kurz darauf kam ein<br />

zweiter Landrover mit den Leichen der beiden Minister. Niemand durfte bis zum nächsten Morgen<br />

darüber reden." Die Frühnachrichten von Radio Uganda verbreiteten die Version vom "Unfalltod".<br />

Die Gefangenen hätten während ihres Transports fliehen wollen. Dabei sei der Wagen ins<br />

Schleudern geraten und habe sich überschlagen.<br />

Im Ausland glaubte es keiner. In einem Gedächtnisgottesdienst für den ermordeten<br />

Luwum sagte der kenianische Bischof Lawi Imathiu in der überfüllten Allerheiligen-Kathedrale in<br />

Nairobi: "Es ist die Ironie, dass die 'Organisation der Afrikanischen Einheit' (OAU) und die Kirche<br />

von Afrika die weißen Regimes im südlichen Afrika verurteilen und gegenüber den Söhnen und<br />

Töchtern Afrikas blind sind, die unter macht hungrigen Verrückten und solche Leuten leiden, die<br />

Unschuldigen nach dem Leben trachten." Kenias Staatspräsident Jomo Kenyatta (*1893+1978 )<br />

hatte Amin schon früher <strong>als</strong> "einen Idioten" und Sambias erster Regierungschef Kenneth David<br />

Kaunda <strong>als</strong> "einen Verrückten" bezeichnet.<br />

Die internationalen Proteste von US-Senatoren, englischen Unterhaus-Abgeordneten und<br />

schwedischen Ministern beantwortete Amin lapidar: "Ich bin mir keiner Schuld bewusst."<br />

Gleichzeitig verhängte der Diktator eine Nachrichtensperre fürs Ausland, um "die Gräuelmärchen<br />

und Lügengeschichten zu stoppen, die von Journalisten erfunden werden", erklärte Amin.<br />

Nach der Ermordung des Bischofs reiste der Reporter Karl Robert Pfeffer (*1941+1979)<br />

durch Uganda: "An diesem Mittag fahren wir nicht weit - wir lassen das Gefängnis von Kampala<br />

hinter uns und auch die Kadettenschule, wo Amins Wachmannschaften gedrillt und auf ihn und<br />

den Islam eingeschworen werden. Etwa fünfzehn Kilometer vom Stadtkern Kampalas entfernt<br />

liegt die Ortschaft Nagulu. Bei Nagulu gibt es kleine Wälder, sumpfige Ausläufer des Victoria-Sees<br />

und sehr viel Elefantengras. Als wir auf der Hauptstraße nach Jinja hinter Nagulu anhalten, steht an<br />

mehreren Stellen eine hohe Rauchsäule über dem Sumpf - angeblich wird das Gras abgebrannt,<br />

und das ist alltäglich in Uganda. Aber mein Freund weiß etwas: Wir gehen zu diesem Wäldchen<br />

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