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Verfügbar als pdf (8,7 Mb) - Reimar Oltmanns

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diese Akten so liest, kann man den Eindruck haben, <strong>als</strong> hätten diese Politiker nur Weiber im Kopf<br />

und sonst nicht mehr viel."<br />

Ihr geheimer Treffpunkt war jedenfalls der "Bärringer Hof" im abgelegenen Provinzdorf<br />

Ettenbeuren. Ihre Spielwiese ein verstecktes Etablissement in Reutin, einem Stadtteil von Lindau<br />

am Bodensee. Altgenosse Herbert Fleischer, Gastwirt im "Bärringer Hof", erinnert sich an die<br />

nächtlichen Barbesuche der Neu-Ulmer SPD-Prominenz: "Bei mir waren sie oft mit Weibern.<br />

Danach sind sie dann in das Appartement in Reutin gefahren." Der "schwitzende Lu" Fellermaier<br />

zu diesen Vorwürfen: "Das ist alles lächerlich."<br />

Doch Neu-Ulms Justitiar, der FDP Landtagsabgeordnete Hans Willi Syring (1970-1974)<br />

lässt dieses Dementi nicht gelten : "Ich bin dam<strong>als</strong> wegen der Machenschaften von Hartmann und<br />

Fellermaier aus der SPD ausgetreten." So hatte sich Edi Hartmann 1972 in München einen<br />

besonderen miesen Trick einfallen lassen, um seine Frau loszuwerden.<br />

Auf der Suche nach Beweisen für Seitensprünge seiner Frau alarmierte er unter Hinweis<br />

auf sein Abgeordnetenmandat die Polizei, <strong>als</strong> er Uta Hartmann mit dem Kaufmann und<br />

Hausfreund Erich Hupp im "Hotel an der Oper" vermutete.<br />

Den Münchner Uniformierten machte Hartmann die Notwendigkeit des Einsatzes mit<br />

„staatspolitischen“ Argumenten schmackhaft. Seine Frau habe “geheime Notizen“ über die<br />

Ostpapiere (Grundlagen-Vertrag mit der DDR) und 2.000 Mark gestohlen und treffe sich gerade<br />

mit dem Ostspion Hupp im besagten "Hotel an der Oper". Hartmanns Plan freilich ging nur<br />

teilweise auf. Sechs Polizisten erwischten Frau Uta und Erich Hupp nur bei einem harmlosen Flirt,<br />

der <strong>als</strong> Scheidungsgrund aber nicht ausreichte. Und Geheimpapiere sowie 2.000 Mark fanden die<br />

Fahnder auch nicht. Denn Edi Hartmann hatte zu keiner Zeit Zugang zu vertraulichen<br />

Ostpapieren. Trotz Strafanzeige und Aufhebung der Immunität des SPD-Genossen durch den<br />

Bayerischen Landtag musste sich Politiker Hartmann vor keinem Gericht verantworten. Die Justiz<br />

schickte nur einen Strafbefehl.<br />

Ganz so harmlos wird sein Freund Fellermaier dagegen nicht davonkommen. Er muss<br />

befürchten, dass der Bundestag seine Abgeordneten-Immunität schon bald aufheben und die<br />

Staatsanwaltschaft dann Anklage wegen f<strong>als</strong>cher Aussage und übler Nachrede erheben wird.<br />

Kronzeuge der Anklage ist der Münchner CSU-Bundestagsabgeordnete Günther Müller<br />

(*1934+1997; von der SPD zur CSU gewechselter Münchner Parlamentarier 1965-1994). Er will<br />

unter Eid aussagen, dass Uta Hartmann mit Fellermaier keinen Seitensprung begangen hat, weil sie<br />

an dem fraglichen Abend mit dem Sozialdemokraten nicht allein war.<br />

Vielmehr habe Uta Hartmann zunächst mit Fellermaier, dem Kaufmann Hupp und ihm<br />

im Bonner Prominentenlokal "Maternus" in Bad Godesberg diniert und dann in der "Rheinlust" in<br />

Bonn-Kessenich, der ehemaligen Stammkneipe der SPD-Hinterbänkler um Bundesminister Egon<br />

Franke (*1913+1995) , mit den legendären "Kanalarbeitern" gezecht. Nach einem weiteren<br />

Lokalwechsel sei sie dann gegen 2 Uhr mit einem Taxi ins Hotel gefahren.<br />

Fellermaier kann nur noch hoffen, dass der CDU/CSU-Fraktionsgeschäftsführer und<br />

Neu-Ulmer Kollege und Direktkandidat Leo Wagner (*1919+2006; CSU-MdB 1961-1976) seinen<br />

Parteifreund Müller zurückpfeift. Denn bisher galt zwischen Wagner und seinem<br />

sozialdemokratischen Konkurrenten in Neu-Ulm das stillschweigende Abkommen, sich wegen<br />

Zecherlebnisse inklusiv Weiberaffären nicht anzuschwärzen. Augenzwinkern. Denn meist abends,<br />

wenn im Plenarsaal die Liveberichte für " die da draußen im Lande" zu Ende waren, vertauschte<br />

gleichsam der staatstragende CSU-Politiker Leo Wagner seine Rolle in die des schlüpfrigen<br />

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